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Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3

Titel: Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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scharfes Auge«, erwiderte Mars.
Samurai drehte sich um und schritt zu seinen Schwarzgurten, dort setzte er sich mit gekreuzten
Beinen nieder.
Mars blickte die Schüler an und verbeugte sich vor der Reihe. Die Reihe erwiderte die
Verneigung.
Dann trat er vor und griff sich die Schülerin am weißen Ende der Reihe. Es war eine junge Frau,
so klein und leicht, daß ihre bloßen Füße die Matte bereits verließen, als er sie nach vorne
führte.
Die kann er doch unmöglich angreifen! dachte Niobe entsetzt.
Doch niemand protestierte oder wirkte auch nur erstaunt. Wortlos sahen die anderen zu.
Mars führte sie auf die Mitte der Matte, dann griff er den rechten Aufschlag und den linken Ärmel
ihres Gi . »Versuche einen Wurf«, sagte er zu ihr.
Das Mädchen drehte sich und riß dabei an seiner Jacke. Doch es führte zu nichts. Dann trat Mars
zurück und zog sie dabei mit sich, so daß sie einen schnelleren Schritt vorwärts machte, um nicht
das Gleichgewicht zu verlieren. Im selben Augenblick, da ihr rechte Fuß die Matte berührte, stieß
er mit seinem linken dagegen. Ihr Fuß wurde fortgerissen, und sie stürzte rücklings zu Boden. Mit
ausgestrecktem linken Arm landete sie auf der Matte, ihr rechter Arm war fest in seinem
Griff.
»De-ashi harai«, sagte Mars. »Der Fortgeschrittene Fußstoß. Vergiß ihn nicht.« Dann ließ
er sie los. Sie kam schnell wieder auf die Beine, verneigte sich hastig und kehrte in die
Schülerreihe zurück.
Mars nickte dem nächsten Schüler zu, einem Jungen mit weißem Gurt. Der Junge kam vor, griff ihn
und versuchte selbst einen Wurf. Auch er hatte keinen Erfolg.
Mars zog ihn vor, wie schon beim ersten Mal, doch diesmal stellte er den linken Fuß gegen das
Knie des Jungen und riß ihn auf die Matte.
»Hiza-guruma«, sagte Mars. »Das Knie-Rad. Sei fleißiger bei deinen Fallübungen, mein Sohn,
sonst tust du dir noch weh.«
»Jawohl!« rief der Junge, sprang auf, verneigte sich und rannte zurück zu seinem Platz in der
Reihe.
Mars nickte der dritten Schülerin zu, wiederum eine Frau im Weißgurt. Wieder gab er ihr die
Chance, ihn zu werfen, und auch sie scheiterte; dann warf er sie wirbelnd auf die Matte, mit
einer Bewegung von Hand und Fuß, die eine Kombination der beiden vorherigen Würfe zu sein
schien.
»Sasae-tsurikomi-ashi«, sagte er. »Der Knöchel-Stütz-Zug-Wurf.« Ein Murmeln ging durch die
Reihe.
»Er führt den Anfängerkurs durch!« sagte jemand hinter Clotho. Sie drehte sich um. Hinter ihr
stand ein Mann in braunem Gurt neben der Matte; es war der Lehrer der Anfängerklasse, dem sie am
Morgen bereits begegnet war. Offensichtlich war er zu spät gekommen, deshalb sah er nun von der
Seite aus zu.
»Ist das bedeutsam?« fragte Clotho.
Nun erkannte er sie. »Sie sind die...«
»Genau die«, bestätigte sie. »Ich habe meinen Kämpfer mitgebracht, der gegen Samurai antreten
wird.«
»Einen Rotgurt!« murmelte er erstaunt. »Das ist der neunte oder zehnte Dan!«
»Ist das gut?«
»Ach so... verstehen Sie nichts von Judo?«
»Gar nichts«, gestand sie. »Ich bin bloß gekommen, um mich mit Samurai zu unterhalten, und dann
lief plötzlich alles schief.«
Nachdenklich schürzte er die Lippen. »So ist das also«, sagte er nach einem Augenblick. »Also
gut, ich werde es Ihnen erklären. Die Meistergrade des Judo sind die Dans, im Gegensatz zu
den Schülergraden, den Kyu. Die Dans sind Schwarzgurte, doch die allerhöchsten Grade
können auch den roten Gurt tragen. Normalerweise werden solche Grade nur als Auszeichnung für
Verdienste um die Kampfkunst an Meister verliehen, die nicht mehr in Wettbewerben auftreten. Ein Wettbewerbsteilnehmer mit einem Rotgurt müßte eigentlich der beste Judoka der Welt
sein.«
»Ach so, das erklärt auch, warum alle so überrascht waren.«
»Allerdings. Soweit ich weiß, gibt es heute keinen lebenden Rotgurt, der noch an Kämpfen
teilnimmt. Deshalb muß dieser Mann auch ein Hochstapler sein.«
»Das ist Mars, die Inkarnation des Kriegs.«
»Ach so? Dann ist er vielleicht...?« Der Braungurt zuckte die Schultern. Er kehrte zu ihrer
vorigen Frage zurück. »Nein, an dem Anfängerkurs ist nichts auszusetzen«, erklärte er. »Es sind
alles gute Würfe. Aber sobald die Leute erst einmal die Reihenfolge bemerken, werden sie auch
genau wissen, welchen Wurf er als nächsten versuchen wird. Das macht es für ihn sehr viel
schwerer. Bei den Weißgurten ist das noch egal, aber er würde durchaus Schwierigkeiten haben, mich mit

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