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Infernal: Thriller (German Edition)

Infernal: Thriller (German Edition)

Titel: Infernal: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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wäre mein Job wichtiger als ihrer. Andere vertragen die Tatsache nicht, dass es in meinem Leben etwas gibt, das wichtiger ist als sie. Ich will mich nicht darüber beschweren. Ich will nur, dass Sie es verstehen.«
    »Ich verdiene achtundsechzigtausend Dollar im Jahr«, sagt Kaiser. »Ich weiß, dass Sie eine ganze Menge mehr nach Hause bringen.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ich habe Ihre Einkommensteuer-Erklärung gesehen.«
    »Was?«
    »Wir mussten Sie als Verdächtige ausschließen. Es gehörte dazu.«
    »Großartig.«
    »Aber ich glaube nicht, dass Ihr Job wichtiger ist als meiner.« Er nimmt eine Gabel in die Hand und schiebt sich einen Bissen Omelett in den Mund. »Sie?«
    »Nein.«
    »Und ich weiß, dass ich nicht an erster Stelle in Ihrem Leben komme.«
    »Stimmt.«
    »Und ich bin vollkommen zufrieden damit.«
    Ich beobachte ihn, während er Hot Sauce über sein Omelett gießt, doch ich kann in seinen Augen nicht das Geringste lesen. »Worüber reden wir eigentlich?«
    »Ich denke, das wissen Sie.«
    »Nun, dann sind wir wenigstens auf der gleichen Seite im Buch.«
    Er lächelt, und diesmal zeigt er seine weißen Zähne, und seine Augen funkeln. »Ich bin wirklich nicht hergekommen, um Ihnen das zu sagen, aber ich bin froh, dass ich es getan habe. Es ist vielleicht unpassend wegen Ihrer Schwester.«
    »Das hat nichts mit meiner Schwester zu tun. Was Jane zugestoßen ist, hat nur etwas bestätigt, das ich schon vor langer Zeit begriffen habe. Wenn man mit etwas, das man tun möchte oder tun sollte, zu lange wartet, dann ist man möglicherweise tot, bevor man die Chance erhält.«
    »Das habe ich ebenfalls begriffen. In Vietnam. Aber es ist leicht, im hektischen Alltagsleben die Sicht dafür zu verlieren. Man verstrickt sich in dem, was man tut, andere Menschen verlassen sich auf einen, und man entwickelt einen Tunnelblick. Sie kennen dieses Gefühl?«
    »Es hat eine lange Zeit gegeben, da habe ich nur das von der Welt gesehen, was vor meiner Linse war.«
    »Und heute?«
    »Heute lasse ich mich mehr treiben. Das heißt, bis zu dem Tag, an dem ich die Gemälde entdeckt habe. Darüber hinaus bin ich vollkommen ungebunden.«
    »Vertragen Sie noch eine persönliche Frage?«
    »Warum nicht?«
    »Lenz hat mir gesagt, dass Sie und Ihre Schwester sich nicht besonders nahe gestanden hätten. Und doch unternehmen Sie weit mehr als alle anderen Verwandten, die von diesen Entführungen betroffen sind. Sie haben es zu Ihrer Mission gemacht, Ihre Schwester zu finden, oder wenigstens die Wahrheit. Wie erklären Sie das?«
    Wie erkläre ich das? »Ich habe Lenz nicht alles erzählt. Jane und ich hatten Probleme als Kinder und Jugendliche, ja. Einige dieser Probleme hielten bis in unser Erwachsenenleben an. Aber vor drei Jahren erhielt ich eine Schreckensnachricht. Ich war wegen starker Schmerzen in der Notaufnahme gelandet, und das Nächste, woran ich mich erinnere, war die onkologische Station. Verdacht auf Granulosazellkarzinom. Die Eierstöcke. Ich hatte Glück, dass es in San Francisco passierte und nicht während eines Auftrags irgendwo in der Welt. Aber meine Freunde waren alle unterwegs. Ich war allein und hatte Todesangst.«
    Ich zögere und schlucke mühsam, während ich gegen den Klumpen ankämpfe, der sich in meiner Kehle bildet. »Irgendwann mitten in der Nacht wachte ich auf und fand Jane neben meinem Bett. Sie hielt meine Hand. Ich dachte, ich würde träumen. Sie sagte, sie wäre in der Nacht zuvor aus dem Tiefschlaf aufgeschreckt und hätte einen schmerzhaften Schock gespürt, wie eine Wehenkontraktion, und vor ihrem geistigen Auge hätte mein Bild gestanden. Sie rief bei mir zu Hause an und landete auf meinem Anrufbeantworter. Dann rief sie in meiner Agentur an und erfuhr, dass ich im Krankenhaus lag. Sie ließ die Kinder bei ihrem Mann zurück und flog direkt nach San Francisco, um bei mir zu sein. Sie schlief vier Tage in diesem Krankenhauszimmer. Sie rollte mich zu den Untersuchungen, verhandelte mit den Ärzten und Pflegern, alles. Sie wich nicht eine Sekunde von meiner Seite.«
    »Sie waren sich vorher nicht so nahe gewesen?«
    »Nein. Und ich sage nicht, dass die Sünden der Vergangenheit auf magische Weise verziehen waren. Doch sie erzählte mir ein paar Dinge. Sie sagte, als sie älter geworden wäre, hätte sie nach und nach angefangen zu verstehen, welche Opfer ich gebracht hatte, um sie durchzubringen, als wir Kinder waren. Dass sie wüsste, dass ich immer nur das Beste für sie gewollt hätte,

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