Infinity (German Edition)
ätzend ist das denn?« Sie klickte sich durch die Seite. »Dann sollten wir uns also näher mit diesen drei Konzernen befassen und schauen, was die sonst noch für Wunderdinge auf Lager haben.« Ihre Augen glitten weiter über den Text. »Ich staune über die Kreativität bei der Namensfindung. Am besten gefällt mir ja dieser hier: SanaFortunal. Da schwebt man doch gleich vor Glück, wenn man das liest.«
Sie folgte einem Link zur Homepage von SanaLife. In lindgrünen Balken am linken Rand war die breit gefächerte Produktpalette des Konzerns aufgelistet.
Alen schaute ihr über die Schulter. »Die verlassen sich nicht nur auf ein Standbein.«
»Was heißt Standbein? Die erinnern mich an eine Spinne. Wo die überall ihr Netz auswerfen: Drogeriewaren, Kosmetika, Diätprodukte … Kein Wunder, dass sie auch auf dem Drogenersatzmarkt die Leader sind. Mich würde wirklich interessieren, wie die Aufteilung des Marktes funktioniert. Es gibt doch sicher keiner auch nur einen einzigen Kunden freiwillig an einen von den anderen ab.«
Alens zusammengezogene Brauen teilten sein Gesicht in zwei ungleiche Hälften. »Man sollte denen irgendwie auf den Zahn fühlen können. Was wir übers Internet finden, wird uns nicht weiterhelfen. Ich nehme nicht an, dass sie ihre Finanzen und Geschäftsverbindungen für alle zugänglich offenlegen. Außerdem können wir immer noch nicht mit Sicherheit sagen, ob einer von den drei Konzernen tatsächlich für Richis Ermordung verantwortlich ist.«
Klara stieß sich mit einer Hand von der Schreibtischplatte ab. Sie schraubte den Stuhl hoch, bis sie Alens Augenhöhe erreicht hatte. »Mein Lieber, an diesem Punkt waren wir schon einmal. Ich erinnere dich nur ungern daran. Aber du hast deine Abmachung nicht erfüllt.«
Augenblicklich wich Alens Blick zur Seite aus. Er wusste also, wovon sie sprach.
»Du musst deinen Part unseres Deals einlösen.« Sie tippte mit dem Zeigefinger gegen seine Brust. »Ich wiederhole mich, ich weiß. Aber dein Vater ist eine unschätzbare Informationsquelle, was das Thema Drogen betrifft.«
Alen schnaubte durch die Nase und ließ sich aufs Bett fallen. »Ich hab’s doch schon versucht. Ich weiß inzwischen sogar, wo er wohnt …«
»Perfekt! Dann reiß dich zusammen und beweg deinen Hintern dorthin.« Sie schnippte mit Daumen und Zeigefinger. »Und ich mache eine Fleißaufgabe.« Sie lachte, weil Alen den Kopf hob und sie aus großen Augen anstarrte. »Ja, schau nur! Ich wage mich wieder einmal in die Höhle des Löwen.« Gleich darauf wurde sie wieder ernst. »Wenn wir mehr über diese Firmen herausfinden wollen, kenn ich nur eine, die uns im Handumdrehen die Türen zu sämtlichen geheimen Archiven öffnen kann.«
Alen setzte sich mit einem Ruck auf. »Du glaubst, dass Lucie noch einmal bereit sein wird, einen Finger für diese Sache zu rühren?«
Klara dachte an das letzte Gespräch, das sie und Lucie im Popp miteinander geführt hatten. Da war Lucie richtig umgänglich gewesen. »Ich hab ja schon zugegeben, dass ich keine besonders gute Menschenkennerin bin. Mir scheint aber, Lucie hat eine Menge positiver Eigenschaften, die sie nur gut zu verbergen weiß. Zumindest vor mir. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass Lucie uns helfen wird, diesen Konzernen auf die Pelle zu rücken. Sie hat nämlich einen guten Grund, der nichts mit Nächstenliebe zu tun hat.«
Sie machte eine Pause und genoss Alens angespannte Erwartung. »Ihr Name steht auf einer Liste, die mit viel Aufwand vor aller Welt verborgen gehalten war. Selbst wenn sie kein Wort mehr mit uns reden wollte, ist es in ihrem eigenen Interesse, mögliche Geheimnisse, die damit im Zusammenhang stehen, aufzudecken. Wenn irgendeine dieser Firmen etwas Kriminelles unter der Decke halten sollte, wird Lucie das Feigenblatt finden. Davon bin ich überzeugt.«
_ 28 _
Klara lief in ihrem Zimmer auf und ab. Fünf Schritte vom Fenster bis zur Tür. Und wieder zurück. Jedes Mal, wenn sie an ihrem Schreibtisch vorbeikam, an dem Lucie in einem wilden Stakkato in die Tasten hackte, hielt sie kurz an und schaute ihr über die Schulter.
»Und? Hast du schon was?«
Lucie schüttelte immer nur den Kopf, ohne ihre Arbeit zu unterbrechen. Nur einmal drehte sie sich mit dem Stuhl herum und packte Klara an den Oberarmen. »Du machst mich noch irre mit deiner Rumrennerei. Es geht nicht schneller, auch wenn du mich tausendmal fragst, ob ich schon drin bin. Das sind ja keine dahergelaufenen Pipi-Firmen, sondern
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