Infernoclub 2 Mein verwegener Duke
er, großzügig, wie er war, bereit sein, als ihr Lehrer zu dienen, bis die Küstenwache eintraf und die Gefangenen abholte.
Natürlich glaubte er immer noch, dass Caleb Doyle das Mädchen als Spionin hierher gebracht hatte. Aber angesichts ihres Hangs zum Trinken hatten die Schmuggler sich eine schlechte Agentin ausgesucht. Bald würde sie sich nur noch um das nächste Glas kümmern.
Hoffentlich war sie inzwischen etwas nüchterner, nachdem sie eine Weile sich selbst überlassen gewesen war.
Während er die Treppe hinaufstieg, fiel sanftes Mondlicht durch die hohen gotischen Fenster mit ihren Spitzbögen und hüllte den steinernen Treppenaufgang in einen silbrigen Schein.
Als er einen Treppenabsatz erreichte und kurz stehen blieb, drangen blaue Schatten durch die Scheiben und warfen mit Sicherheit ein seltsames Muster auf seine Züge. Seine keltischen Vorfahren fielen ihm ein, allesamt wenig schreckhafte Krieger.
Gewohnheitsmäßig blickte er aus dem Fenster, um zu prüfen, ob alles in Ordnung war. Vom Turm seiner Festung aus hatte er einen ausgezeichneten Blick über die Umgebung. In der Ferne konnte er die Lampen an den Kutschen ausmachen, mit denen die Schmuggler zurück ins Dorf fuhren; kleine rote Kreise, die sich die Straße hinunterbewegten.
Etwas näher schien das Licht durch die Fenster des Torhauses. Dort hielten seine Männer Wache - es war ein heiterer Schimmer.
Ehe er sich abwandte, betrachtete er noch einmal die Schönheit dieser kalten Winternacht. Das Schloss war ein Königreich, in dem Kälte und Dunkelheit regierten. Nur im Mondlicht schien es verzaubert zu sein, besonders dann, wenn - wie jetzt - Eis die Statuen im Garten wie Diamantenstaub bedeckte. Ohne Zweifel würde es bis zum Morgen geschmolzen sein, und alles würde wieder abstoßend und grau aussehen.
Als das Glas durch seinen warmen Atem beschlug, sah er sein Spiegelbild: Sein Blick war hart, sein ganzer Körper wirkte durchscheinend wie ein Geist.
Er dachte an die Lage in London, sorgte sich vor allem um den vermissten Agenten.
Rohan kannte Drake nicht persönlich, nur den Anführern einer Gruppe war es gestattet, mit anderen zu kommunizieren, eine Regel, die half, das gesamte Netz zu schützen. Der Orden ging inzwischen davon aus, dass Drake von einem der mächtigsten Mitglieder des Rats der Prometheusianer festgehalten wurde, von James Falkirk. An seiner Seite befand sich sein stets präsenter Leibwächter und Gehilfe, der einäugige Mörder mit Namen Talon.
Er fragte sich, ob es bei der Suche nach Drake Fortschritte gab, seit er London hatte verlassen müssen. Genau in diesem Augenblick spürte Rohan hinter sich einen Luftzug, und seine Nackenhaare stellten sich auf.
Sofort fuhr er herum, sein Herz klopfte wie wild - aber es gab keine Spur von der Grauen Lady, kein Zeichen für eine Erscheinung. Er hatte sie in seinem Leben erst einmal gesehen, und da war er noch sehr jung gewesen.
Aber er spürte - etwas. Doch nein. Da war nichts als Dunkelheit, Leere und die Schuld, die all die früheren Dukes seiner barbarischen Familie auf sich geladen hatten.
Der Fluch der Kilburns.
Nach einer Weile entspannte er sich ein wenig, doch noch immer spürte er das seltsame Frösteln. Mit einem Hüsteln schüttelte er es ab, lachte über sich selbst und ging weiter. Aber je höher er die Treppe hinaufstieg, desto mehr merkte er, wie er die Stirn runzelte.
Absurd. Ein erwachsener Mann, ein gebildeter Mann, ein Aristokrat, der sich in seinem eigenen verdammten Haus erschrecken lässt! Himmel, er war der Beste in einer der kämpferischsten Organisationen der Welt. Man hatte ihm die Kindheit genommen, um ihn zu einem Krieger auszubilden, wie einst die Spartaner.
Und das war er nun - ein Krieger, ein Killer. Es lag ihm im Blut. Die Warringtons hatten schon immer die begabtesten Mörder hervorgebracht.
Aber genau das war sein Problem.
Vor einigen Hundert Jahren hatte ein Vorfahr, ein typischer Warrington, den Zorn eines Hexenmeisters erregt, der zum Orden der Prometheusianer gehörte. Und in der Folge hatte Valerian, der Alchemist, die Familie verflucht.
„Ihr mächtigen Krieger, ihr sollt dazu verdammt sein, das zu töten, was ihr liebt. “
Seither hatten die Warrington-Dukes die unglückliche Neigung an den Tag gelegt, ihre Ehefrauen zu töten - meistens durch einen Unfall, aber gelegentlich auch vorsätzlich.
Das war ihr Schicksal.
Nach der örtlichen Legende sollten die geliebten Opfer seiner Vorväter bei Mondlicht noch immer
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