Initiation
warum ich Jagger nicht spüren konnte. Die Kräuter blockierten meine übernatürlichen Sinne beinahe vollständig. Das bedeutete, in jeder praktischen Hinsicht, dass ich ein Mensch war: völlig unbrauchbar.
Mein Körper schmerzte vom langen Liegen in der gleichen Haltung und ich versuchte ein bisschen zu zappeln, aber das tat noch mehr weh. Also lag ich einfach so in der Dunkelheit und Tränen durchnässten meine Augenbinde. Ich versuchte zu schlafen, aber mein Kopf tat zu weh. Der einzige Lichtblick war, dass ich am Leben war und alle meine Körperteile intakt waren.
So lag ich stundenlang, vielleicht Tage, hörte nur mich selbst in der Stille atmen. Wer hatte mich hergebracht? Ich konnte es nicht herausfinden. Und wo genau war ich?
Zu Anfang, als ich die Schritte hörte, war ich erleichtert und zugleich gespannt, endlich herauszufinden, was zur Hölle los war. Aber ich verkrampfte immer mehr und machte mich auf das Schlimmste gefasst. Der Geruch des Adlers war unverwechselbar.
»Cordelia. Noch unter uns?«
Weil ich ein Mädchen erwartet hatte, überraschte mich die männliche Stimme. Ich nahm an, dass sie nicht alleine war. Ich konnte niemand anderen riechen. Ich brachte durch meinen geknebelten Mund ein Murmeln zustande.
»Ich habe dich gewarnt«, tadelte die Stimme. »Du hättest meine Freunde in Ruhe lassen sollen. Alles was du hättest tun müssen, war zu sagen, dass du nichts gesehen hast. Du hättest sagen können, dass du die Anklage zurückziehst. Aber nein…
»Mmm,mm.«
Nimm den Knebel ab, damit ich sprechen kann!
»Willst du, dass ich den Knebel herausnehme? Vielleicht mach ich das für einen Moment. Wahrscheinlich muss ich ihn wieder salzen.«
Er riss den Knebel heraus und mein Mund fing an, unerträglich wehzutun. Ich konnte meine Lippen nicht bewegen; sie schienen in offener Position festzustecken. Meine Mundhöhle war völlig ausgetrocknet, meine Zunge wie gelähmt. Wie zur Hölle sollte ich so sprechen? Ich brauchte etwas zu trinken. Und Nahrung.
»Widerlich. Du siehst wie eine aufblasbare Puppe aus. Mach den Mund zu.«
Ich bekam als Antwort nicht einmal einen Ton heraus.
»Zu trocken? Tja, ich muss dich salzen, aber hier ist ein bisschen Wasser.« Er träufelte mir etwas in den Mund.
Ich fühlte, wie meine Zunge feucht genug wurde, um sie ein bisschen zu bewegen, also bewegte ich sie ein wenig. Ich brauchte mehr. Ich machte tief im Rachen ein Geräusch.
»Letztes bisschen.« Er ließ noch etwas Wasser tropfen. Das war ausreichend, um meine Mundhöhle und meine Lippen anzufeuchten. Ich versuchte sie zusammen zuziehen. Es war die beschissenste Hölle, aber ich schaffte es.
»Gut. Diese eklige Zunge konnte ich mir nicht länger ansehen.«
»Was wirst du mit mir machen?«, flüsterte ich heiser.
»Weiß noch nicht. Ich warte ab und entscheide mich, wenn ich heute Abend mit Hilfe deiner Freunde Tad, Jeremy, Andrew und Hank befreit habe,.«
»Meiner Freunde?«
»Ja. Quinn, Sienna und Jewel waren sehr kooperativ, nachdem ich ihnen gesagt habe, dass ich dich habe. Sie werden mir helfen Tad und die anderen zu befreien.«
»Wer bist du?«
»Natürlich der Adler.«
Jewel hatte recht gehabt. Er war ein Junge. Wie konnte ich mich so irren?
»Warum habt ihr mich angegriffen?«
»Wir wollten ein bisschen Spaß haben, und der warst du. Aber jetzt ist es persönlich. Du hättest es vergessen und dich einfach freuen sollen, dass du noch am Leben bist.«
»Wo ist Jagger?«
»Die Fee?«
»Ja.«
»Im Feenhimmel, stell ich mir vor.«
Konnte er wirklich weg sein? Ich würde ihn nie wieder sehen, ihn nie wieder spüren. Der Gedanke ließ mich zittern.
»In Ordnung. Ich muss weg. Ich kneble dich wieder.«
»Nein! Warte. Ich werde nicht mehr lange überleben, wenn du mich nicht fütterst.«
»Warum sollte mich das interessieren?« Er machte eine Pause. »Mal sehen, ob ich etwas finden kann.«
Ich konnte hören, wie er herumwühlte und Türen auf und zu machte. Dann lachte er, ein langes böses Kichern.
»Mach den Mund auf.«
Ich zögerte. Was immer es war, ein Steak würde es nicht sein, so viel war klar. Aber ich brauchte irgendetwas. Egal was. Es war eine Frage von Leben und Tod. Also öffnete ich den Mund, verbannte alle Gedanken aus meinem Kopf und hoffte, was auch immer es sein mochte, in einem Happs herunterschlucken zu können.
Ich würgte, als er die Kreatur in meinen Mund fallen ließ. Ich wusste nicht, was es war; wollte es auch gar nicht wissen. Ich biss einmal zu, um es zu
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