Inferno
zum Plan. Er hat eine Show gemacht – für uns. Und die Steckbriefe? Die haben sie nur aufgehängt, um uns glauben zu machen, dass Xeke auf unserer Seite ist. Aber ich kaufe ihnen die ganze Sache nicht ab. Wenn dieser Hex-Klon nicht gewesen wäre, wüssten wir es immer noch nicht besser.«
Cassie konnte es einfach nicht glauben, aber andererseits – welche andere Erklärung konnte es denn geben? Wer außer Xeke hätte der Teufelspolizei verraten können, dass eine Tochter des Äthers in der Stadt war?
Doch die Wucht dieser Erkenntnis warf Via sichtlich um, so sehr sie sich auch bemühte, stark und objektiv zu bleiben. Ihr ist gerade eben klar geworden, dass der Mann, den sie liebt, uns verkauft hat . Cassie konnte sich nicht vorstellen, wie sich das anfühlen musste.
»Also, was machen wir jetzt?«
Nachdenklich blätterte Via durch die Gideon-Bibel, die auf dem Nachttisch lag. »Wir tauchen ein Weilchen unter, bis sich der Wirbel etwas gelegt hat. Dann bringen wir dich zurück in deine eigene Welt, da bist du in Sicherheit.«
»Aber ich will nicht zurück«, beharrte Cassie. »Noch nicht. Ich muss meine Schwester finden.«
Hush sah sie verzweifelt an, ebenso wie Via. »Das kommt nicht infrage. Wir müssen dich hier wegschaffen, und du darfst niemals zurückkommen.«
»Ich verlasse diese beschissene Stadt erst, wenn ich meine Schwester gefunden habe!« Cassie war unnachgiebig. »Ich bin doch nicht bis hierher gekommen, durch all diesen …«, sie sah sich mit wildem Blick in dem stinkenden Zimmer um, »… diesen Dreck, nur um dann wieder abzuhauen, ohne sie gesprochen zu haben.«
»Darüber streiten wir uns später«, sagte Via. »Aber lass mich dir mal eine Frage stellen. Was zum Teufel ist mit diesem Troll da im Club passiert? Als Hush und ich da hinkamen, war er tot. Es sah aus, als hätte jemand das Zimmer neu gestrichen. Mit seinem Gehirn.«
Richtig. Der Troll und der Imbissverkäufer.
Die ganze Aufregung hatte diese Vorfälle in den Hintergrund gedrängt. »Das war ich«, gestand sie. »Zumindest glaube ich das. Aber ich bin mir nicht sicher, was tatsächlich passiert ist.«
»Warst du wütend?«
»Na ja, schon. Er hat versucht mich umzubringen.«
»War der Raum mit einem merkwürdigen Licht erfüllt?«
»Ja.«
Via und Hush nickten lächelnd. »Schon wieder ein Mythos, der wahr wird«, fuhr Via fort. »Ein Ausbruch von Emotionen verstärkt deine ätherische Aura. Du kannst physische Gewalt durch deine Gedanken projizieren, und das ist auch gut so, denn das werden wir brauchen, nach allem, was passiert ist.«
Cassie wollte keine Gewalt projizieren; sie wollte einfach nur ihre Schwester finden. Aber sie überlegte auch Folgendes: Wenn jeder Constabler in der ganzen Gegend nach mir sucht, werde ich vermutlich sehr viel Gewalt projizieren müssen.
»Du hast unglaublich viel Kraft, Cassie, und wenn du lernst, sie einzusetzen, dann vergrößert das deine Chancen, hier heil wieder rauszukommen, beträchtlich. Aber es gibt auch ein Problem. Deine Aura selbst.«
»Verstehe ich nicht.«
»Wenn du als lebendiger Mensch in der Hölle herumläufst, dann strahlt deine gesamte Lebenskraft von dir ab. Deshalb hatten wir dir gesagt, du sollst den Onyx mitbringen; er kann deine Aura die meiste Zeit unterdrücken, außer, wenn du wirklich wütend oder ängstlich bist – so wie bei dem Troll. Aber es gibt da einen Energieaustausch. Zeig mir mal den Stein.«
Cassie wühlte den Onyx aus der Tasche und untersuchte ihn zwischen Zeigefinger und Daumen. »Er ist winzig!«, rief sie aus. »Er ist nur noch halb so groß wie vorher.«
»Das liegt daran, dass deine Aura ihn verbraucht. Es wird nicht mehr lange dauern, bis er ganz verbrannt ist, und dann läufst du hier herum wie ein geschmückter Weihnachtsbaum. Verflucht.«
»Dann müssen wir eben einen anderen Onyx besorgen«, sagte Cassie mit unfehlbarer Logik.
»Klar. Schade nur, dass es in der Hölle keine gibt. Wir haben hier unsere eigenen Schutzsteine – Blutsaphir, Totenstein, Schwarzrubin -, aber sie funktionieren nicht bei jemandem, der noch lebt.«
»Dann gehen wir eben zu meinem Haus zurück, in den Totenpass. Ich hole mehr Onyx und mehr Knochen und was wir sonst noch so brauchen.« Cassie war wild entschlossen, nicht nachzugeben. »Und ihr könnt mir nicht befehlen, dort zu bleiben. Ich weiß, wo der Pfad ist, ich weiß, wie man hierher kommt. Ihr könnt mich nicht aufhalten – ich kann machen, was ich will. Ich bin eine Tochter des
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