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Infiziert

Infiziert

Titel: Infiziert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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Heroin oder etwas Ähnlichem? Bill konnte nicht aufhören, seine Augen zu betrachten. Sie brannten vor Intensität und waren voll schwelender Emotionen. Bill hatte diesen Blick während der letzten zehn Jahre schon oft gesehen; er stand in Perrys Gesicht, kurz bevor er sich auf jemanden stürzte, kurz bevor er sich den Ball schnappte. Es war der Blick eines Raubtieres, und er verhieß ernsthafte Schwierigkeiten.
    Doch in diesen ganzen zehn Jahren hatte sich dieser Blick noch nie auf Bill gerichtet – bis jetzt.
    Zeit zu gehen.
     
    Bill sah verängstigt aus. Offensichtlich hatte er nicht damit gerechnet, dass Perry den Plan herausfinden würde. Niemand traute dem guten alten Perry so viel Grips zu, dass er den Plan durchschaute. Sie hatten ihn unterschätzt. Bill
hatte ihn unterschätzt. Und jetzt, da Bill erkannte, wie groß sein Fehler war, der sich schon bald als tödlich erweisen würde, gab es nichts mehr, was er noch tun konnte. Nichts, außer wegzurennen.
    Doch Scary Perry Dawsey bestimmte das Spiel.
     
    Bill konzentrierte sich darauf, in ruhigem, neutralem Ton zu sprechen. »Perry, du machst mich total nervös, und du siehst aus, als ob du jeden Augenblick gewalttätig werden wirst.« Langsam zog er sich von der Tür zurück. »Ich werde jetzt gehen. Du gehst wieder in deine Wohnung und beruhigst dich. Entspann dich erst mal. Ich bin gleich wieder zurück.«
    »Warte!« Perrys Wort klang flehentlich, voller Not, obwohl er fast so leise und so ruhig sprach wie Bill in seinem beschwörenden Tonfall. »Du musst mir helfen … ich …« Perry schwankte ein wenig, sein gesundes Bein sackte unter ihm weg. »Ich … kann einfach nicht …«
    Perry brach zusammen und fiel wie ein Sack verrotteten Fleisches und kaputter Knochen in den Hausflur.
     
    Instinktiv streckte Bill die Arme aus, um seinem Freund zu helfen. Perry hatte gewusst, dass er das tun würde. In solchen Situationen konnten die Leute einfach nicht anders. Besonders Leute von der Regierung, denn die Regierung war da, um dir zu helfen, stimmt’s? Doch für Bill war es zu spät, zu spät, um zu reagieren, und zu –
     
    – spät erkannte Bill, dass das ein Trick war. Schon bevor er das Messer sah, versuchte er, nach hinten zu springen, doch er war einfach zu nahe. Er versuchte zurückzuspringen und wollte –

    – fliehen, doch Perry würde das nicht zulassen. Kaum dass er zu Boden gestürzt war, blockierte eine Woge Adrenalin das Schmerzempfinden seines missbrauchten Körpers. Er rollte sich über die linke Schulter ab und holte mit dem fünfzehn Zentimeter langen Steakmesser aus, das er erbarmungslos mit der rechten Hand umklammerte. Die Klinge traf die Innenseite von Bills rechtem Oberschenkel, glitt geräuschlos durch seine Jeans, seine Haut und seinen Quadrizeps, bis sie schließlich gegen den Oberschenkelknochen prallte. Die Spitze bohrte sich in den Knochen und brach ab. Perry sah, wie Bills Augen –
     
    – vor Schock, Angst und Schmerz groß wurden. Bill starrte hinab auf das Messer, auf die Klinge, die tief in seinem Oberschenkel steckte. Blut kam erst, als Perry das Messer herauszog, um noch einmal zuzustechen. Es schoss in einem dunkelroten Strom aus der Wunde, spritzte gegen die gebrochen weißen Wände und landete auf dem dunkelorangefarbenen Acrylteppich, der sogar schon hässlich ausgesehen hatte, als er neu gewesen war.
    Perry drückte sich hoch auf die Knie, den Kopf vorgereckt, die Augen funkelnd und die Lippen zu einem dämonischen Grinsen voller Wut und Jagdeifer verzerrt. Er stieß die Klinge nach oben mit der Wucht eines Aufwärtshakens, der einen Gegner bewusstlos schlagen würde.
    Bill versuchte, zur Seite zu springen, doch sein verletztes Bein konnte sein Gewicht nicht mehr tragen. Er stürzte geschwächt nach hinten, während das Messer in einem aufwärts geführten Bogen durch die Luft zischte. Die gezackte Spitze verfehlte sein Gesicht nur knapp. Er landete auf dem Rücken, und noch immer spritzte das Blut aus seinem Bein.

    Perry stürzte sich knurrend nach vorn, Speichel flog von seinen verzerrten Lippen. Er war ein Monster, eine wutschnaubende, über einen Meter neunzig große Vision aus der Hölle. In einem von oben geführten Hieb schoss die Klinge herab. Die Handflächen aufwärts gerichtet, streckte Bill instinktiv die Arme aus, um sich gegen das zischende Messer zu verteidigen. Perry stach mit solcher Wucht zu, dass sich die abgebrochene Messerspitze widerstandslos durch Bills rechte Handfläche grub. Das

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