Inkarnation ungesetzlich
Allison nicht die Schau verdirbt. Der Schrumpfnasen-Gorilla ist dabei, halb ZONTA zu ruinieren. Was hat Framus eigentlich noch zu rechnen und zu tüfteln? Ich dachte, der Großroboter macht das allein? Kümmere dich um ihn. Reling ist einem Schlaganfall nahe.«
In der Tat – Framus G. Allison, unser verkanntes Genie, befand sich in einer heftigen Diskussion mit einem Wissenschaftler des Stabes.
Und wenn Allison »heftig« diskutierte, glich das annähernd einem beginnenden Weltuntergang.
Ich eilte durch den Saal, ignorierte Leute, die alle etwas von mir wollten und umklammerte Allisons Oberarm.
»Framus, ich schicke Sie als ultramusikalischen Kontrapunkt durch den nächsten Marstransmitter, wenn Sir mir Steamers Mitarbeiter nervös machen. Herr, wo ist Ihre Manöverstation?«
Er blies die mit Schweiß bedeckten Wangen auf und fuchtelte mit den Händen in der Luft herum.
»Was heißt hier Manöverstation?« nörgelte der strohblonde Hüne. »Mann, so geht das nicht!«
»Was geht so nicht?«
»Die gezielte Richtstrahlsendung zum Eryyna-System. Das ist Wahnsinn, taktisch idiotisch. Ihre phantastischen GWA-Psychologen sollten das eigentlich wissen. Wollen Sie nun eigentlich den alleswissenden Herrscher spielen oder nicht? Wollen Sie …«
Sein sommersprossiges Gesicht näherte sich. Ich wich zurück. Seine gestikulierenden Hände verrieten, wie ausgeglichen Framus war!
Immerhin – wenn er sich derart aufregte, hatte er meistens recht. Leider gaben ihm andere Leute überhaupt nicht recht, denn Framus besaß die Eigenschaft, fast immer unglaubwürdig zu wirken.
»Was ist hier los? Ruhe, zum Teufel!« vernahm ich Relings polternde Stimme.
Ich drehte mich um – und starrte ihn fassungslos an.
Der Alte war von den Maskenbildner wirklich großartig hergerichtet worden.
»Wieso haben Sie eigentlich quadratische Ohren?« erkundigte ich mich süffisant. »Eigentlich hören Sie doch schon viel zu viel und …«
»Ich verbitte mir Ihre dreisten Bemerkungen«, brüllte er mich an. »Das hat mir noch gefehlt.«
»Was denn, Sir? Meinen Sie etwa, mich …«
»Ihre Meinung ist unwichtig. Sie sollen anfangen«, schrie er. »Zum Donnerwetter, Allison, ziehen Sie sich gefälligst zurück. Hier wird nichts mehr geändert.«
»Dann machen Sie doch Ihren Blödsinn allein«, schrie Framus lauter. »Herr, wenn ich ein soghmolischer Befehlshaber wäre, würde ich mich wundern, daß Tumadschin-Khan mit einem ungeheuer aufwendigen Bündelfeldstrahl meine Heimatwelt anruft, auf der es bestenfalls einige Raumschiffswracks aus der altmarsianischen Fluchtepoche gibt. Der kampfstarke Flottenstützpunkt, die Basis der Basen, liegt davon ungefähr fünftausend Lichtjahre entfernt.«
»Na und? Nur ein Narr wendet sich mit seinem Anliegen an untergeordnete Personen. Die Regierung hat zu entscheiden, welche Befehle an die Flotten ergehen. Die ist aber auf der Heimatwelt namens Soghmol ansässig.«
»Ja, richtig, trotzdem ist es eine Dummheit«, regte sich Allison auf. »Ich sage Ihnen als Hyperphysiker mit Soghmoler-Erfahrung, daß die Auswertungspositroniken auf der Flottenbasis stehen, nicht aber auf der Welt Soghmol an sich. Das muß ein Tumadschin-Khan wissen. Er würde die Kommandeure anrufen! Das entspricht seiner Mentalität. Wofür ist der Knabe ein Despot mit Kalkulationsvermögen? Jeder soghmolische Flottenkommandeur wird sauer, wenn er von fachlich unwissenden Politikern Anweisungen über sein ureigenstes Fachgebiet erhält. Er befolgt sie vielleicht, aber niemals so intensiv, als wenn er selbst überzeugt ist. Gehen Sie den umgekehrten Weg! Erst die Basis anrufen.
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