Inferno
Dann wandte sie sich um und begann, ihre Freundinnen auf dem Bett mitleidlos zu schütteln. »Via! Hush! Seht euch das an!«
Als die beiden wach waren, starrten sie müde auf den Bildschirm, doch die Müdigkeit war schnell verflogen.
»Verfluchte Scheiße!«, murmelte Via. »Das hat sich aber schnell rumgesprochen. Jetzt haben wir wirklich ein Problem.«
»Der Name der Übeltäterin ist Cassie Heydon«, fuhr die Echsennachrichtensprecherin fort, »und sie befindet sich genau zu diesem Zeitpunkt in der Hölle. Sprecher der Constabler erfuhren erst kürzlich von Heydons Eindringen in die Mephistopolis, nachdem glücklicherweise ein niederer XB festgenommen wurde …«
Nun wurde der Steckbrief gezeigt, auf dem Xekes Gesicht zu sehen war.
»Ich wusste es doch!«, zischte Via. »Ich wusste, dass dieser hinterhältige Hurensohn uns verpfiffen hat.«
»Diese wertvolle Information erhielt man, nachdem man ihn einer Routinebefragung durch die Kommission für Justizfolter unterzog …«
Jetzt erschien eine Einstellung aus einer furchtbaren Folterkammer, wo Xeke auf einer Bank aus Eisenstacheln festschnallt lag. Zwei uniformierte Golems legten ihm schwere, flache Steine auf die Brust. Xeke heulte vor Schmerz, als die Stacheln oben auf seiner Brust wieder heraustraten. Die Kamera zoomte auf Xekes schmerzverzerrtes Gesicht; er sah mit panischem Blick in die Kameralinse und sagte mit brüchiger Stimme: »Cassie, es tut mir Leid! Ich wollte dich nicht verraten, aber ich hab die Schmerzen nicht ausgehalten! Bitte verzeih mir!«
Cassie hielt es nicht aus, diese Folter mit anzusehen. Xeke hat den Constablern nicht freiwillig alles erzählt , begriff sie. Sie haben ihn gefoltert. Sie würde alles tun, um das zu beenden.
Doch da nahmen die Golems die Steine wieder herunter und Xeke stöhnte erleichtert auf. Plötzlich erschien ein vage vertrautes Gesicht, ein schmales Gesicht mit einem Monokel. »Cassie Heydon«, begann die Gestalt mit näselnder Stimme. »Ich bin der Hochkommissar für Folter. Sie sollen wissen, dass auf Ihren Kopf eine hohe Belohnung ausgesetzt ist. Meine Beamten suchen Sie in genau diesem Augenblick; sie befinden sich an jeder Straßenecke, in jeder schmalen Gasse, in jeder Untergrundbahnstation. Es ist Ihnen unmöglich, aus der Stadt zu fliehen, also will ich an Ihren gesunden Menschenverstand appellieren. Wie Sie sehen können, habe ich alle Folterverfahren gegen Ihren Freund stoppen lassen. Wenn Sie sich freiwillig stellen, garantiere ich Ihre Sicherheit wie auch die Sicherheit Ihrer Komplizinnen. Sie werden alle eine reiche Belohnung erhalten.«
»Hör gar nicht zu, Cassie«, sagte Via.
Der Mann sprach weiter. »Ich habe außerdem Befehl gegeben, alle Foltermaßnahmen an dieser Person ebenfalls auszusetzen. Ich glaube, sie ist Ihnen bekannt.«
Cassie schnappte nach Luft. Auf dem Bildschirm erschien nun eine andere Folterkammer. In dem dunklen Zimmer hing eine Frau gefesselt vor einer Steinwand.
Lissa.
Cassies Magen zog sich zusammen. O mein Gott, nein!
Nun war wieder das schmale Gesicht des Folterkommissars zu sehen. »Ihrer Schwester wird nichts geschehen – falls Sie kooperieren.«
Xekes Stimme hallte aus dem Hintergrund: »Tu es nicht, Cassie! Glaub ihm nicht! Flieh aus der Stadt, so schnell du nur …«
Ein unvermitteltes Klatsch ! ertönte, und Xekes Ausbruch verstummte.
»Bitte kommen Sie unserem Wunsch so rasch wie möglich nach«, sagte der Folterkommissar. »Ich warte auf Sie.«
Eine letzte Kameraeinstellung zeigte Lissa, auf deren Gesicht sich panische Angst spiegelte. Die Kamera schwenkte hinunter, um zu zeigen, worüber man Lissa aufgehängt hatte: Ein Fass voller sich windender Klingenegel.
»Ihr kranken ARSCHLÖCHER!«, schrie Cassie wütend, und dann leuchtete ihre Aura heller als je zuvor und …
»Verdammt!«, quiekte Via.
… der Fernseher explodierte.
Trümmer regneten auf sie herab. Als sich der Rauch verzogen hatte, sah Cassie schweigend in die Runde. »Sorry.« Ihre Stimme klang dünn und piepsig.
»Versuch mal, dich zusammenzureißen«, meinte Via und hustete.
»Wie soll ich das denn machen? Wenn ich nicht tue, was sie sagen, foltern sie meine Schwester – bis in alle Ewigkeit. Und du hast doch gesehen, was sie mit Xeke gemacht haben.«
Via und Hush tauschten weitere misstrauische Blicke.
»Was Xeke betrifft, bin ich mir immer noch nicht so sicher«, gestand Via. »Es passt alles zu gut zusammen. Ich glaube immer noch, dass er da mit drinsteckt.«
Der Gedanke
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