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Infiziert

Infiziert

Titel: Infiziert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Sigler
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auf das Waschbecken und hielt die Messerspitze unmittelbar unter der Hand an sein Handgelenk. Irgendwo hatte er gehört, dass man sich das Handgelenk der Länge nach aufschneiden musste, wenn man es richtig machen wollte, und nicht quer.
    Die Stimme seines Vaters: »Was machst du da, Junge?«
    Perrys Tränen fielen ins Waschbecken. Schluchzen schüttelte seinen Körper. Er sah hinauf, und wieder erkannte er statt des eigenen gequälten Anblicks das fast bis zum Skelett abgemagerte, von straffer Haut überzogene Gesicht seines Vaters im Spiegel. Jacob Dawseys Augen glühten blutrot, und seine Lippen waren so straff, dass sie sich nicht bewegten, wenn er sprach. Er war wirklich nur noch Haut und Knochen. Käpt’n Krebs hatte seine Muskeln schon längst verschlungen.
    »Tut mir leid, Daddy«, sagte Perry und unterdrückte ein Schluchzen. »Ich kann das nicht. Ich werde dieser Sache hier und jetzt ein Ende machen.«

    »Du kannst immer noch gewinnen, mein Sohn. Du kannst sie immer noch besiegen.«
    »Ich kann nicht, Daddy. Ich kann einfach nicht!«
    »Du musst es tun, Junge.« Daddys Stimme klang äußerst schroff. »Du bist so weit gekommen, du kannst jetzt nicht einfach aufhören. Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss!«
    Perry ließ den Kopf sinken. Er konnte es nicht tun, und er konnte seinem Vater nicht ins Gesicht sehen. Er drückte die Klinge gegen sein Handgelenk. Um die Messerspitze bildete sich ein Tropfen Blut.
    Tut mir leid, Daddy, aber hier ist es zu Ende.
    Er warf einen letzten Blick auf seine unförmigen, monströsen Genitalien und nahm all seine Kraft zusammen, um …
    Zuerst war er nicht sicher, ob er es überhaupt gesehen hatte.
    Es passierte wieder, und er wusste, dass er es sich nicht nur eingebildet hatte.
    Seine Genitalien zuckten hin und her.
    zeit zu schlüpfpfpfen
    zu slühübbfen zeyt
    zu schlüübfen
    Nein.
    Nein, Sir. Nimmer und nie. Selbst wenn er sich sofort umbringen würde, würde sein Dreieck schlüpfen und sich den anderen anschließen und alles tun, was diese frisch geschlüpften Dinger so taten – zum Beispiel um die Leichen dämlicher Menschen herumtanzen, Gin Rommee spielen, Drei Mädchen und drei Jungen ansehen oder was auch
immer. Er hatte keine Ahnung, und es war ihm scheißegal.
    Perry schrie seine Genitalien an: »Fuck you! Fuck you, fuck you, fuckyou! Dazu wird es nicht kommen, habt ihr kapiert?«
    Das Dreieck in seinem Hodensack wackelte und zuckte. Voller Grauen und rasender Wut sah er, wie es nach außen drängte, wie es gleichzeitig versuchte, seine Haut aufzureißen und den Schwanz zu durchtrennen, jene Nabelschnur, die es die ganze Zeit über am Leben erhalten hatte.
    Perry griff nach der Geflügelschere. Er beugte sich ein wenig vom Waschbecken zurück, sodass zwischen seinen Hüften und dem Beckenrand ein kleiner Spalt entstand. Er war gerade so breit, dass man die Geflügelschere hineinschieben konnte. Die eine dicke Klinge lag auf seinem Hodensack, die andere darunter.
    Sollte Perry Dawsey noch einen letzten Rest an geistiger Gesundheit besessen haben, so löste er sich in diesem Augenblick auf. Es war, als risse ein Bungee-Seil, das man bis zum Äußersten gedehnt hatte und dessen beide Teile mit der Geschwindigkeit des pfeifenden Windes zurückschnellten.
    schlüpfen komm eeer wir
    sinnd iiir komm eer
    »Wenigstens hören die Stimmen dann auf.«
    Das erste Geräusch war das metallische Knirschen der Geflügelschere.
    Das zweite Geräusch war ein Schrei.

81
Apartment 202
    In Apartment 202 hatte niemand reagiert, und Dew hatte das Schloss schon fast geknackt, als er den grauenhaften Schrei hörte. Es war der Schrei eines Mannes, der Wellen der Angst über Dews Rückgrat tanzen ließ. Irgendetwas in diesem Schrei ging über Schmerz und Schrecken hinaus.
    Dew sprang auf, und seine Knie knackten laut in der Stille des Hausflurs. Das Treppenhaus auf der Rückseite des Gebäudes lag am nächsten. Er zog sein Handy aus der Tasche, noch während er die Stufen hinaufrannte.
    »Otto, schaff sie rein!«

82
Ya gonna burn …
    Hustend und weinend und überall Rotz und Speichel und Blut verspritzend, stolperte Perry aus dem Bad. Er war so benommen, dass er nicht sah, wie die frisch geschlüpften Kreaturen hin und her huschten und ihm auswichen, so schnell die unkoordinierten Bewegungen ihrer kleinen Körper es zuließen. Sie erfüllten seinen Kopf mit Nonsens-Wörtern und abstrakten Phrasen.
    Seine Vorräte auf einem Arm balancierend, schlug Perry noch im Türrahmen stehend

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