Inferno
Einmal haben wir eine gesamte Truppendivision auf Nieder-Fledermäuse verladen, um die Labyrinthe zu überfliegen. Das Ergebnis war katastrophal. Luzifers metaphysische Energiegeneratoren sind viel zu stark. Der einzig mögliche Weg führt durch die Labyrinthe hindurch.«
Da kam Cassie plötzlich ein ganz anderer Gedanke. »Wie kommen Via, Hush und ich denn überhaupt in die Kommission? Mit der Ruhmeshand?«
»Luzifers Hexer haben das Täuschungsmanöver inzwischen durchschaut«, sagte Ezoriel. »Ihre Gegenmaßnahmen werden die Ruhmeshand unschädlich machen. Stattdessen werde ich Euch und Eure Freunde auf das Kommissionsgelände nektoportieren.«
Das klang nicht gerade berauschend. »Und das ist alles?«
»Zusammen mit einhundert meiner besten Soldaten, die euren Angriff führen werden.«
Das klingt schon etwas besser. Cassie bemühte sich, die ganzen Details des Angriffsplans in ihrem Kopf zu sortieren.
»Okay, super. Wir greifen die Kommission an, und dann greift ihr die Fleischlabyrinthe an – eine Zweifronteninvasion. Aber wenn Luzifer so viele Kräfte zusammenzieht, um die Kommission zu schützen«, Cassie wusste nicht, wie sie das besser formulieren sollte, »sind wir dann nicht komplett geliefert?«
»O Heilige, Ihr scheint immer noch nicht verstanden zu haben, dass Ihr und Eure beiden Verbündeten über die mächtigste aller Waffen verfügt.« Der Engel hielt den Sack mit Fenton Blackwells Knochen hoch. »Das hier. Die stärkste Reliquie der Macht, die jemals innerhalb des Herrschaftsgebiets der Hölle eingesetzt wurde.«
»Das ist doch nur ein Sack voller Knochen«, meinte Cassie skeptisch.
»Das ist viel, viel mehr«, entgegnete Via. »Deshalb haben wir auch so viel auf uns genommen, um sie zu beschaffen.«
»Diese Reliquie der Macht, begraben in der Welt der Lebenden und heimlich in die unsere gebracht, wird Euch unbesiegbar machen«, erklärte Ezoriel.
»Wie denn?«
»Das wirst du schon noch sehen.« Via sah aufgeregt zu Hush.
Keine Sorge! , formten Hushs Lippen lautlos.
Cassie zuckte die Achseln. Am besten glaubte sie ihnen einfach.
»Theoretisch«, fuhr Ezoriel fort, »bezieht sich die einzig mögliche Schwäche der Reliquie der Macht auf ihre übernatürliche Beschaffenheit.«
»Sie haben doch gerade gesagt, sie macht uns unbesiegbar«, beschwerte sich Cassie. »Entweder sind wir unbesiegbar, oder wir sind es nicht. Was denn nun?«
»Ihr seid unbesiegbar gegen jegliche Kraft der Hölle außer einer: Fenton Blackwell selbst. Sobald Ihr die Reliquie einsetzt, wird der echte Blackwell es wissen; er wird es im Kern seiner verdammten Seele spüren können.«
»Wie ich dir schon im Zug erklärt habe«, sagte Via. »Blackwell ist jetzt in der Hölle, und Luzifer hat ihn zu einem Dämonenfürst gemacht. Sobald wir die Reliquie benutzen, wird Blackwell es spüren und uns jagen. Da die Knochen ihm gehören, ist er der Einzige, den ihre Macht nicht beeinträchtigen wird.«
»Aber das bringt doch den ganzen Plan durcheinander!«, rief Cassie. »Was nützt uns denn eine beschissene Reliquie der Macht, wenn Blackwell hinter uns her ist?«
»Er ist zu weit weg«, sagte Via. »Bis er uns findet, sind wir schon längst wieder über alle Berge. Er wohnt am Templerkap, das ist die hinterste Ecke der Mephistopolis. Es kann Tage dauern, bis er uns gefunden hat.«
»Um genau zu sein«, unterbrach Ezoriel, »würde das noch beträchtlich länger dauern. Der Dämonenfürst Blackwell residiert nicht länger am Templerkap.«
»Nicht?« Via wirkte besorgt.
»Er residiert nun in meinem Kerker«, sagte Ezoriel mit einer gewissen Befriedigung. »Ich habe meinen Truppen vor wenigen Stunden befohlen, ihn zu finden und herzubringen.« Ezoriel schaltete einen der inzwischen vertrauten ovalen Fernseher an; zu sehen war eine drei Meter große Gestalt mit eckigem Kopf und Hörnern, die vom Hals bis zu den Knöcheln in dicke Eisenketten gefesselt war. Sie war umgeben von einem Trupp schwarzer Ritter mit Speeren und Streitäxten, die sie bewachten.
»Blackwell ist eingesperrt!« Via war ganz aufgeregt. »Und mit Ezoriels Plan werden wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.«
Ezoriel führte das weiter aus. »Ihr werdet mit Eurer Schwester wiedervereint, und wir werden Luzifer und seiner Herrschaft der Tyrannei den bislang schlimmsten Schlag versetzen.«
Nun blickten alle Anwesenden Cassie an, in Erwartung ihrer Zustimmung.
»Hört sich ganz okay an«, meinte sie. »So machen wir’s.«
III
Das Gefühl,
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