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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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Erscheinung des Engels bewundern. Was für ein Körper! , dachte sie.
    »Es steht geschrieben, dass Ihr kommen würdet … und nun seid Ihr wirklich hier«, sagte er mit einer herrlich melodiösen Stimme. »Eure Anwesenheit hier hat uns die herrlichste Gnade zuteil werden lassen. Cassie, die Tochter des Äthers, die Heilige aus der Welt der Lebenden, gekommen, um die Verdammten zu weihen.«
    »Das ist doch mal eine Anrede«, sagte Via.
    Das riesige Schwert wurde aus der Scheide gezogen. Cassies Augen weiteten sich. Irgendetwas jenseits ihres Bewusstseins brachte sie dazu, sich hinzuknien.
    »Es ist die größte Ehre meines ewigen Lebens, Euch, Cassie, zur Ersten Heiligen der Hölle zu erklären.«
    Die Spitze des Schwertes berührte nacheinander ihren Kopf und beide Schultern.
    »Wir sind Eure ergebenen Diener.«
    Cassie richtete sich völlig perplex wieder auf. Als sie sich umsah, knieten alle anderen auf dem Feld.
    Wow .
    »Also«, sagte sie. »Sie wollen uns helfen?«
    »Mit all unserer Kraft.«
    Super Antwort! »Tja, Sie haben hier das Kommando. Was machen wir jetzt?«
    Ezoriel hob die Hand, und auf der Stelle öffnete sich ein weiterer Nektoport. »Wir werden uns jetzt beraten. In meinem geheimen Stützpunkt.«
    »Na prima«, sagte Via. »Also los.«
    Sie folgten dem Engel zum Port, doch da fiel Cassie noch etwas ein. »Entschuldigung, Ezoriel?«
    Der Engel wandte sich um.
    »Würde es Ihnen etwas ausmachen, den Helm abzunehmen? Das sieht irgendwie unheimlich aus.«
    Ohne ein weiteres Wort zog Ezoriel den Helm aus. Cassie starrte ihn an.
    Du lieber Himmel! Er sieht aus wie Brad Pitt!

II

    »Hartes Leben, was?«, sagte Via.
    Das Innere von Ezoriels Festung war unbeschreiblich luxuriös, eines mittelalterlichen Königs würdig. Cassie, Via und Hush streckten sich genüsslich nackt in einer riesigen Marmorwanne voller kühlem Wasser aus; nach der ganzen Rennerei in der Hölle tat das wirklich gut. Fächer aus breiten Federn waren an langen Stangen befestigt und sorgten so für eine angenehm leichte Brise. Exotische Blumen schwammen auf dem duftenden Wasser. Cassie lehnte sich mit geschlossenen Augen zurück und genoss das Schaumbad.
    »Und das ist reines Wasser«, bemerkte Via. »Ein extremer Luxus, nicht so leicht zu beschaffen in der Hölle.«
    »Woher haben sie es? Gibt es hier einen Fluss oder eine Quelle?«
    »In der Hölle?« Der Gedanke amüsierte Via offenbar. »Sie stellen es selbst her, in diesen großen Destillationsfässern da drüben.«
    Hushs Kopf sah aus, als treibe er auf dem Seifenschaum. Ihre verbliebene Hand zeigte aus dem parfümierten Wasser heraus quer durch das lange, geflieste Atrium. Da standen einige Ritter, stopften teilnahmslos klein gehackte Dämonenleichen in große, über offenen Feuern hängende Eisenkessel und stampften die Stücke mit schweren Holzpfosten fest. Dann wurden die Kessel mit Deckeln verschlossen, in die Röhren eingearbeitet waren.
    »Voilà«, erklärte Via. »So viel reines Wasser, wie das Herz begehrt.«
    Cassie erbleichte bei dem schauerlichen Anblick.
    Der Nektoport hatte sie direkt vom Schlachtfeld hierher gebracht, und ihr Gastgeber Ezoriel hatte ihnen eine wahrhaft königliche Höflichkeit erwiesen. Der Kommandoposten des Engels stellte sich als gewaltige Festung mit steinernen Mauern und Türmen, Minaretten und sogar einem Burggraben heraus. Ein riesiges Burgverlies zog sich über mehrere Kilometer an einer Mauer entlang, während ein Schlossturm sich im Zentrum der Umfriedung erhob. Tausende von schwarzen Rittern beschützten die Anlage.
    »Das ist wirklich eine Wahnsinnshütte.« Via plantschte genießerisch im Wasser.
    Cassie sah durch ein offenes Fenster mit Steinrahmen auf einen nebligen Himmel. Er sah überhaupt nicht aus wie der karmesinrote Himmel der Hölle, und das laue Lüftchen, das von den Federfächern und durch die Fenster hereingeweht wurde, roch verlockend frisch. Es gab keine Spur von dem Gestank der Stadt.
    »Wo genau liegt dieser Ort?«, wollte sie wissen.
    »In den Niederen Sphären«, antwortete Via. »Wir sind zwar immer noch in der Hölle, aber man kann es sich als eine andere Existenzebene als die Mephistopolis vorstellen. Es gibt mehrere Sphären, aber niemand weiß viel darüber. Dieses Geheimnis kennen nur die mächtigsten Gefallenen Engel. Der Legende nach gewann Ezoriel diese Sphäre von Luzifer durch eine Wette. Ein anderes Gerücht besagt, dass die Niederen Sphären auf derselben Linie liegen wie die Sphäre der Sieben Sterne.

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