Inferno
Ungeheuerlichkeit war ganz offenbar für einen solchen Angriff gerüstet.«
»Wenigstens haben wir den restlichen Bezirk zerstören können.«
»Satan wird ihn einfach wiederaufbauen«, sagte Ezoriel. »Alles, was keine totale Niederlage ist, betrachtet er als Sieg für sich selbst. Ich begreife nur nicht, wo wir uns geirrt haben. Wie konnten wir seine Kräfte nur so unterschätzen?«
»Mein Herr!« Ein Fußsoldat kam zu ihnen gerannt. Er überreichte Ezoriel eine Pergamentrolle. »Eine furchtbare Nachricht hat uns durch unsere Boten erreicht!«
Die Antworten auf Ezoriels Fragen wurden ihm gleich dort auf der brennenden Straße gegeben. Er las das Schreiben und sank in sich zusammen.
»Gebt sofort Befehl zum bedingungslosen Rückzug«, wies er Barca an. »Wir haben den Kampf verloren.«
»Ich fürchte, es ist zu spät für einen Rückzug«, wandte Barca ein und deutete nach vorn.
Der gewaltige schlangenartige Körper der Fleischlabyrinthe zog sich zusammen, und aus jedem Zugang wurden die Überreste verdauter Ritter ausgestoßen.
Es war ein abscheulicher Anblick.
Ezoriels Truppen wurden in der Tat verdaut, ohne Gnade. Enzyme wurden aus den inneren Fleischkanälen ausgeschüttet, Arterien verschlangen mehr und mehr Blut, um mehr und mehr Nährstoffe abzutransportieren. Die zuletzt eingedrungenen Soldaten flohen schreiend aus den klaffenden Orifi, die Rüstung – und die Gesichter – halb geschmolzen durch die labyrinthische Version von Magensäure; manche krochen auf sich auflösenden Gliedmaßen heraus, das Fleisch fiel von ihren Knochen wie heißes Wachs. Andere sanken einfach zusammen und verflüssigten sich zischend.
Und dann öffneten sich die Zugänge weit, um den Rest auszustoßen.
Die tausende, die in der Hoffnung auf Sieg hineingestürmt waren, wurden nun vernichtet und ausgespuckt.
»Ich habe vollkommen versagt.« Ezoriels Stimme zitterte jetzt wie ein verlöschendes Licht. »Ich habe mich von Luzifer überlisten lassen. Ich kann nur zu dem Gott, den ich verließ, beten, dass die Heilige nicht durch meinen Leichtsinn gefangen genommen wird. Öffnet sofort die Nektoports. Ich werde persönlich den Gegenangriff auf die Kommission anführen.«
Nachdem er die letzten Befehle ausgeführt hatte und sich die Truppen auf den bedingungslosen Rückzug vorbereiteten, zögerte Barca noch. »Herr, Euch ist wohl bewusst, dass die Reliquie der Macht sehr wahrscheinlich inzwischen überwältigt wurde?«
Ja , dachte Ezoriel. Und mich allein trifft die Schuld an der Versklavung der Ersten Heiligen der Hölle .
KAPITEL SECHZEHN
I
Die Schreie und Kampfgeräusche klangen in den labyrinthischen Mauern der Kommission für Justizfolter nie ganz ab, aber sie wurden doch eindeutig schwächer. Via nahm das als sehr gutes Zeichen, als Hinweis darauf, dass sie siegreich waren.
Cassie nimmt den Scheißladen hier auseinander , dessen war sie sich sicher, und Ezoriels Soldaten räumen hinter ihr auf. Wenn die hier fertig sind, ist das alles nur noch ein Steinkasten voll mit Dämonenfleisch .
Und hoffentlich konnten sie Lissa retten.
Hush wirkte allerdings beunruhigt, als mehrere Fußsoldaten in den großen Raum eilten. Es war der Botengreif, der die schlechtesten Nachrichten überbrachte. Das hässliche geflügelte Tier hockte auf dem Arm eines Ritters, und beklommen informierte ein anderer Soldat Via über das, was tatsächlich im Mephisto-Turm und in Ezoriels Kerker geschehen war.
»Ein Hex-Klon!«, schrie sie. »Das darf doch nicht wahr sein!«
»Ich bedaure, aber so ist es«, entgegnete der Ritter trübselig. »Es wurde von offizieller Seite bestätigt; es kann keinen Zweifel mehr geben.«
»Das bedeutet, dass der echte Blackwell …«
»… sich wahrscheinlich längst irgendwo auf diesem Gelände befindet«, befürchtete der Ritter.
»Scheiße!«
Noch vor wenigen Augenblicken war Via überzeugt gewesen, dass die Überfälle hier und in der Nähe des Mephisto-Turms erfolgreich waren, doch nun musste sie erfahren, dass sie nicht nur völlig falsch lag, sondern auch, dass der gesamte Plan im Vorhinein sabotiert worden war.
Ihr fiel nur ein einziges Wort ein: Xeke.
Cassies physischer Körper blieb weiterhin aufrecht neben ihnen stehen, die ausdruckslosen Augen ihres Trancezustands starrten ins Leere.
Und Cassies Seele , dachte Via weiter, ist immer noch da draußen und läuft mit der Reliquie der Macht herum .
Nur vier Ritter waren zu ihrem Schutz hier. Das würde nicht reichen, so viel war klar.
»Wir
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