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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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Zeit noch kein Wort gesagt hatte, seit sie in sein Bett geschlüpft war. Doch als ein schneller Ruck ihn wieder in sie einführte, sprach sie zum ersten Mal in dieser Nacht, und zwar immer wieder dasselbe Wort:
    »Mehr … mehr … mehr …«
    Bills Augen weiteten sich. Etwas stimmte hier nicht.
    Als sie die begehrlichen Worte gesprochen hatte, war das nicht Mrs Conners vertraute leise Stimme gewesen.
    Die Worte wurden vielmehr in dunklen, glutvollen Sub-Oktaven ausgestoßen.
    Es war die Stimme purer Lust.
    Die Stimme reiner Sünde.
    Es war die Stimme aller Huren von Gomorrha.

III

    »Wohin gehen wir?«, fragte Cassie skeptisch, als Via sie in ein verfallenes Backsteinhaus hinter der Kadesch-Allee führte. Die billige Leuchtreklame vor dem Haus verhieß DAS
    ASTORETH MOTEL. GÜNSTIGE PREISE.
    »Das sieht aus wie …«
    »Es ist ein Stundenhotel«, sagte Via. »Wir müssen abtauchen.«
    Ein Zimmer bei der alten Frau an der Rezeption zu mieten kostete noch einen von Cassies Fingernägeln; als die Frau sich bedankte, blubberte Blut aus einem tiefen Schnitt quer über ihre Kehle.
    Auf der Treppe begegneten sie einer dreibrüstigen Impin im Nachthemd, doch sie schenkte ihnen keine Beachtung, da sie gerade die Brieftasche untersuchte, die sie einer Leiche abgenommen hatte.
    Stundenhotel? , dachte Cassie, als sie das verwahrloste Zimmer betraten. Eher eine Metzgerei. Der Raum stank absolut widerwärtig. Blutige Handabdrücke bedeckten die gelben Wände; noch mehr Blut durchtränkte die verlausten Laken auf dem Bett. Vielleicht ließ die Wirkung des Elixiers langsam nach; Cassie wurde leicht übel.
    Ein Blick ins Badezimmer zeigte, dass die Toilette verstopft war und überlief.
    Cassie tat ihr Bestes, um die ganze Szenerie zu verdrängen. »Was hast du vorhin gemeint? Wenn das Ding da nicht die echte Lissa war, wo ist dann die echte Lissa?«
    Hush setzte sich auf die Bettkante und machte den Fernseher an. Via lümmelte sich in einen Sessel am Fenster.
    »Die Constabler halten sie irgendwo fest«, antwortete Via. »Nur die können einen Hex-Klon in Auftrag geben.«
    »Und was meintest du, als du sagtest, der Klon sei ein Köder?« »Sie haben ihn nur benutzt, um dir eine Falle zu stellen, aber er wurde versehentlich von einem Dampfauto überfahren. Wenn das nicht passiert wäre, hätte er dich direkt zu den Constablern geführt. Fällt der Groschen langsam?«
    »Nein! Es ergibt doch überhaupt keinen Sinn, dass ich von den Constablern gesucht werden soll.«
    »Cassie, das ist das Einzige, was überhaupt Sinn ergibt. Die bloße Tatsache, dass man einen Hex-Klon von deiner Schwester hergestellt hat, beweist zweifelsfrei, dass sie von dir wissen.«
    Cassie dachte darüber nach und kam zu dem Ergebnis, dass Via Recht haben musste. Einen anderen Grund kann es für den Klon nicht geben.
    »Das heißt, sie wissen Bescheid über dich, Cassie. Sie wissen, dass du in der Mephistopolis bist, und sie wissen, dass du ein Ätherkind bist. Und deshalb wollen sie dich kriegen. Ein Ätherkind in den Händen von Luzifers Biomagiern könnte verheerenden Schaden in der Welt der Lebenden anrichten. Du bist am Leben, Cassie, und befindest dich in einer Domäne der Toten. Sie wollen dich wegen deiner ätherischen Energie. So eine Kraft hatten sie noch nie zuvor.«
    »Das hast du mir vorher nicht erzählt«, rief Cassie.
    »Es war ja nicht nötig, weil die Constabler bisher keine Möglichkeit hatten, es herauszufinden.«
    »Sie haben es trotzdem herausgefunden. Aber wie?«
    Eine seltsame Stille breitete sich über ihnen aus. Plötzlich tauschten Via und Hush ernste Blicke.
    »Was denn?«, fragte Cassie heftig. »Warum seht ihr beide euch so an?«
    »Jemand hat ihnen von dir erzählt, Cassie.« Via wirkte bedrückt. »Und die Einzigen, die das hätten tun können, sind Hush, Xeke und ich. Hush und ich waren die ganze Zeit bei dir. Was bedeutet …«
    Cassie blinzelte. »Xeke? Wollt ihr damit sagen, dass er … mich bei den Constablern verraten hat? Das ist doch völlig unmöglich.«
    Via hielt den Kopf gesenkt. »Es gibt keine andere Erklärung. Xeke muss der Verräter sein. Jemand, der ein Ätherkind an die Behörden ausliefert, würde eine unermessliche Belohnung erhalten. Es war Xeke. Niemand sonst kann es getan haben.«
    Cassie war wie benommen. »Aber wir haben doch gerade noch Xeke gegen die Mutilationstrupps kämpfen sehen. Wir haben die Steckbriefe von ihm gesehen, wir …« »Dass Xeke diese Schergen und Dämonen getötet hat, gehörte mit

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