Inkarnationen 02 - Der Sand der Zeit - V3
war, als hätte
tatsächlich ein Riese seinen Fuß darin.
Norton richtete sich auf und wandte sich zurück zu den anderen. »Ich vermute...«
Ein schneller Tritt in den Hintern unterbrach ihn. Er riß ihn hoch in die Luft, und er flog eine
Elle weit durch die Halle. Einer der Stiefel hatte ihm einen Tritt verpaßt!
Norton fing sich wieder und rieb sich sein zerschundenes Hinterteil. Der Elf versuchte ein Feixen
zu unterdrücken, und selbst die unschuldige Excelsia wirkte amüsiert. Norton selbst fand die
Sache nicht besonders komisch und ging zur Tagesordnung über.
»Gehen wir einfach um die Dinger rum.«
Der Elf gehorchte und machte einen Schritt zur Seite.
Sofort erwachten die Stiefel wieder zum Leben und schritten vor den kleinen Mann. Der Elf hielt
inne, weil er nicht auch noch einen Tritt abbekommen wollte.
Selbst einen Tritt abzubekommen war niemals komisch.
»Vielleicht könnten wir über sie hinwegspringen!« schlug Norton vor.
»Na klar«, pflichtete der Elf ihm bei. »Du zuerst.«
Doch Norton verzichtete.
Excelsia versuchte es mit einem anderen Angang. Sie schritt hinüber zur Linken, wo sich kein
Stiefel befand.
Doch plötzlich erschien ein Paar riesiger Panzerhandschuhe und blieb ungefähr auf Kopfhöhe in der
Luft schweben. Der rechte schloß sich vor Excelsias Gesicht zu einer Faust, dann streckte er den
massigen Zeigefinger aus und wackelte drohend damit. Excelsia stieß ein erschrecktes Quieken aus
und wich zurück.
Nun befanden sich vor dem Elf die Stiefel und vor der Damseil die Panzerhandschuhe. Norton trat
auf die Mitte zu, woraufhin sich der rechte Stiefel und der linke Handschuh bewegte, um die Lücke
zu schließen. Nun wurde auch ihm der Weg versperrt.
Na ja, wenigstens waren die körperlosen Stiefel und die Handschuhe keine ernsthafte Bedrohung,
sie behinderten nur wirkungsvoll den Weg. Wenn sich die Gruppe entfernte, würde es keinerlei
Probleme geben.
Doch Rückzug bedeutete Versagen, und davon hatte Norton bereits genug, jetzt kämpfte er erst
recht.
Wieder zog er sein Schwert. »Geht mir aus dem Weg, Ihr Dinger, oder ihr müßt dafür büßen!«
Nichts rührte sich. Er trat vor - und der rechte Stiefel schwang sich zu einem Tritt empor.
Norton hieb mit dem Schwert dagegen und teilte ihn entzwei. Die beiden Einzelteile fielen zu
Boden und zappelten wie ein zerhacktes Reptil.
»Ooooh«, sagte Excelsia in mitfühlendem Entsetzen.
»Ihr habt ihn getötet!«
»Ich habe ihm eine faire Warnung erteilt«, meinte Norton. Wieder trat er vor und hieb diesmal dem
Handschuh, der nach ihm griff, die Finger ab. Auch der fiel zappelnd zu Boden.
Nun griffen der andere Stiefel und der andere Handschuh an. Norton erwischte zwar den Stiefel,
erhielt dafür aber von dem Handschuh eine schallende Ohrfeige, die ihn gegen die Mauer
schleuderte. Der Handschuh setzte nach und formte sich zur Faust, die auf seine Nase zielte;
diesmal brachte er die Klinge hoch und der zerteilte Handschuh stürzte zu Boden.
Norton brauchte einen Augenblick, um sein Gleichgewicht wiederzufinden, denn der Hieb war von
gewaltiger Wucht gewesen!
»Ooooh, Ihr seid ja verletzt!« rief Excelsia und betupfte mit einem süßen kleinen Taschentuch
sein Gesicht, was zumindest seine Stimmung aufheiterte.
Sie setzten sich in Richtung Fackel in Bewegung. Als sie sie erreichten, drückte Sning dreimal
Nortons Finger: Eine Warnung. Norton blieb stehen.
Elf und Damseil blickten sich um. »Was ist los?« fragte Excelsia.
Norton zuckte die Schultern. »Sning hat mich gewarnt. Da ist irgend etwas.«
»Hör mal, Typ, wir können hier nicht ewig rumtrödeln«, murrte der Elf.
»Du hast doch hundert Jahre lang in dieser Schlammpfütze rumgetrödelt«, versetzte Norton. »Wozu
also plötzlich die Eile?«
»In hundert Jahren kann man sehr ungeduldig werden«, konterte der Elf. »Ich gehe weiter.« Er
schritt an der Fackel vorbei in den Kreuzgang.
Die Fackel flackerte monströs und sandte grelle Helligkeit aus. Norton legte die Hand schützend
vor die Augen, als er zurückstolperte, doch das Unheil war bereits geschehen: Für einen
Augenblick konnte er überhaupt nichts mehr sehen.
Endlich ließ der Effekt nach, und er sah sich um - und stellte fest, daß er sich allein im Gang
befand. Excelsia und der Elf waren fort!
Beunruhigt suchte er nach ihnen, doch sie blieben verschollen. Die Überreste der Stiefel und
Handschuhe waren ebenfalls verschwunden. Da hatte er eine Idee.
»Sning, bin ich im selben Gang wie vorhin?«
Druck,
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