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Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3

Titel: Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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die vier Fäden durch.
»Es ist wahrscheinlich besser, wenn wir die Leute persönlich aufsuchen«, schlug Clotho vor. »Um
sicherzugehen, ob sie schuldig sind oder nicht.«
»Ja, wir wollen ja nicht noch einmal unschuldige Fäden abschneiden«, stimmte Atropos zu.
Niobe seufzte. »Das ist wahr. Fehler wollen wir dabei nicht machen. Also gut, ich werde heute
einen der weißen Fäden überprüfen.« Sie musterte die beiden weißen Fäden. Der eine war der eines
alten Mannes, der andere der Faden einer Frau mittleren Alters, die...
»Heiliger Feuerball!« rief Atropos. »Das ist ja eine Teufelsanbeterin!«
»Mit Sicherheit eine Hauptverdächtige. Ich habe nicht sehr viel Lust, in einen Tempel der
Teufelsanbeter zu stürzen!« meinte Niobe.
»Dann heben wir uns die bis zum Schluß auf«, schlug Clotho vor.
Sie hatte von Teufelsanbetern gehört, doch selbst als Unsterbliche wollte sie sich nicht mit
ihnen einlassen.
Der andere weiße Faden wirkte ganz gewöhnlich. Der alte Mann war ein pensionierter Teppichhändler
namens Henry Clogg. Viel mehr Einzelheiten konnten sie nicht in Erfahrung bringen. Sonst hätten
sie das Rätsel des Stinkbombenlegers ja auch lösen können, ohne ihr Heim zu verlassen. Satan
spekulierte ja auch auf die vorübergehende Unfähigkeit der Schicksalsgöttin, die Fäden richtig zu
deuten. In diesem Punkt funktionierte seine Taktik bereits.
Sie fuhr an einem Faden zum Heim des alten Mannes. Dort war es Vormittag, und er arbeitete gerade
in seinem kleinen Garten.
Niobe näherte sich. »Hallo, ich suche einen Mr. Clogg.«
»Schon gefunden, Süße«, erwiderte der Mann fröhlich.
Niobe ertappte sich dabei, wie sie errötete. Es war schon Jahre her, seit jemand sie so genannt
hatte. Sie wünschte, daß sie sich in den vergangenen Jahren nicht so stark hätte gehenlassen; sie
hatte gut dreißig Pfund Übergewicht, und ihr Gesicht war faltig geworden. Nun, als Inkarnation
war sie an ihre Gestalt gebunden; auch eine Diät würde ihre Figur nicht verändern können.
Natürlich hätte sie ihr Aussehen mit Hilfe von Magie verbessern können, wie Lisa es getan hatte,
doch zog sie es vor, so zu leben, wie sie war. Ohne Zauber und Korsett. Clotho hatte es leichter:
Sie brauchte lediglich ein bißchen Magie, um Haarfarbe und -länge, Hauttönung und Augenschnitt zu
verändern. So oder so würde sie eine attraktive junge Frau bleiben.
Niobe konzentrierte sich auf ihre Mission: es galt herauszufinden, ob dieser Mann möglicherweise
der Bombenleger sein würde. »Mr. Clogg, ich...«
»Nenn mich Henry, Süße. Der gute alte Henry. Ich bin nichts Besonderes, mußt du wissen.«
Wie wenig er doch wußte! Sie begriff, daß er wohl jede Frau »Süße« nannte, es hatte nichts zu
bedeuten. Es war ihr fast ebenso peinlich, grundlos errötet zu sein, als wenn es mit Grund
geschehen wäre. »Äh, Henry, ich... ich habe erfahren, daß Sie vorhaben, bald das UNO-Gebäude
aufzusuchen.«
Er stach den Spaten in die Erde, so daß der Griff nach oben zeigte, dann erhob er sich und
klopfte seine Kleider ab. »Ach, davon hast du also schon gehört! Ja, mein Sohn spendiert mir
einen Zwei-Tages-Ausflug, und ich schätze, das gehört auch zur Besichtigungsliste. Ich selbst
weiß zwar nicht viel darüber, und es ist mir auch eigentlich ziemlich egal. Aber er glaubt, daß
der Alte wohl noch ein paar Dinge erleben muß, bevor er in die Kiste springt. So ist das eben.
Schätze, die wollen in der Hölle keine ungebildete Tölpel haben.«
»Oh, so bald werden Sie aber nicht sterben, Henry!«
Der Mann grinste. »Ja, das weiß ich, und du weißt es auch, aber mein Sohn weiß es
nun mal nicht. Ich wünschte, er würde sich die Geldausgabe sparen. Er wird die Moneten schon bald
genug brauchen, wenn ich unters Messer komme.«
»Unters Messer?«
»Habe so einen Tumor an meinem Hintern«, vertraute er ihr an. Wie manchen alten Leuten machte es
auch ihm nichts aus, intimste Dinge mit Fremden zu besprechen. Er schien über ihre Anwesenheit
auch nicht im geringsten verwundert zu sein. »Ist zwar lästig, aber gutartig. Einfach nur ein
Schmerz am Hintern.« Er lachte. »All die Jahre habe ich über so was geredet, und jetzt habe ich
wirklich etwas! Wenn ich ein gutes, dickes Kissen nehme, ist die Sache schon in Ordnung, aber
mein Sohn, der macht sich Sorgen, meint, ich müßte ihn rausschneiden lassen, und das bedeutet
Operation und Labor und so weiter, was nun wirklich lästig ist und zudem die Brieftasche
belastet.

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