Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3
Atropos und Clotho beruhigten sich genug, um ihr
zuzustimmen. Offensichtlich handelte es sich um einen wichtigen Versuch Satans, überall
Unstimmigkeiten zu stiften.
»Ich bin sicher, daß sich die Anfänge dieses Wirrwarrs in deinem Schicksalsteppich finden
lassen«, meinte Chronos.
»Sehen wir doch mal nach.« Niobe hatte gelernt, wie sie das Abbild des Teppichs heraufbeschwören
konnte, um die Fäden richtig zu platzieren. Das Muster, das genauer sichtbar wurde, schien jedoch
in Ordnung zu sein.
»Wenn du gestattest«, sagte Chronos. Er hob seine Sanduhr, der Sand wechselte die Farbe, und
plötzlich glitt der Teppich scharf nach vorne. Trotz des Erstaunens der beiden anderen Aspekte
behielt Niobe die Übersicht.
Sie wußte, daß Chronos die Macht hatte, ein Bild zu beeinflussen, welches sie hervorgebracht
hatte. Die Sanduhr war wirklich ein ganz außerordentliches Instrument. »In fünf Tagen deiner
Zeit«, erklärte er.
Niobe sah hin. Sie entdeckte ein gewaltiges Wirrwarr, welches das gesamte Gewebe verzerrte.
Atropos und Clotho waren ebenso entsetzt wie sie. Wenn es erst einmal dazu kommen sollte, würden
sie die Sache nie wieder richtig in Ordnung bringen können!
»Wir müssen es verhindern!« wiederholte Niobe. »Wenn es erst einmal passiert ist, ist es zu spät.
Wir müssen dafür sorgen, daß es gar nicht erst soweit kommt!«
Dann musterte sie Chronos. »Aber wenn wir es verhindern wollen, du aber bereits gesehen hast, wie
es geschah...«
»Da mach dir mal keine Sorgen. Ich bin immun gegen Paradoxien. Ich verändere ja ständig
Ereignisse, um das, was falsch gelaufen ist, wieder richtigzustellen. Damals, als ich mein Amt
antrat, hatte ich eine ganz schön scharfe Auseinandersetzung mit Satan, das kannst du mir
glauben! Ich mußte die Ewigkeit selbst durchqueren, um mich wieder zu orientieren. Wenn du die
Sache veränderst, dann veränderst du sie eben, das ist alles. Dann werde ich mich daran lediglich
als eine alternative Zeitlinie erinnern.«
»Dann werden wir es tun«, entschied Niobe erleichtert.
»Wenn diese Bombe in fünf Tagen losgeht, bedeutet dies, daß wir vier Tage Zeit haben,
festzustellen, wer diese Operation ausführen soll. Wir können vorher seinen Faden aus dem Gewebe
ziehen und abschneiden oder ihn umlenken.
Dann wird es nie zu dem berüchtigten UNO-Zwischenfall kommen!«
»Nein, das wird es dann nicht«, bestätigte Chronos.
»Und uns bleibt die Peinlichkeit eines großen Fadenknäuels erspart«, endete Niobe.
»Offensichtlich ist es das, was Satan uns Neulingen in den Weg legen will. Erfahrene Aspekte der
Schicksalsgöttin kämen damit schon zurecht, aber er glaubt wohl, daß wir es nicht
schaffen.«
»Eine sehr vernünftige Analyse der Situation«, meinte Chronos. »Satan ist außerordentlich
heimtückisch und hinterhältig. Man muß ständig vor seiner Raffinesse auf der Hut sein.«
»Gut, wir werden jetzt nach Hause gehen und schauen, was wir tun können.«
»Vergiß dabei eins nicht«, warf Chronos ein, »wenn du die Hilfe anderer Inkarnationen benötigst,
so brauchst du nur zu fragen. Jeder von uns wird dir gerne zur Seite stehen, so gut er kann,
zumal wir ja wissen, daß ihr drei nicht viel Erfahrung habt.«
»Das werden wir tun«, versprach sie, dann entfernte sie sich wieder entlang ihres Fadens.
Zu Hause angekommen, hielten sie Kriegsrat ab.
»Dieses Gewirr ist undurchdringlich«, sagte Niobe. »Ein echter gordischer Knoten. Aber wir
wissen, daß es eine sehr einfache Ursache hat: Irgend jemand muß diese Bombe legen und sich
danach sofort entfernen, um bei ihrer Detonation nicht selbst kontaminiert zu werden. Der
Lebensfaden dieses Sterblichen muß sich in unserem Gewebe befinden, also hier. Wir müssen ihn
lediglich ausfindig machen und entfernen.«
Die anderen musterten den Gewebeteppich durch ihr Augen. »Es sind so viele Fäden, so kompliziert
miteinander verwoben!« sagte Clotho. »Da könnten wir monatelang suchen, ohne jemals den richtigen
zu finden!«
»Ja, wie eine Nadel im Heuhaufen«, meinte auch Atropos. »Frau, da hast du mich in eine viel
komplizierterte Sache reingerissen, als mir klar war, als du mir das Amt angedient hast! Ach, das
genieße ich!«
»Schade, daß wir keinen Computer haben«, meinte Clotho.
»Doch, es gibt ja den Fegefeuercomputer«, erwiderte Niobe. »Der müßte eigentlich alles
speichern.«
»Nun, dann an die Arbeit, Mädchen!« sagte Atropos
»Ich hoffe, du weißt, wie man ihn bedienen muß, ich weiß es
Weitere Kostenlose Bücher