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Infinity (German Edition)

Infinity (German Edition)

Titel: Infinity (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Gfrerer
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das auch immer zum Kotzen. Diese sensationslüsternen Stau-Glotzer, die an einer Unfallstelle vorbeischleichen, weil sie hoffen, einen Blick auf was besonders Spektakuläres zu erhaschen. Am besten noch mit möglichst viel Blut.« Sie hob ihre Tasse hoch, stellte sie dann aber wieder auf den Unterteller, ohne getrunken zu haben. »In diesem Fall ist das aber etwas anderes.« Ihr Blick ging neben Alens Kopf aus dem Fenster. Die vorbeifahrenden Autos hatten ihre Scheinwerfer bereits an. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass die Sonne schon hinter den Häusern verschwunden war. »Was Richi zugestoßen ist, könnte der Schlüssel sein.«
    »Ich frag sie.«
    Klara blinzelte. Sie spürte, dass Alens Blick ihrem eigenen nach draußen gefolgt war. Dass sie gemeinsam den anschwellenden Abendverkehr und die Menschen beobachteten, die an dem hohen Kaffeehausfenster vorbeihasteten! Das hatte etwas Beruhigendes.

_ 27 _

    »Eine Überdosis Substidan.«
    Klara klickte das angefangene Mahjongg weg, mit dem sie sich abzulenken versucht hatte. Seit sie nach Hause gekommen waren, wartete sie auf Alens Anruf. Das Handy hatte kaum den ersten Ton von sich gegeben, da drückte sie schon auf Empfang.
    »Das war es, was die Polizei Richis Mutter als Todesursache genannt hat.«
    Klara schluckte. Eine schreckliche Szene wurde in ihrer Vorstellung lebendig. Sie sah Richi auf der Flucht. Wie er in den Zug steigt. In Panik. Er weiß, dass sie hinter ihm her sind. Und dann erwischen sie ihn. Er wird betäubt. Gefesselt. Und irgendjemand drückt ihm schließlich die tödliche Dosis des Suchtmittels in die Vene.
    Sie keuchte auf. »Wer produziert dieses Scheißzeug eigentlich? Woher soll Richi es denn überhaupt bekommen haben?« Sie hielt es in ihrem Zimmer nicht länger aus. »Darf ich zu dir rüberkommen? Meine Mutter wird gleich da sein und ich schaff das jetzt nicht, mich von ihr durchleuchten zu lassen. In letzter Zeit benimmt sie sich so gluckenhaft.« Sie hastete durchs Wohnzimmer in den Flur.
    Alen wartete schon an der Tür. »Sie ist in der Küche und dröhnt sich mit der Lindenstraße zu. Besser, wir stören sie nicht.« Er deutete mit dem Kopf zum hinteren Ende des Flurs. Gedämpfte Stimmen, unterlegt von emotionsgeladenen Streichern, drangen in den Flur.
    Klara nickte stumm. Richis Mama über den Weg zu laufen, war ohnehin nicht ihr größter Wunsch. Da wäre ja ihre eigene Mutter noch die bessere Alternative.
    »Sei nicht so unbarmherzig«, sagte Alen. »Sie hat eben Angst um dich. Ist ihr das zu verdenken, nach allem, was in letzter Zeit passiert ist?«
    Sie hatten die Tür zu seinem Zimmer leise hinter sich zugezogen und Klara ließ sich auf den Schreibtischstuhl fallen. Offenbar hatte ihre Mutter bei Alen großen Eindruck gemacht. Er hörte sich schon fast so anstrengend an wie sie. Sie brummte etwas Unverständliches und drehte sich zum Laptop, den Alen auf Richis Schreibtisch aufgestellt hatte.
    »Hast du schon nach diesem Substidan-Zeug gegoogelt?« Sie hatte keine Lust, länger über ihre Mutter zu diskutieren. Außerdem gab es wichtigere Dinge zu tun.
    Alen hakte nicht nach. Auch das schätzte sie an ihm. Er merkte sehr schnell, wann es sinnlos war, eine Diskussion weiterzuführen.
    »Es gibt genau drei Firmen, die den Markt unter sich aufteilen. SanaLife ist die größte von ihnen. Ihr Produkt Substidan hat in Österreich einen Marktanteil von zweiundsechzig Prozent. Damit machen sie etwa ein Drittel ihres Umsatzes.«
    Klara schnaubte wütend durch die Nase. »Ich fass das nicht! Da gibt es Firmen, die ganz offiziell Rauschgifte produzieren, mit denen ein schwunghafter Handel betrieben wird. Und die dürfen das Zeug auch noch ganz legal als Ersatzdrogen für Heroin oder andere Opiate anbieten!«
    Alen vergrub die Finger in seinen Haaren. »Wem sagst du das. Ich weiß nicht, wen ich mehr hassen soll: meinen Vater oder diese Leute. Im Grunde macht er nichts anderes als die. Nur mit dem Unterschied, dass er dafür ins Gefängnis geht oder gleich abgeschoben wird, wenn er erwischt wird, während diese Firmen die Mörderkohle verdienen und sich nicht mal die Hände schmutzig machen.« Seine Gesichtsfarbe wurde noch um eine Nuance dunkler, an seiner Schläfe pochte wild eine dicke Ader. »Wir sprechen von einem Millionen-Euro-Geschäft mit einer absolut sicheren, weil süchtigen Kundschaft, von der diese drei Anbieter fürstlich leben.«
    »Drogen auf Krankenschein. Ein Geschäft mit Zukunft.« Klara schnitt eine Grimasse. »Wie

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