Infernoclub 2 Mein verwegener Duke
gibt“, erklärte der Duke flüsternd. „Die Kapitäne engagieren ihn, damit er ein paar Ratten vernichtet, daher kann er direkt die Frachträume betreten, wo das Ungeziefer sich hauptsächlich vermehrt. Auf diese Weise kann er erkennen, welche Fracht das Schiff transportiert. Er fängt ein paar Ratten, dann rudert er wieder an Land und erzählt den Dieben, ob sich die Ladung lohnt oder nicht. Wie viele Männer als Wachen dort sind und so weiter.“
„Wie teuflisch“, stieß sie hervor.
„Willkommen in der Welt, Miss Madsen. Gehen wir“, befahl er, ohne zu bemerken, wie sie bei seiner spöttischen Bemerkung die Stirn kräuselte.
Als Peter wieder die Treppe herunterkam, stieg Rohan aus der Kutsche. Der alte Rattenfänger blieb auf dem Treppenabsatz stehen und hielt die Laterne für einen mageren Jungen hoch, Lehrling vielleicht, der ebenfalls die Treppe heruntereilte und dann in der Dunkelheit verschwand - vermutlich, um O’Banyon mitzuteilen, dass die erwarteten Personen eingetroffen waren.
„Der Alte sagt, wir sollen hereinkommen und drinnen war-ten“, erklärte Pete, als er sich dem Gefährt genähert hatte.
Rohan drehte sich, um Kate aus der Kutsche zu helfen. Sie zögerte, da sie auf einmal unsicher geworden war. Vielleicht würde ihr niemand die Verkleidung abnehmen? Als könnte er ihre Gedanken lesen, ermutigte er sie, indem er ihr fest in die Augen sah.
Sie nahm sich zusammen und stieg aus der schäbigen Kutsche. Sofort packte er nicht besonders sanft ihren Arm, wobei er sie leise daran erinnerte, dass sie eine Gefangene war.
Der Junge, der an ihnen vorbeilief, musterte sie beide abfällig, aber er schien ihren Auftritt nicht anzuzweifeln.
Während sie die Treppe hinaufstiegen, fuhr Parker fort, um seine nächste Position einzunehmen. Er und Wilkins sollten ihnen von den Dächern aus Deckung geben, wobei Rohan sie angewiesen hatte, außer Sicht zu bleiben.
Die Stufen zum Laden des Rattenfängers knarrten. Kate bewegte sich vorsichtig; ihr kratziges Kleid war ziemlich dick ausgepolstert.
Peter Doyle ging ihr voraus, Rohan hinter ihr, doch der alte bärtige Rattenfänger sah keinem von ihnen in die Augen, als er sie durch die Vordertür einließ und in ein kleines Büro führte und von dort in ein Hinterzimmer. Er murmelte, dass sie hier warten sollten.
Rohan blickte sich um. Kate erkannte an seinem Gesicht sofort, wie unwohl er sich in dem winzigen Raum fühlte, der kaum größer war als eine Besenkammer.
»Er sagte mir, O’Banyon sei in einem Gasthaus ein paar Häuse r von hier entfernt“, berichtete Peter leise, nachdem die Tür geschlossen war. „Es heißt, Fuchs und Gans‘.“
Rohan nickte. „Ich habe es gesehen, als wir daran vorbeifuhren. In Anbetracht der Tatsache, dass man uns erwartet, werden wir vermutlich nicht allzu lange ohne weitere Gesellschaft bleiben.“ Er warf einen Blick auf Kate. „Wie geht es dir?“
Sie nickte. „Alles in Ordnung. Abgesehen von dem Gestank hier.“ Sie vermutete dass der Nachttopf in der Ecke seit Längerem nicht geleert worden war. „Ekelhaft.“
„Du weißt noch, wohin du gehen sollst, wenn ich es dir befehle?“
Sie nickte. Er hatte ihr eine Zeichnung angefertigt von einem Weg, der sie zu einem kleinen Haus führen sollte, für den Fall, dass sie in Panik geriet und seine Anweisungen vergaß. Der Zettel steckte sicher in ihrem Mieder.
„Und wenn O’Banyon hierherkommt, denkst du daran, dass du die ganze Zeit über in dem Keller in Cornwall eingeschlossen warst.“
„Ich werde daran denken.“ Sie sah sich um. „Was ist das alles hier?“
„Rattenfallen. Und Pech“, sagte Peter, der sich ebenfalls umschaute und die aufgestapelten Käfige und die großen Fässer mit Teer betrachtete. „Man zündet eine Fackel mit Pech an, um die Ratten aus ihren Verstecken in den Frachträumen zu holen. Dann treibt man sie in die Fallen und erschlägt die Biester, die vorbeilaufen.“
„Woher wissen Sie das alles?“, fragte sie und betrachtete voller Abscheu die Instrumente, die der Rattenfänger für sein Gewerbe brauchte.
„Ich habe mein ganzes Leben auf Schiffen verbracht, Miss, und auf den meisten gibt es Ratten. Man kann sie nicht erschießen. Dabei könnte es ein Loch in dem hölzernen Schiffsrumpf geben und damit ein Leck.“
Peter verstummte.
Die Stimmung war angespannt, aber Rohan war wie ein Fels in der Brandung. Kate ging an die rückwärtige Wand und stellte sich auf die Zehen, um aus dem schmutzigen Fenster spähen zu
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