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Infiziert

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Titel: Infiziert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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umbringen wollten, dann gab es wirklich keinen Ausweg mehr, keine Fluchtmöglichkeit, keine Chance.
    Seine Worte waren kaum mehr ein Flüstern. »Glaubt ihr … glaubt ihr, dass die Soldaten kommen, um mich zu töten?«
    Ja, ja, Schwachkopf! Ja,
    sie kommen, um dich zu töten!
    Er war im Arsch. Er war absolut und ohne den geringsten Zweifel im Arsch. Die Dreiecke brachten ihn von innen heraus um. Die Soldaten wollten ihn niederschießen, um zu verhindern, dass aus den Dreiecken das wurde, was aus solchen Dreiecken eben wird. Er hatte keine Ahnung, wer die Soldaten waren, wo sie sich aufhielten und wie sie aussahen. Jeder konnte ein Soldat sein. Jeder. Und er hatte per Internet
eine Einladung an sie verschickt, hatte sich selbst eine beschissene Zielscheibe auf die Stirn gemalt.
    Die Stimme seines Vaters verschaffte sich Gehör in seinem Kopf. Auch wenn sie zuvor nur eine schwache Erinnerung gewesen war, so erklang sie jetzt kräftig und voller Leben. Jetzt heißt es, du gegen die Welt, Junge, denk immer daran. Die Welt ist ein erbarmungsloser Ort, an dem nur die Starken überleben. Wenn du nicht stark bist, dann brauchen dich die Leute auf und werfen dich weg. Du musst der Welt zeigen, wer der Boss ist, Junge. Du musst es ihr mit allem Nachdruck zeigen. Deshalb nehme ich dich auch so hart ran. Deshalb – und weil du ein so begriffsstutziger, dämlicher Bastard bist, der mich bei jeder Gelegenheit echt sauer macht. Irgendwann wirst du mir danken, Junge. Irgendwann wirst du es verstehen.
    Zum ersten Mal in seinem Leben verstand Perry tatsächlich. Ein Jahrzehnt lang hatte er versucht, dem Erbe seines Vaters zu entkommen, das aus Gewalt, Missbrauch und Wut bestand, doch jetzt wusste er, dass das ein Fehler gewesen war.
    »Du hattest recht, Daddy«, flüsterte Perry. »Du hast immer recht gehabt.«
    Scheiß auf sie alle. Er war ein Dawsey, verdammt noch mal, und jetzt würde er endlich anfangen, sich wie einer zu verhalten.
    Columbo ist hier.
    Als sich die letzten Reste seiner geistigen Gesundheit auflösten, hörte Perry ein Klopfen an der Tür.
    Seine Augen verengten sich zu schmalen, raubtierhaften Schlitzen.

    Die Stimme seines Vaters: Wirst du zulassen, dass sie dich einfach so rumschubsen, Junge?
    »Nein, Sir, Daddy«, flüsterte Perry. »Das werde ich verdammt noch mal nicht tun.«

56
Gesellchaft
    Wieder klopfte Bill Miller an Perrys Tür.
    Genug war genug. Perry war zu Hause. Punkt. Vor weniger als dreißig Minuten hatte er sich in sein Instant-Messenger-Programm eingeloggt und die Verbindung unterbrochen, als Bill ihm eine Nachricht geschickt hatte. Bill war sofort in seinen Wagen gesprungen, und jetzt stand er hier, vor Perrys Tür.
    Perry hätte das Programm natürlich von jedem beliebigen Ort der Welt aus öffnen können, doch sein Ford stand immer noch unter dem überdachten Parkplatz. Hinter dem Wagen lagen dreißig Zentimeter Neuschnee; er war seit mehreren Tagen nicht von der Stelle bewegt worden.
    Bill klopfte noch einmal an. Nichts.
    War Perry krank? Hatte er die Beherrschung verloren und etwas wirklich Schlimmes getan, etwas, dem er sich selbst nicht stellen konnte? Der Junge war so sensibel, wenn es um seine gewalttätige Ader ging; sogar ein lauter Streit konnte bei ihm solche Schuldgefühle auslösen, dass er einfach nicht mehr zurechtkam. Aber ob Perry nun krank war oder sich schuldig fühlte oder was auch immer, Bill musste der Sache
auf den Grund gehen. Sein Freund brauchte Hilfe, und das war das Entscheidende.
    Wieder klopfte er dreimal rasch hintereinander an.
    »Perry, Kumpel, ich bin’s, Bill.«
    Keine Antwort.
    »Perry, alle machen sich furchtbare Sorgen. Du musst nicht antworten, aber wenn du da bist, gib mir einfach ein Zeichen, dass du okay bist.«
    Er griff in die Tasche seiner Lederjacke und zog ein Stück Papier heraus, um eine Nachricht zu hinterlassen. Plötzlich sträubten sich seine Nackenhaare, denn er hatte das eigenartige Gefühl, dass er beobachtet wurde. Die Hand noch in der Tasche erstarrt, sah er hinauf zum Türspion.
    Er hörte, wie die Sicherheitskette mit einem kratzenden Geräusch langsam gelöst wurde, und dann schob sich der Bolzen des Türschlosses mit einem Klicken in das Gehäuse zurück.
    Langsam öffnete sich die Tür. Perrys mächtige Gestalt wurde sichtbar. Bill hörte, wie er zischend die Luft einsog, ein unfreiwillig komisches Geräusch der Überraschung. Perry wirkte wie ein Bruce-Willis-Double aus einem der Die Hard -Filme. Sein langärmeliges graues

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