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Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3

Titel: Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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schon gedacht. Na, eines ist sicher, Säuglinge werden wir
jedenfalls nicht mehr töten. Gehen wir die Sache noch einmal durch und achten wir darauf, daß
alles stimmt.«
Clotho übernahm den Körper, um einen weiteren Faden zu spinnen. Dann maß Niobe ihn ab, und
Atropos beschnitt ihn sorgfältig, nur ein einziges Mal an jedem Ende. Dann brachte Niobe ihn zu
dem Webteppich und legte ihn an die Stelle, wo er, wie sie wußte, hingehörte. Diesmal hielt der
Faden. Er befestigte sich von selbst und führte in den unscharfen Teil des Gewebes weiter, der
die Zukunft war.
»So geht das«, bestätigte Thanatos. Dann streifte er wieder die Kapuze über. »Ich muß jetzt
gehen, ich habe noch anderswo zu tun. Wenn ihr irgendwelche Zweifel habt, dann fragt mich oder
eine andere Inkarnation, und wir werden versuchen, euch zu helfen. Besonders Chronos muß sehr eng
mit euch zusammenarbeiten; da er rückwärts lebt, kennt er die Zukunft, aber nicht die
Vergangenheit.«
Thanatos verließ das Heim und ritt auf seinem dunklen Pferd am Himmel entlang. Die drei Aspekte
der Schicksalsgöttin brachen auf der Couch zusammen.
Das war aber eine schwierige Lehrstunde gewesen!
Clotho hatte jedoch eine Frage: Wenn Chronos die Zukunft kannte, mußte er dann nicht von Niobes
früherer Erfahrung mit dem Amt wissen?
»Nicht, wenn wir es ihm nicht sagen, irgendwann in der Zukunft«, sagte Niobe. »Ich glaube, wir
sollten meine Vergangenheit einfach vergessen und in der Gegenwart weitermachen. Aber was Chronos
angeht... Da ist noch etwas, was du vielleicht wissen solltest, Clotho.«
»Was denn?«
»Er... in der Vergangenheit... stand er uns sehr nahe.
Besonders Clotho.«
»Aber Freundschaft ist doch etwas Gutes, oder nicht?« fragte das Mädchen verwirrt.
»Sie waren Liebende.«
Clotho schwieg. Niobe wußte nicht so recht, was ihr durch den Kopf gehen mochte, denn wenn sie
nicht wollten, teilten die drei ihr Denken nicht miteinander.
»So wie ich das sehe«, meinte Atropos, »ist das hier nicht mehr unser sterblicher Körper. Der muß
eine Menge durchgemacht haben, von dem wir noch nichts wissen.«
»Ja«, pflichtete Niobe ihr bei.
»Dann ist es vielleicht auch gar nicht so wichtig, was wir mit ihm machen, solange wir unsere
Pflicht tun.«
Immer noch schwieg Clotho. Niobe erinnerte sich daran, wie schwer es ihr damals gefallen war, mit
dieser Seite ihres Aspekts zurechtzukommen. Nun, mit der Zeit würde man sich wahrscheinlich schon
arrangieren. Mit der Zeit? Mit Chronos!
Sie bereiteten sich aus den vorhandenen Vorräten eine Mahlzeit und legten sich danach ein wenig
hin. Dann arbeiteten sie einen Routinearbeitsplan aus, verteilten die Schichten, die
Bereitschaftsdienste und die Ruhezeiten. Der Körper selbst war zwar unermüdlich, er brauchte
weder Ruhe noch Schlaf, doch die Geister, die ihn bewohnten, benötigten das.
Das Schicksal hatte sich, wie zögerlich auch immer, wieder an seine Arbeit gemacht.
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11. Wirrwarr
    Doch am nächsten Tag fielen schon die Würfel. Niobe besuchte Chronos gerade, weil sie seinen
Rat und seine Hilfe bei der Plazierung bestimmter Lebensfäden benötigte. Zwar folgte der
Webteppich seinen eigenen Mustern, doch wenn man ihn sich selbst überließ, wäre es durch die
Überschneidung von Fäden zu Rissen und Verhedderungen gekommen. Sie mußte die Fäden korrekt
plazieren, und der richtige Zeitpunkt war ebenso wichtig wie die genaue Stelle. Wenn
beispielsweise eine Heirat stattfand, so kreuzten sich die Fäden der Brautleute, fand diese
Kreuzung jedoch vor der bürgerlichen Zeremonie statt, so bestand die Möglichkeit, daß noch vor
der eigentlichen Heirat ein neuer, dritter Faden begonnen werden mußte, was etwas peinlich werden
konnte. Chronos konnte derlei Dinge unmittelbar überprüfen; tatsächlich wußte er vom genauen
Zeitpunkt jeder wichtigen menschlichen Interaktion, wenngleich der Großteil der
Routineangelegenheiten seinen Mitarbeitern überlassen blieb. Auch die Schicksalsgöttin hatte
Personal für Routinearbeiten, doch konnte sie es sich nicht leisten, die wirklich wichtigen
Angelegenheiten Untergebenen zu überlassen.
Zunächst war es jedoch an der Zeit, sich vorzustellen. »Ich weiß, daß du uns schon einige Zeit
kennst«, begann Niobe. »Aber aus unserer Sicht ist dies unsere erste Begegnung. Wir sind alle neu
in unseren jeweiligen Aspekten. Erst in den vergangenen paar Tagen sind wir ins Amt eingeführt
worden und daher noch sehr unerfahren, was unsere Pflichten

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