Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3
jedenfalls nicht, soviel ist
sicher!«
Niobe setzte sich in Bewegung. Sie begab sich ins Empfangsbüro des Fegefeuers und bat, ihr den
Computer zur Verfügung zu stellen. In ihrer Zeit als Clotho waren Computer nicht viel verwendet
worden, doch offensichtlich blieb das Fegefeuer auf der Höhe seiner Zeit. Sie hatte nicht sehr
viel Erfahrung mit den Rechnern, verstand aber immerhin das Grundprinzip.
Glücklicherweise war dies ein benutzerfreundliches Gerät. GRUESSE, SCHICKSALSGOETTIN, blitzte es
auf seinem Monitor auf, als sie ihn anschaltete. WIE KANN ICH IHNEN MIT INFORMATIONEN
DIENEN?
Unbeholfen begann sie auf Tasten zu drücken. SPRECHEN SIE MICH EINFACH AN, riet der
Monitor.
»Ich muß ein Fadenknäuel entwirren, um einen bestimmten Faden zu finden«, sagte Niobe. »Ich bin
neu in diesem Amt, und...«
GIBT ES DAFUER EINEN SCHLUESSELFADEN?
»Ja. Aber ich muß ihn zuerst orten und es stehen Millionen zur Auswahl.«
RATE ZU GLOBALER SUCHOPERATION. WELCHE PARAMETER?
»Nun, es geht um eine Person, die an oder vor einem bestimmten Datum das UNO-Gebäude in New York
aufsuchen wird.«
DATUM EINGEBEN.
Niobe tat es. Die Zeilen auf dem Schirm verschwammen, dann wurden sie wieder deutlich.
DREITAUSENDZWEIHUNDERTSECHSUNDFUENFZIGF FAEDEN BLEIBEN NOCH ZUR AUSWAHL.
Nun, das war immerhin ein Fortschritt. »Können wir die Zahl noch weiter reduzieren, sagen wir auf
ein halbes Dutzend?«
DAZU BENOETIGE ICH WEITERE PARAMETER.
Niobe überlegte. Die anderen Aspekte halfen ihr dabei. Wie groß ist denn dieses Gerät, eine
psychische Stinkbombe? dachte Atropos.
»Die Person wird eine psychische Stinkbombe in das Gebäude schmuggeln müssen, die mächtig genug
ist, um den gesamten Komplex zu kontaminieren«, sagte Niobe zu dem Computer. »Falls du wissen
solltest, wie groß ein solches Paket sein müßte, wäre es...«
Der Monitor flackerte. Wenn Niobe es nicht besser gewußt hätte, so hätte sie geglaubt, daß die
Maschine gerade lachte. EINE PSYCHISCHE STINKBOMBE? Das Rackern wurde noch deutlicher.
»Ja. Irgend jemand wird sie im UNO-Gebäude detonieren lassen, dann wird Amerika aus der UNO
ausgeschlossen und der Hauptsitz der Organisation wird nach Moskau verlegt.«
NACH MOSKAU? Nun zeigten sich gelbe Zacken am Rande des Monitors, und im Hintergrund erklang eine
hektische, unruhige Musik.
»Nun verlier nicht gleich die Fassung«, meinte Niobe verärgert. »Ich muß lediglich wissen,
ob...«
Es schien den Computer eine gewisse Anstrengung zu kosten, sich wieder unter Kontrolle zu
bekommen.
EINTAUSENDACHTHUNDERTVIERZEHN FAEDEN BLEIBEN UEBRIG.
Immer noch zu viele. Vielleicht eine Frage zum Motiv, schlug Clotho vor. Weiß die
Maschine, wer ein Interesse daran haben könnte, die UNO zu demütigen?
»Kannst du die Fäden jener Personen ausschließen, die keinen Grund haben, gegen die UNO zu
sein?«
Wieder flackerte der Schirm, und zwischendurch blitzte das Wort STINKBOMBE auf, als würde ein
unstatthafter Gedanke durch die Maschine blitzen. Dann beruhigte sie sich wieder.
SIEBENHUNDERTDREIUNDACHTZIG FAEDEN BLEIBEN UEBRIG.
Immer noch viel zu viele! Praktisch denken, Frau dachte Atropos. Frage ihn, wie viele
Leute Zugang zu einer solchen Bombe haben. Die Dinger gibt es schließlich nicht im Dutzend
billiger.
»Eliminiere solche Personen, die normalerweise keinen Zugang zu einer solchen Bombe haben«, sagte
Niobe.
VIER FAEDEN BLEIBEN UEBRIG.
Jackpot! dachte Atropos. Pro Tag ein Faden! Hätte nie gedacht, daß meine Erfahrung mit
dem Aufspüren von Rowdys sich eines Tages mal so auszahlen würde!
Offensichtlich lernten Großmütter im Ghetto durchaus nützliche Dinge! Atropos war es gewesen,
welche aus der Einsatzmöglichkeit einen Parameter gemacht hatte.
»Bitte identifiziere diese vier Fäden«, sagte Niobe erleichtert.
Vier Namen erschienen auf dem Schirm. Niobe merkte sie sich. »Danke, Computer«, sagte sie.
GERN GESCHEHEN, SCHICKSALSGOETTIN, sagte der Monitor. Kurz bevor sie ihn abschaltete, flackerte
das Wort STINKBOMBE noch einmal auf. Die Maschine schien unfähig, diesen Gedanken aus ihrem
Speicher zu löschen. Die Geräte im Fegefeuer schienen mehr Eigenpersönlichkeit zu haben als jene
der sterblichen Welt.
Du mußt zugeben, daß der olle Satan einen gewissen Sinn für Humor hat, dachte
Atropos.
»Ja, ich bin sicher, daß er herzlich lacht, wenn er uns demütigt«, stimmte Niobe kurz angebunden
zu. Tatsächlich war der Frohsinn eine Eigenschaft des Vaters der Lüge.
Wieder zu Hause, gingen sie
Weitere Kostenlose Bücher