Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3
aus diesem eisigen Durcheinander finden!
Sie gelangte zu dem Schluß, daß die Slalom-Strecke immer noch ihre beste Chance darstellte. Also
schritt sie zu dieser hinüber und stapfte den Abhang hinunter. Jetzt hatte sie keine
Schwierigkeiten mehr, den Weg zu halten; was auf schnellen Skiern schier unmögliche Kurven
gewesen waren, stellte zu Fuß kein Problem dar. Wenn sie klug genug gewesen wäre, hätte sie ihre
Skier gleich zu Anfang abgelegt und wäre langsam hinabgestiegen. Schließlich war sie nicht hier,
um ihre Skifahrerkünste unter Beweis zu stellen; sie wollte lediglich die Strecke hinter sich
bringen. Wahrscheinlich war diese ganze Ski-Geschichte ohnehin nur eine Ablenkung; sie hatte es
Satan gestattet, das Spiel zu bestimmen und sie in Zugzwang zu bringen, und das hatte natürlich
zur Katastrophe geführt.
Niobe blieb stehen, um sich an einer Feuersäule zu wärmen, doch die stellte sich als Illusion
heraus. Wie hinterhältig raffiniert: Die ersten Feuersäulen waren echt gewesen, so daß sie sie
verbrannt hatten, während die wichtigen späteren Säulen zum Teil Illusionen waren; wenn sie
gewußt hätte, welchen Säulen sie ausweichen mußte, hätte sie die Strecke wahrscheinlich
erfolgreich hinter, sich legen können. Diese Säule hier blockierte den Weg, so daß ein Skifahrer
einen weiten und gefährlichen Bogen fahren mußte, um sie zu umgehen.
Niobe schritt zur nächsten Säule, die diesmal keine Illusion war, und ging dicht heran. Doch auch
an dieser Feuersäule konnte sie sich nicht erwärmen: Kam sie ihr zu nahe, war das Feuer zu heiß,
doch auf größere Entfernung strahlte es überhaupt keine Wärme mehr ab. Also schleppte sie sich
den Weg entlang.
Am Fuß des Berges befand sich die Endstation eines Skiliftes, der jedoch nicht den Abhang
emporführte, den sie hinunter gekommen war. Offensichtlich führte er zum nächsten Abschnitt des
Labyrinths.
Niobe war zu durchgefroren und müde, um über die Vor- und Nachteile der Sache gründlich
nachzudenken. Sie kletterte in den Sessel. Er war recht bequem; sie genoß es, nicht mehr auf den
Füßen stehen zu müssen. Dann schnallte sie sich an. Welch merkwürdige Vorstellung:
Sicherheitsvorrichtungen in der Hölle! Der Lift setzte sich in Bewegung. Er hing an einem dicken
Kabel und schwebte langsam über die Landschaft.
Nun konnte sie ihre verbliebenen Fäden zählen. Es waren nur noch zwanzig. Achtundsechzig Fäden
hatte sie durch dieses Fiasko eingebüßt! Das erschien ihr eine unmöglich hohe Zahl, doch Mars
hätte es nicht zugelassen, daß man sie betrog. Wahrscheinlich waren einige während ihrer
Rutschpartie aus der Tasche gefallen, während das Wasser weitere davongespült hatte. Wie sollte
sie dies jemals wieder einholen?
Doch sie erinnerte sich daran, daß sie gar nichts einzuholen brauchte, sie mußte lediglich das
Labyrinth durchqueren. Wenn sie ab nun ihren Verstand einsetzte, konnte sie es immer noch
schaffen. Daran mußte sie einfach glauben.
Wieviel von dem Labyrinth mochte noch vor ihr liegen? Sie wußte es nicht. Doch soviel es auch
sein mochte, sie würde es hinter sich bringen.
Niobe beugte sich vor, um ihr kaltes Bein zu massieren.
Langsam kehrte etwas Gefühl zurück. Das war zugleich gut, und schlecht; gut, weil es Besserung
anzeigte, schlecht, weil es weh tat. Doch das würde schon noch vorübergehen. Sie war von dem
Kopf-Fuß-Monster gewissermaßen zu Tode getrampelt worden, hatte sich aber sofort wieder davon
erholt. Es schien länger zu dauern, sich von einem Mißgeschick, das immerhin achtundsechzig Fäden
wert war, zu erholen, als von einem, das nur zwei Fäden kostete. Doch sie würde wieder
ihre alte Kondition zurückerlangen!
Der Lift schwebte in einen Tunnel. Licht gleißte auf und sie stellte fest, daß sie sich in einer
Art Fabrik befand. Die Sessel des Lifts bewegten sich zwischen Robotern, die mit Hilfe von
Werkzeugen irgendwelche Dinge einstellten.
Es war offensichtlich, daß die auch sie einstellen würden, wenn sie an die richtige Stelle
kam... und das würde alles andere als gemütlich werden. Sie mußte eine freie Strecke finden. Das
Kabel über ihrem Kopf teilte sich. Niobe verlagerte ihr Gewicht nach rechts, worauf der Sessel
dem rechten Kabellauf folgte. In gewissem Umfang konnte sie ihre Fortbewegung also steuern.
Jedoch konnte sie ihre Fahrt nicht auch nur vorübergehend stoppen. Der Sessel bewegte sich
unentwegt in seinem festgelegten Tempo vorwärts. Das ließ ihr zu
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