Inkarnationen 01 - Reiter auf dem schwarzen Pferd - V3
deshalb...«
»Wir kennen die Geschichte«, sagte Luna knapp.
Zane konnte es ihr nachempfinden, daß sie keine Lust verspürte, sich über Liebesbeziehungen
schöner Frauen zu Dämonen zu unterhalten.
Dann hatten sie das Labyrinth auch schon hinter sich gebracht und fuhren eine römische Landstraße
entlang. »Macht es dir Spaß?« fragte Zane, Luna dabei ins Ohr flüsternd.
»Ich bin schon lange nicht mehr mit jemandem ausgewesen«, antwortete sie undurchsichtig. »Die
meisten Männer meiden es, mit der Familie eines Schwarzmagiers zusammenzukommen.«
»Ihr Pech«, sagte er und drückte sie enger an sich.
Sie schmolz förmlich an ihn heran, und das war ein sehr schönes Gefühl.
»Wie kannst du in zwanzig Jahren die Welt vor dem Satan retten, wenn du doch noch innerhalb eines
Monats sterben mußt?« fragte Zane.
»Vielleicht kann ich Satan ja in der Hölle irgendwie beeinflussen«, äußerte sie ihre
Vermutung.
»Ich will aber nicht, daß du in die Hölle kommst!« protestierte er. »Ich will auch nicht, daß du
stirbst!«
»Wir müssen alle mal sterben«, bemerkte Molly. »Das, was eigentlich weh tut, das ist das
vorzeitige Sterben.« Natürlich wußte sie, wovon sie sprach.
Zane dachte darüber nach, während sich Luna noch enger an ihn schmiegte.
Die Klienten, mit denen er intellektuell und gefühlsmäßig Schwierigkeiten hatte, waren stets
jene, die frühzeitig starben, sei es durch einen Unfall, ein Mißverständnis oder einfach nur
Pech. Ein Spiel, das zu Ende gespielt worden war, war eine Sache, da kannte man schließlich das
Ergebnis. Aber ein Spiel, das mittendrin abgebrochen wurde, war eine Tragödie.
Möglicherweise mißbrauchte er sein Amt, indem er einen möglichen Selbstmörder von seinem Vorhaben
abbrachte oder einen Ertrinkenden rettete, während er andererseits das Dahinscheiden eines alten
und erschöpften Menschen förderte, doch dies war nun einmal sein Stil, die Art, wie er dieses
Spiel spielen mußte. Er hatte äußerst wenig, was ihn zu einem hervorragenden Charakter gemacht
hätte, aber es war ihm immerhin wichtig, für andere Menschen Mitgefühl zu haben.
»Was denkst du?« murmelte Luna, als sie gerade durch eine mittelalterliche chinesische Stadt
fuhren. Zane war zwar davon überzeugt, daß jede Station ihrer Besichtigungsreise von großer
historischer Wichtigkeit war, doch im Augenblick war er einfach nicht daran interessiert.
»Ich möchte nicht, daß du vorzeitig stirbst«, erwiderte er flüsternd. »Du bist eine weitaus
bessere Frau, als ich sie verdient habe, und wenn...«
»Trotz meiner Affäre mit dem Dämon?« fragte sie.
Warum mußte sie ihn nur daran erinnern? »Zur Hölle mit dem Dämon!« explodierte er.
»Genau dorthin ist er auch gekommen«, pflichtete sie ihm bei. »Ich mußte es dir einfach erzählen,
sonst wäre jede Beziehung, die wir aufgebaut hätten, eine reine Lüge gewesen. Ich bin unrein,
Tod, und ich werde niemals wieder rein sein, und du mußt wissen...«
»Das haben wir doch schon alles behandelt!« rief er. »Du hast etwas Entsetzliches getan, um
deinem Vater zu helfen genau wie ich, der ich meiner Mutter helfen wollte. Wie sollte ich dich
dafür verdammen?« Doch andererseits hatte er sie ja tatsächlich verdammt, gefühlsmäßig
nämlich; er hatte es nicht geschafft, dies zu vermeiden. Die Vorstellung, daß irgendein
widerwärtiger Dämon aus der Hölle sich an ihrem Körper...
»Was habt ihr beide denn so Schreckliches getan?« wollte Molly wissen.
»Sie hat sich einem Dämon hingegeben, um die Magie zu erlernen, die ihrem Vater helfen konnte«,
erklärte Zane.
»Und er hat mit Hilfe eines Pennyzaubers dafür gesorgt, daß die Maschine, die seine Mutter gegen
ihren Willen am Leben erhielt, nicht mehr funktionierte«, ergänzte Luna.
»Das waren wohl Sünden«, stimmte Molly ihnen zweifelnd zu. »Ich glaube, manchmal muß man einfach
sündigen, um das Richtige zu tun.«
»Wenn ich meinem Vater mit einem Pennyzauber hätte helfen können, hätte ich das auch getan«,
bemerkte Luna.
»Und wenn ich eine Romanze mit einer Dämonin hätte eingehen müssen, um meine Mutter von ihren
Schmerzen zu erlösen, so hätte ich das auch getan«, sagte Zane.
»Einige von diesen Dämoninnen sind wirklich schrecklich sexy«, meinte Molly. »Es heißt, daß
nichts über Sukkubus-Sex gehen soll. Aber das weiß ich natürlich nicht aus eigener
Erfahrung.«
»Das hört sich interessant an«, bemerkte Zane.
Luna griff nach seinem Ohr und zog sein
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