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Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3

Titel: Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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gar nicht
existierte. Welch eine heimtückische Falle! Sie schritt um das Schild und stellte fest, daß die
Rückseite ebenfalls bedruckt war:
GIBST DU AUF?
    »Nein, das tue ich nicht!« rief sie.
Das Schild stand möglicherweise auch nur da, damit sie es für eine Lüge hielt und diesen Teil des
Irrgartens abschrieb, obwohl er tatsächlich zum richtigen Weg gehören mochte. Sie mußte sich
absolut sicher sein, daß dem nicht so war, bevor sie ihn aufgab.
Also erkundete sie noch einmal die Halle und Gänge. Ihr fiel ein, daß eine Illusion nicht
unbedingt sichtbar sein mußte; es konnte auch eine Illusion der Berührung oder des Gehörs sein.
Einige der illusionären Ungeheuer hatten gebrüllt.
Möglicherweise gab es einen Ausgang, den sie nur nicht finden konnte, weil ihre Hände ebenso sehr
getäuscht wurden wie ihre Augen. In diesem Fall würde sie einen Faden verwenden müssen so daß es
dann vier Fäden zu neun Illusionen stehen würde. Nein, sie konnte es sich nicht leisten, pro
Illusion einen Faden zu verwenden. Jetzt nicht mehr.
Sie entdeckte einen schrägen Verbindungsgang zwischen der vor ihr liegenden Halle und der linken,
so daß die Gänge zusammen eine Figur ergaben, die einer geschlossenen Vier glich. Warum dieser
Sondergang, wenn man doch durch die Mitte mühelos von einer Halle in die andere gehen konnte? Das
einzige, was er ermöglichte, war, jede Halle entlangzugehen, ohne umkehren zu müssen.
Irgend etwas nagte an ihr. Manche Zahlen mußte man »lösen«, indem man sie verfolgte ohne
zurückzugehen. Es gab Städte, die eine derartige Verkehrsführung hatten, wo nämlich drei
Rechtsabbiegungen Ersatz für ein unzulässiges Linksabbiegen boten. Ob das hier auch so war?
Sie kehrte zu ihrem Ausgangspunkt zurück am Fuße der Vier, dann marschierte sie entschlossen
vorwärts. Sie schritt an dem Schild vorbei bis zur Spitze der Zahl, dann wandte sie sich scharf
nach links. Nun ging sie die Schräge hinunter, um erneut scharf links einzuschwenken. Wieder
schritt sie vorbei an dem Schild, in das Ende der Vier und nun führte der Gang in eine Höhle
hinaus. Sie hatte die Illusion durchstoßen, ohne einen Faden zu verwenden. Zwei Linksabbiegungen
hatten enthüllt, was eine Rechtswende nicht vermocht hatte.
Nun erblickte sie einen geraden Weg, der wie eine Pier in einen tief schwarzen Teich führte. Der
Weg wurde immer breiter, um eine Art Insel in der Mitte des Teiches zu bilden und auf dieser
Insel befand sich ein Drache. Der Weg führte über den Drachen hinaus, um an einer kahlen Mauer zu
enden.
Offensichtlich mußte sie an dem Drachen vorbei, um weiterzukommen. Doch weiter wohin? Da war doch
gar kein Ausgang!
Oh, es mußte aber doch einen geben! Satan hatte nur noch neun Illusionen übrig; er mußte den
Ausgang durch die Mauer mit einer Illusion abgedeckt haben, um ihn von einem echten Drachen
bewachen zu lassen. Die meisten vorhergehenden Illusionen waren Ungeheuer gewesen, die wirkliche
Gänge bewachten. Hier verhielt es sich umgekehrt. Wahrscheinlich würde sie die Illusion
durchstoßen können, wenn sie den Drachen erst einmal umgangen hatte. Hier brauchte sie keinen
Faden zu verwenden.
Aber wie sollte sie an dem Drachen vorbeikommen?
Nun, der Drache war möglicherweise ebenfalls eine Illusion. Doch wenn sie in ihn hineinschritt
und er sich als wirklich herausstellte, würde sie zwei kostbare Fäden verlieren und immer noch
nicht weitergekommen sein. Das war wohl kaum das Risiko wert. Es wäre besser, die Sache mit einem
Faden zu überprüfen...
Nein, sie hatte eine bessere Idee. Niobe schritt so nahe heran, wie sie es sich traute, dann
schleuderte sie den Helm gegen das Ungeheuer. Das Metall prallte von der schuppigen Seite des
Drachens ab und rollte klatschend ins Wasser. Der Drache schnaubte Feuer. Er war ganz zweifellos
echt.
Sie blickte nach rechts und links. Hinter dem Drachen befand sich, knapp über dem Wasserspiegel,
ein Steg, der sich in beide Richtungen bog, dem Pfad entgegen, auf dem sie gerade stand, um
jedoch in acht Fuß Entfernung vor ihm zu enden.
Sie seufzte. Ein Mann hätte den Sprung vielleicht geschafft, doch sie durfte nicht darauf hoffen.
Sie mußte einen anderen Weg finden.
Niobe sah, daß von der Decke Schlingpflanzen hingen, doch die wirkten nicht sehr kräftig. Sie
packte eine davon und riß daran; die Liane brach an ihrer oberen Spitze und stürzte herab. Manche
sahen zwar kräftig genug aus, um ihr Gewicht zu tragen, doch die

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