Initiation
sich darauf und schloss die Augen. Im Schlaf verwandelte sie sich in ihre menschliche Form zurück.
Ich stand auf und rannte zur Kammer. Ich beeilte mich sie aufzuschließen, und sobald ich drinnen war, warf ich meinen Laborkittel über Faustine, um sie zu bedecken. Ihre Kleidung war total zerfetzt; nur das große T-Shirt mit dem Siegel hatte die Verwandlung überlebt. Die Kleidung hing in Fetzen, noch etwas, um das ich mich kümmern musste.
Ich kam wieder aus der Kammer, damit Henri den Aufwachprozess starten konnte, aber er gaffte mich nur an. Genau wie Professor Bern.
»Wecken Sie sie auf!«, zischte ich Henri an und warf ihm einen giftigen Blick zu. Unprofessionell zu viel?
Er schüttelte sich, kam in Bewegung und hatte Faustine bald darauf wach und munter. Professor Bern sagte kein Wort, sah nur ganz gedankenversunken aus, während ich Faustine aus dem Labor brachte. Ich nahm sie für eine riesige Mahlzeit in die Mentorenlounge mit.
»Wow«, flüsterte sie, als sie mit Essen fertig war. »Ich kann mich an alles erinnern. Das war toll! Hast du das gesehen?«
»Ja, du warst wirklich toll! So etwas habe ich noch nie gesehen. Willst du zurückgehen und dir die Aufnahme ansehen?«
»Ja, können wir sofort gehen?«
»Sicher.«
Faustine zeigte einen neuen selbstsicheren Gang und konnte nicht aufhören zu plappern, was gar nicht zu ihr passte.
»OH-MEIN-GOTT! Hast du gesehen, wie groß die Spinnen waren? Gigantisch! Bläh! Da waren Hunderte und sie sind alle übereinander gekrabbelt, um mich zu kriegen. Widerliche Biester! Aber ich hab sie erwischt!«
Ich hörte nicht weiter zu, weil ich einen Geruch wahrnahm, der mich verkrampfen ließ und machte mich zur Verwandlung bereit. Ich ging schneller und zog Faustine am Ellenbogen. Ich war mir sicher, dass ich Mason riechen konnte. Aber wie konnte das sein? Sollte er nicht weit weg, an der Boone Academy sein? Ich seufzte tief vor Erleichterung, als wir das Labor erreichten.
Professor Bern und Henri waren in der Kammer.
»Hallo, ich habe mich gefragt, ob Faustine die Aufzeichnungen ansehen kann.«
Henri sah von der Stelle, an der er kniete, hoch. »Sicher. Gebt mir einen Moment Zeit; ich muss nur noch ein paar Fotos machen.«
Seine Kamera blitzte und mein Blick fiel auf den eingedellten Fußboden.
»Wow! Hab ich den Boden kaputt gemacht? Mit meinen Fäusten?« Faustine untersuchte ihre Hände.
Es war kein Kratzer daran.
»Ja, du bist ein wirklich starker Dämon.« Henri sah sie mit neuem Respekt an. »Soll ich das Video starten?«
Ich beobachtete Faustines Gesicht, als sie die Aufzeichnung ansah. Ihre Miene änderte sich von begeistert über gelangweilt zu enttäuscht. »Wo sind die Spinnen? Warum hab ich wie eine Bekloppte auf den Boden gehämmert, wenn da gar keine Spinnen waren? Nein, warte. Da waren Spinnen, gigantische, 60 Zentimeter große, ganz haarige mit scharfen Zähnen und Knopfaugen.« Als das Video abgelaufen war, drehte sie sich zu mir. »Danke, dass du mich zugedeckt hast«, sagte sie mit vor Verlegenheit rotem Gesicht.
»Kein Problem. Daran kann man was ändern, dann brauch ich es nicht wieder tun.«
»Was ist mit den Spinnen? Warum konnten wir sie auf dem Video nicht sehen?«
Professor Bern räusperte sich. »Weil du sie dir nur vorgestellt hast. Sie waren nicht wirklich mit dir in der Kammer. Du warst alleine.«
»Warum bin ich diesmal nicht ohnmächtig geworden?« Faustine runzelte die Stirn.
»Ah! Das T-Shirt, das du anhast, hat dabei geholfen. Es ist eins meiner magischen Hemden.«
Professor Bern lächelte ein bisschen selbstzufrieden, wahrscheinlich war sie stolz darauf, dass sie Faustines störenden Engel erfolgreich in Zaum gehalten hatte. »Du kannst das T-Shirt jetzt anlassen, bis du dich umgezogen hast, dann kann Cordelia es vielleicht zurückbringen. Ich verstehe deine Sorge wegen deines Bekleidungsdilemmas. Ich mache dir auch keine Vorwürfe, aber da kann ich jetzt gleich etwas für dich tun. Entspann dich und mach die Augen zu.« Professor Bern murmelte, kaum hörbar, eine Beschwörungsformel. »Das war’s. Du kannst die Augen wieder aufmachen.«
»Was passiert jetzt mit meinen Anziehsachen?« Faustine sah verblüfft aus.
»Jetzt wird sich alle Kleidung, die du anziehst, ob du die Academy Uniform trägst oder deine Outfits zuhause, deiner Körperform anpassen und sich ausdehnen, falls nötig. Stell dir vor, dass deiner Kleidung ein bisschen magisches Lycra hinzugefügt worden ist.«
»Cool! Und danke.«
»Gern
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