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Inka Gold

Inka Gold

Titel: Inka Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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deutete auf das leere Ruderhaus. »Versteck dich, Pedro!« schrie er lauthals. »Lauf weg und versteck dich!«
    Drei Sekunden, mehr brauchte Pitt nicht. Drei Sekunden für die vier Schritte und den Sprung über die Reling ins Meer. Zwei Posten nahmen die jähe Bewegung aus dem Augenwinkel heraus wahr, fuhren herum und gaben einen kurzen Feuerstoß aus ihren automatischen Gewehren ab. Doch es war nur ein Reflex. Sie schossen zu hoch, und sie schossen zu spät.
    Pitt tauchte bereits ins Wasser und verschwand in der schlammig trüben Brühe.
42
    Sobald Pitt im Wasser war, arbeitete er sich wie besessen mit Armen und Beinen voran. Jedes olympische Wettkampfkomitee wäre beeindruckt gewesen – er mußte einen neuen Weltrekord im Unterwasserschwimmen aufgestellt haben. Das Wasser war warm, doch wegen des Schlamms, den der Colorado mitführte, konnte man kaum einen Meter weit sehen. Das Krachen der Schüsse wurde durch die Wasserdichte noch verstärkt, so daß es für Pitt wie schwerer Artilleriebeschuß klang.
    Kugeln schlugen im Meer ein. Unter Wasser hörte es sich so an, als zöge jemand einen Reißverschluß zu. Sobald Pitt mit den Händen eine feine Schlickwolke am Grund aufwühlte, ging er in die Waagerechte. Bei der Air Force hatte er gelernt, so entsann er sich wieder, daß eine Kugel, die anderthalb Meter durchs Wasser geschossen ist, keine Wirkung mehr hat.
    Danach sinkt sie harmlos auf den Grund.
    Als es über ihm dunkel wurde, wußte er, daß er unter die Backbordseite der
Alhambra
getaucht war. Er hatte Glück mit seinem Timing. Die Flut nahte, und das Fährschiff lag nun gute zwei Meter über dem Grund. Er schwamm langsam und stetig, ließ etwas Luft aus seiner Lunge entweichen und hielt sich schräg nach achtern, ein Kurs, der ihn, wie er hoffte, zu dem großen Schaufelrad auf der Steuerbordseite führen würde. Sein Sauerstoffvorrat war fast verbraucht, und ihm wurde bereits schwarz vor Augen, als er unter dem Schatten der Fähre hervorglitt und es über ihm wieder hell wurde.
    2 Meter (6, 5 Fuß) hinter dem schützenden Gehäuse des Steuerbordrades stieß er mit dem Kopf aus dem Wasser. Ihm war egal, ob er dabei seine Deckung preisgab. Entweder das, oder er wäre ertrunken. Die eigentliche Frage war, ob Sarasons Schergen ahnten, was er vorhatte, und auf die andere Seite des Schiffes gerannt waren. Er hörte immer noch vereinzelte Schüsse von Backbord. Seine Hoffnung stieg. Sie waren ihm nicht auf die Schliche gekommen, noch nicht jedenfalls.
    In raschen, tiefen Zügen atmete Pitt die klare Luft ein, während er sich orientierte. Und dann tauchte er unter das mächtige Schaufelrad der Fähre, wo er vorübergehend in Sicherheit war.
    Nachdem er in etwa die Entfernung abgeschätzt hatte, streckte er die Hände weit aus und stieß sich mit den Füßen voran. Seine Hand traf auf einen festen Holzbalken. Er hielt sich daran fest und zog sich hoch, bis sein Kopf aus dem Wasser war. Rundum waren Träger und Streben, so daß er sich vorkam wie in einer riesigen Scheune.
    Er blickte zu dem großen Antriebsrad hinauf, das die Fähre durchs Wasser bewegte. Es war ein Speichenrad, das sowohl von der Bauweise als auch von der Funktion her einem malerischen alten Mühlenrad ähnelte. Etwa 10 Meter (33 Fuß) lange, hölzerne Speichen ragten von einer an der Achse angebrachten, schweren schmiedeeisernen Nabe auf. An diesen Speichen waren lange Querplanken, sogenannte Schaufeln, befestigt, die sich rückwärts drehten, ins Wasser eintauchten und die Fähre antrieben. Die gesamte Konstruktion befand sich, wie auch ihr Gegenstück auf der anderen Seite, in einem riesigen Gehäuse innerhalb des Bootsrumpfes.
    Pitt hielt sich an einer der Schaufeln fest, wartete und sah zu, wie ein kleiner Schwarm neugieriger Sandbarsche seine Beine umkreiste. Er war noch längst nicht aus dem Schneider.
    Dort oben mußte es eine Tür geben, damit die Schiffsbesatzung die Schaufelräder warten konnte. Er beschloß, noch eine Weile im Wasser zu bleiben. Kein Mensch, der seine fünf Sinne beisammen hatte, würde riskieren, am Schaufelrad nach oben zu klettern und sich dabei von einem der harten Burschen mit den nervösen Fingern erwischen zu lassen, der vielleicht gerade durch die Tür kam. Besser, er blieb im Wasser, wo er beim ersten Geräusch untertauchen konnte.
    Über sich an Deck hörte er rasche Schritte, dazwischen den einen oder anderen Feuerstoß. Pitt konnte nichts sehen, aber niemand mußte ihm sagen, was Sarasons Männer machten.

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