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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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Das ist da, wo der Himmel liegt – so heißt es zumindest.«
    »Seltsam«, meinte Cassie.
    »Klar, aber ist doch egal.« Faul paddelte Via mit den Beinen im duftenden Wasser. »Als willkommene Abwechslung ist dieser Ort unschlagbar. Ich könnte bis in alle Ewigkeit hier bleiben, kein Problem.«
    »Das wäre wirklich schön, aber wir haben noch ein paar Dinge zu erledigen«, erinnerte Cassie sie. Sie genoss den allgegenwärtigen Luxus auch, aber sie war schließlich nicht für ein Wellness-Wochenende hergekommen.
    Als sie aus der Wanne stiegen, kamen einige von den weiß gekleideten Blumenmädchen, trockneten sie mit weichen, frischen Handtüchern ab und halfen ihnen beim Ankleiden. Danach brachte man sie in einen langen Speiseraum, dessen Tische sich unter exotischen Früchten geradezu bogen. Eine weiterer Schwarm von Dienern – Jungen diesmal, etwa in Cassies Alter – massierte sie auf verschnörkelten Sofas und fütterte sie mit den köstlichen Früchten. Die Jungs sahen allesamt aus wie Unterwäschemodels.
    »Irgendwie blöd für dich«, stellte Via fest.
    »Was denn?«
    »Dass du Jungfrau bleiben musst.«
    Daran hatte Cassie noch gar nicht gedacht. Von der Obrigkeit der Hölle gesucht zu werden, beeinträchtigte aus irgendeinem Grund immens ihren Sexualtrieb. Viel eher drehten sich ihre Gedanken um Lissa.
    Ich muss Lissa da rausholen.
    Aber wie sollten sie das anstellen?
    Mehrere Ritter eskortierten sie als Nächstes zu Ezoriels Kriegszimmer. Als Cassie und die beiden anderen eintraten, verbeugten sich der äußerst attraktive Engel und seine obersten Offiziere tief und knieten nieder.
    Dieses Königinnen-Getue geht mir langsam auf die Nerven.
    »O Heilige, war alles zu Eurer Zufriedenheit?«
    »Ja, danke.«
    »Dann wäre es mir eine Ehre, meine Heilige, wenn Ihr meinem Plan lauschen würdet.«
    »Leg los, schöner Mann«, sagte Via.
    Cassie schüttelte nur den Kopf. Eine gigantische Landkarte, mit Tinte auf gebleichtes Dämonenleder gezeichnet, lag auf dem Tisch ausgebreitet, und Ezoriel benutzte den langen, dünnen Flügelknochen einer Nieder-Fledermaus als Zeigestab.
    »Ich schlage einen zeitversetzten Zweifrontenangriff vor, o Heilige«, sagte er mit seiner Wahnsinnsstimme. »Die Constabler werden damit rechnen, dass Ihr versuchen werdet, hier einzudringen.«
    Er tippte mit dem Zeigestab auf die eingezeichnete Kommission für Justizfolter.
    »Und genau das würde ich Ihnen auch empfehlen. Wenn Ihr in die Kommission eingedrungen seid, warten wir. Der Feind soll Zeit haben, sich zu konzentrieren, er soll glauben, eine zweite Welle werde in der Kommission zuschlagen. In diesem Moment werde ich dann meine größte Streitmacht hierher führen.«
    Der Zeigestab deutete quer durch den Raum auf den Mephisto-Turm.
    »Luzifer wird niemals mit einem zweiten Angriff an dieser Stelle rechnen.«
    Cassie erinnerte sich an die Erläuterungen über die Verteidigungsmaßnahmen des Mephisto-Turms. »Aber ist das nicht ein Himmelfahrtskommando? Der Turm ist doch von Fleischlabyrinthen umgeben. Ich dachte, die wären undurchdringlich.«
    »Normalerweise schon«, antwortete Ezoriel. »Aber unter diesen außergewöhnlichen Umständen, denke ich, haben wir einen enormen Vorteil auf unserer Seite. Die Labyrinthe werden geschwächt sein, da Luzifer mit Sicherheit die wichtigsten seiner Hexenmeister bei der Kommission für Justizfolter zusammenziehen wird – in der Hoffnung, Euch zu fangen. Durch diesen Transfer phantasmischer Energie wird die Kraft der Labyrinthe geschwächt.«
    »Die Fleischlabyrinthe sind ein organisches Wesen«, ergänzte Via. »Das ist wie ein Immunsystem. Wenn es vollkommen intakt ist, bekommst du nie eine Erkältung. Aber wenn es geschwächt ist?«
    »Ein massiver Simultanangriff auf mehrere Zugänge könnte die Abwehr überwältigen«, sinnierte Ezoriel. »Wir könnten das Fleischlabyrinth durchdringen und den Mephisto-Turm belagern. Das wäre der erste Schritt zur Entthronung Luzifers. Das Risiko ist hoch, aber ohne Risiko werden wir nie einen Sieg erringen, und die Herrschaft des Morgensterns wird ungehindert in all ihrer Abscheulichkeit andauern.«
    Der Plan wirkte ziemlich kompliziert auf Cassie. »Warum benutzen wir nicht einfach die Nektoports, um in den Mephisto-Turm einzudringen? So könnte man die Labyrinthe einfach umgehen.«
    »Nektoportation gelingt nicht über die Labyrinthe hinweg. Ein solches Kunststück vermag keine Hexenkraft zu vollbringen. Ein Lufttransport ist ebenfalls nicht möglich.

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