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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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ein Stück von Rob Zombie aus und zog in Richtung des Städtchens los.
    Das Gesicht, das vom Oculus in der höchst gelegenen Mansarde des Anwesens aus auf sie herabspähte, bemerkte sie überhaupt nicht.

II

    Blackwell Hall lag in einem sonderbaren ländlichen Gebiet in Virginias äußerster südwestlicher Spitze. Cassie hatte beschlossen, lieber eine Abkürzung durch ein Waldstück statt der Straße zu nehmen, aber schon bald hatte sie die Orientierung verloren, und der kurze Ausflug in den Ort verwandelte sich in einen stundenlangen Marsch durch brütende Hitze und dorniges Gebüsch. Zweimal sah sie eine Schlange und rannte in Panik davon, und als sie auf einen schmalen Pfad traf, stolperte sie beinahe über ein fettes Waldmurmeltier. Es starrte sie an und bleckte die riesigen gelben Zähne. In der Ferne hörte sie das Knurren wilder Hunde.
    Sie war nicht gerade begeistert von der Tierwelt.
    Doch allmählich lernte sie die Natur und die rauen Wälder mehr zu schätzen als den Beton und Asphalt der Stadt.
    Die Umgebung erinnerte sie an ein Buch von Faulkner, das sie in der Schule gelesen hatte, Menschen und Orte, die völlig von der übrigen Gesellschaft abgeschnitten waren, unberührt von allem, was man als modern bezeichnen könnte. Es ist, als ob man in eine fremde Welt eintaucht , dachte sie.
    Als sie endlich an ihrem Ziel ankam, war es schon später Nachmittag. Man konnte Ryan’s Corner eigentlich nicht als Stadt bezeichnen: Eine einzige Kreuzung, keine einzige Ampel, darum herum eine wilde Ansammlung morscher Buden und heruntergekommener Geschäfte, eine Greyhound-Busstation und ein Postamt, das nicht viel größer war als ein VW-Bus. Ein paar Kilometer nördlich gab es einen etwas größeren Ort, Luntville, der beinahe ebenso trostlos wirkte, aber immerhin einen Supermarkt und eine Polizeiwache beherbergte. Die nächste richtige Stadt war Pulaski, 150 Kilometer entfernt.
    Cassie verging fast vor Hitze, als sie an der Kreuzung ankam. Sie blinzelte erstaunt, als sie das hölzerne Schild entdeckte: WILLKOMMEN IN RYAN’S CORNER, HEIMAT DER BESTEN OPOSSUM-WURST IM GESAMTEN SÜDEN.
    Ihr wollt mich doch wohl verarschen .
    Weiter hinten wanden sich vereinzelte Wohnwagen durch die Bäume in die Berge hinauf, viele davon ohne Stromleitungen, und die abseits stehenden kleinen Hütten verdeutlichten, dass Kanalisation und private Wasseranschlüsse keine Selbstverständlichkeit waren. Cassie konnte nicht fassen, dass Menschen so unterschiedlich leben konnten. In dieser Gegend waren Armut und das tägliche Durchschlagen der Status quo.
    »Die Wildnis lebt«, murmelte sie vor sich hin. »Das ist ja wie im Bilderbuch.« Uralte Pick-ups ohne Reifen waren auf Betonklötzen aufgebockt. Ein gelangweilter alter Jagdhund schlich faul mit hängender Zunge über die Straße. Steinalte Männer in Overalls saßen wie angenagelt vor den Geschäften in Schaukelstühlen, spuckten fachmännisch in Spucknäpfe oder saugten an Maiskolbenpfeifen, während sie knarrend einen weiteren Tag verschaukelten. Gegen diesen Ort wirkt Petticoat Junction wie Montreal , dachte sie. Als sie die Straße überquerte, sahen alle alten Männer wie auf Kommando hoch, die faltigen langen Gesichter nach vorn gereckt, als wären vor ihren Augen zwei Busse frontal kollidiert. Selbst der Hund sah sie an, bellte einmal wenig überzeugend und schlich weiter.
    HULL’S GENERAL STORE stand auf einem schwingenden Ladenschild. Nach dem langen Fußmarsch erschien Cassie eine Cola ausgesprochen verlockend. Im Laden musterte sie ein Mann mit Hosenträgern und zerfurchtem Gesicht von seinem Stuhl hinter der Theke aus durchdringend. Er brauchte fast eine Minute, um sich zu erheben. Offenbar schon scheintot .
    »Wer, zum Henker, bist’n du?«, blaffte der Mann mit Blick auf Cassies Haare und Kleider.
    Das war ja zu erwarten . »Ich bin ein zweifüßiges Säugetier, auch bekannt unter dem Namen Homo Sapiens«, gab Cassie knapp zurück. »Schon mal davon gehört?«
    »Was soll’n das heißen, verflucht?«
    Plötzlich sprang eine lebhafte dicke Frau mit Haarknoten aus dem Hinterzimmer heraus. »Gooott, Pa! Das is sicher einer von diesen Transvesteriten. So was ha’m wir in der Jerry-Springer-Show gesehen!«
    »Ein was?«
    »Aus der Stadt! Nennen sich Goths. Die hören Teufelsmusik, und die Hälfte davon sind in Wirklichkeit Kerle, wo sich wie Frauen anziehen.«
    Der alte Mann strich sich über das Kinn, das aussah wie zwei arthritische Knoten. »Ach so, ein

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