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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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war wie eine rasende Rauchwolke, die durch die Luft wirbelte. Doch als die wilden Bewegungen und Windungen ihren Körper schier zum Zerspringen brachten...
    Dann hörte es auf.
    Sssssssssssssssssssssssss-ONK!
    Einige schreckliche Augenblicke verstrichen; Via wurde wieder an den Haaren gepackt, genauso wie Hush. Blackwell zog sie so mühelos hinter sich her, als trüge er zwei Plastiktüten aus dem Supermarkt in Händen. Der Schmerz in ihrer Kopfhaut war brennend, doch immer noch war jeder Versuch, ihre Muskeln zu bewegen, vergebens.
    »Willkommen in meinem Reich«, hörte Via. Der Nektoport öffnete sich in einem großen Raum mit viktorianischem Dekor, doch Via brauchte nicht lange, um zu erkennen, was das wirklich für ein Raum war: eine reichhaltig geschmückte Folterkammer. Ihre Augen rollten in den Höhlen herum, aber das war das Äußerstes an Bewegung, was sie im Moment zustande brachte. Der Lähmungszauber stellte sie und Hush so ruhig, als hätte man ihnen das Genick gebrochen.
    Die Bestie Fenton Blackwell ließ sie auf den Boden fallen. Vorsichtig, um den Schatz nicht zu beschädigen, bettete er Cassie auf ein gepolstertes Kanapee. Die roten Höllenaugen verweilten auf dem zarten Körper, ein Krallenfinger streichelte Cassies Wange.
    »Luzifers Diener werden dich bald holen kommen, zweifellos mit einer würdigen Belohnung für mich. Ich bin sicher, mein Herr und Meister wird zufrieden mit mir und meinem Zeichen unbedingter Treue sein. Immerhin würden die meisten Dämonenfürsten Euch in ihrer Gier für sich selbst versteckt halten und in alle Ewigkeit mit Euch spielen. Aber nicht ich. Ihr seid ein ganz besonderes Spielzeug, der erste lebendige Mensch in der Hölle, und mit ewiger Ergebenheit werde ich Euch dem Herrn der Lüfte überreichen.«
    Das Ungeheuer beugte sich hinunter, um wieder mit seiner stinkenden schwarzen Zunge Cassies Gesicht abzulecken. »Der Geschmack des Lebens«, grunzte er. »Wie ein guter Wein. Zu schade, dass ich nicht die ganze Flasche austrinken darf.«
    Der Ort, an den man sie verschleppt hatte, roch widerlich nach einer Mischung aus üppigen Parfums und menschlichem Schmutz. Vias Augen wanderten zum anderen Ende des Raums, wo sie etwas Grauenhaftes entdeckte. Mitten unter den schweren Gobelins, Teppichen und Intarsienarbeiten, zwischen Skulpturen und gold gerahmten Porträts, klassischen Möbeln und Verzierungen fiel ihr entsetzter Blick auf eine Reihe nackter Frauen – einige davon dämonisch, einige menschlich -, die an prunkvollen Haken an der Wand hingen.
    Das war jedoch keine Leichengalerie eines Wahnsinnigen: Die Frauen waren alle noch am Leben und wanden sich in ihren Fesseln. Die Bänder und Schultergelenke einiger von ihnen hatten längst nachgegeben, ausgeleierte Haut und Muskeln dehnten sich zwischen den zerstörten Gelenken.
    Doch trotz ihres Zustands hingen all diese armen Kreaturen eindeutig seit Jahrzehnten hier, wie eine Kuriositätensammlung, Blackwells abartiger Freizeitvertreib.
    Eins war allen Frauen zudem gemeinsam, und das überraschte Via nun nicht mehr im Geringsten. Ihre Bäuche wölbten sich deutlich.
    Die Frauen waren alle schwanger.
    Eine weitere Bewegung ihrer Augen bestärkte Vias Ahnung: Der hohe Steindolmen in der Mitte des Raumes ließ keinen Zweifel daran, was Blackwell mit dem Nachwuchs dieser Frauen anstellte.
    Er macht hier dasselbe wie zu seinen Lebzeiten. Kinder zeugen und sie Luzifer opfern.
    Die roten Augen wanderten zu Via und Hush. »Meine Transfiguration gestattet es mir, jede Rasse in der Hölle zu befruchten. Ihr habt die Ehre, bis in alle Ewigkeit von mir vergewaltigt zu werden und mir unendlich viele Säuglinge für meinen Opferaltar zu schenken. Aber verzagt bitte nicht. Ihr werdet es immer und immer wieder erleben dürfen. Das Wunder des Lebens, das Geschenk eures Gottes, ausgenutzt um meinem zu huldigen.«
    Ein schweres metallisches Geräusch ertönte, als Blackwell aus ihrem Gesichtsfeld trat; kurze Zeit später erschien er wieder, über Via gebeugt. Seine abscheulichen Hände kamen näher, sie hielten ein Paar Handschellen, die durch wenige Kettenglieder miteinander verbunden waren. Ein klickendes Geräusch, und Vias Handgelenke waren aneinander gefesselt.
    »Betrachte sie als Eheringe, meine Geliebte«, bemerkte der Dämonenfürst belustigt. »Kraft der mir verliehenen Mächte erkläre ich uns hiermit zu Mann und Frau, in Lust wie in Hass, in Genuss und Missbrauch – und lass dich versichert sein, dass der Tod uns niemals

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