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Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3

Titel: Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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wurde das System
deutlicher. So wie aus einem Menschen, der Drogen verwendete, ein Süchtiger wurde, der wiederum
zum Händler werden mußte, um seine Sucht zu finanzieren, so wurden jene, die mit dem Tand der
Hölle liebäugelten, immer tiefer hineingezogen. Es war, wie Mira gesagt hatte, alles völlig klar
und offen, nur daß die eigentlichen Gewinne und Güter gefälscht waren. Jeder, der dem Vater der
Lüge glaubte, bekam auch, was er verdiente!
Das ließ sie innehalten. Wenn diese Narren es verdient hatten, wegen ihrer Habgier in die Hölle
zu kommen - hieß denn das nicht, daß Satan dem Kosmos sogar einen Dienst erwies, indem er die
Welt von ihnen befreite?
Doch sie wüßte die Antwort darauf. Satan befreite die Welt eben nicht von ihnen: Er setzte
seine Anhänger ein, um sich sein schmutziges Werk zu erleichtern. All die Angestellten oben an
den Spieltischen, all die Spieler, die sich übernommen hatten und nun für die Hölle arbeiten
mußten; wieviel Freude mochten sie hier noch haben?
Und dabei ist das hier nur ein geschöntes Modell der Hölle, dachte Atropos. Stell dir
mal vor, wie die wirkliche Hölle erst aussehen muß!
Das war wirklich ein sehr ernüchternder Gedanke.
»Ich... ich weiß, daß Schmuck meine Probleme auch nicht lösen wird«, sagte Niobe und ließ ihren
Bauch heraushängen. »Ich habe zu viele Jahre lang zuviel gegessen.«
»Dann wird Ihnen die Schmausetage gefallen!« rief Mira. »Hier entlang!«
Die nächste Etage war tatsächlich eine Versuchung für jede Frau, die gerne aß. Es war ein
riesiges Selbstbedienungsrestaurant. Die Tische bogen sich von Gebäck und Kuchen und allerlei
schönen Nachspeisen. Viele Frauen und etliche Männer und Kinder saßen an den Tischen und stopften
sich mit ihren Lieblingsleckereien voll.
Niobe blieb neben einem dicken Mann stehen, der sich gerade Kuchen in den Mund schob. »Aber das
macht doch alles schrecklich dick!« protestierte sie.
»Nein, tut es nicht«, erwiderte Mira zufrieden. »Unsere Nahrung macht überhaupt nicht dick und
sättigt auch nicht. Geschmack und Konsistenz sind zwar da, aber die Kalorien sind weg, ich meine,
die Sachen haben gar keine Kalorien. Man kann soviel essen, wie man will, ohne jemals gesättigt
zu sein.«
Also das ist ja nun wirklich eine Hölle für sich, wenn diese Narren es nur merkten, dachte
Atropos.
Endloses Essen ohne Folgen. Niobe konnte die Versuchung zwar verstehen, wußte aber auch, daß man
nicht erst mit der Hölle liebäugeln mußte, um ihr nachgeben zu können; ganz gewöhnliche
Lebensmittelhersteller machten zum Beispiel mit dem Spruch: »EINE KALORIE PRO FLASCHE« Reklame,
um aus Völlerei und Disziplinlosigkeit beim Essen eine scheinbare Tugend zu machen.
Dann hob sie die Brille und mußte ein angeekeltes Kreischen unterdrücken. Was der Mann dort aß,
war gar kein Kuchen, sondern verschimmelter, fauliger Müll. Das meiste von dem Zeug verzehrte der
Mann gar nicht, sondern troff ihm aus dem Mund auf Hände und Brust, was auch erklärte, warum er
nicht satt wurde.
Mira bemerkte ihren Ekel. »Was ist denn los?«
Niobe dachte kurz nach, dann reichte sie ihr die Brille. Die Frau blickte durch die Gläser und
begann zu würgen.
»Wußten Sie das nicht?« fragte Niobe.
»Ich... das kann doch nicht sein... das ist ja grausig!« rief Mira. Sie schritt zu dem nächsten
Tisch, wo ein Kind gerade Milchshakes in sich hineinschlürfte, und sah durch die Brille. Ihr
Gesicht lief grün an.
Gäa nahm ihr die Brille aus der Hand, bevor sie sie fallenlassen konnte. Dann reichte sie das
magische Instrument wieder an Niobe weiter.
Niobe musterte das Getränk des Jungen. Es war ein schäumendes Gebräu aus Abflußwasser. Auch dem
Kind troff das meiste am Kinn herab und wurde nicht geschluckt, doch etwas von dem Dreckwasser
mochte es doch trinken.
»Das ist ja alles nur eine Lüge!« keuchte Mira. »Magische Linsen, die alles verzerren...«
»Keine Lüge«, widersprach Gäa. »Ich kann die Wahrheit auch ohne Brille erkennen. Das Essen ist
nur Abfall. Der Schmuck auf der letzten Etage war nichts als wertloser Plunder.«
»Aber dabei habe ich doch einen Gutschein, alles essen zu dürfen, was ich will... Das gehört zu
den Privilegien der Mitarbeiter...« Mira wandte sich ab und erbrach sich neben dem Jungen. Es
fiel kaum auf, denn der Boden war ohnehin mit Müll übersät.
Niobe riß sich das Lorgnon von den Augen. Sie erblickte Mira neben dem Tisch stehen, den Blick
gesenkt, als würde sie

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