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Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3

Titel: Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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stand da, mit wogender Brust, und die Muskeln seiner Oberarme spannten
sich; die vier Jungen lagen zusammengekrümmt auf dem Rasen. Niobe war wie verzaubert, als sie
Cedric ansah. Plötzlich erschien er ihr doppelt so groß wie jemals zuvor.
Dann kam er auf sie zu, um ihr beim Aufstehen zu helfen.
»Alles in Ordnung, Niobe? Ich hab dich schreien hören und bin aus dem Seminar gestürzt...«
»Cedric... du hast mir niemals erzählt, daß du so gut kämpfen kannst!«
Er zuckte die Schultern.
»Du hast mir doch gesagt, daß das für mich vorbei wäre.«
Nun erinnerte sie sich. Er hatte früher gerne gekämpft. Sie musterte die vier. »Vielleicht war
ich etwas voreilig. Was für Kämpfe hast du denn eigentlich ausgetragen?«
»Nun, ich war Juniorenmeister im Faustkampf in meinem Heimatdistrikt. Aber du hattest recht, ich
mußte diese kindischen Sachen ablegen, als ich geheiratet habe.«
»Kindische Sachen!« wiederholte sie kopfschüttelnd. Sie hätte es eigentlich merken müssen, als er
ihr das Holzhacken beibrachte, denn das hatte seine wahre Kraft verraten.
»Und ich hab dich einen süßen Jungen genannt!«
Inzwischen hatte sich eine Menge um sie geschart, und der Professor, mit dem sie sich bei ihrem
letzten Besuch unterhalten hatte, war erschienen.
»Was ist hier passiert?«
Der Anführer der Jungen kam mühsam auf die Beine.
»Er hat uns einfach überfallen!« rief er und zeigte auf Cedric.
»Völlig grundlos!«
Angesichts einer solchen Frechheit konnte Niobe nur hilflos den Mund aufsperren. Zugleich begriff
sie, daß es keine Zeugen für die Vorgeschichte des Kampfes gab nur sie und die vier Jungen. Das
Wort einer Frau gegen vier.
»Wollen wir mal nachsehen?« fragte der Professor wie beiläufig. Er entdeckte die Flasche, hob sie
auf und furchte die Stirn. »Gut da ist noch ein Tropfen drin. Wir werden die Wassermagie
beschwören.«
Er holte eine kleine Untertasse hervor, die mit einer dünnen Schimmelschicht bedeckt war, setzte
sie vorsichtig auf dem Boden ab und hielt die Flasche mit der Öffnung nach unten darüber. Ein
Weintröpfchen troff auf den Teller. Nach einer Weile entwickelte sich am Teller ein rötliches
Glühen. Schnell dehnte es sich aus. Es war von Dampfwirbeln durchzogen, als der Wein sich
dampfend in das magische Muster einfügte, das von dem mächtigen Schimmel abgestrahlt wurde. Ganz
gewiß, eine Verzauberung des Wassers! Niobe war fasziniert. Sie hatte zwar von solcher Magie
gewußt, doch noch nie tatsächlich beobachten können.
»Bitte zurückgehen, mehr Freiraum lassen«, mahnte der Professor. »Wir wollen die Rekonstruktion
nicht beeinflussen.« Alle wichen zurück, sogar die Jungen, die von dem Professor völlig
eingeschüchtert zu sein schienen. Die Dämpfe breiteten sich aus, stabilisierten sich und
verliehen der Luft einen rötlichen Ton. Dann formten sie sich wirbelnd und verdichtend zu einem
gespenstischen Bild: zu einer Frau, die auf der Bank saß.
»Das ist ein Zehn-Minuten-Zauber«, erklärte der Professor. »Der müßte genügen.«
»Aber ich glaube nicht, daß der Wein schon vorher hier war«, sagte Cedric.
»Er muß zusammen mit denen dort hierhergekommen sein.«
»Deshalb ist das Bild auch verschwommen«, meinte der Professor. »Sie haben doch wohl nicht
geglaubt, daß meine Magie unscharf ist, oder, mein Junge? Der Wein war fern, aber die Magie ist
hier; sie rekonstruiert ein Stilleben, bis Genaueres zu erkennen ist.«
Mehrere Minuten verstrichen, ohne daß sich jemand bewegte. Alle waren von der Verheißung der
Wassermagie in den Bann geschlagen.
Dann plötzlich hellte sich das Bild auf. Die Frau wurde zu Niobe, in Farbe, wenngleich vom Rot
des Weinauges getönt. Die vier Jungen kamen ins Bild, gespenstisch und doch war. Der Beginn der
Belästigung wurde wieder durchgespielt. Niobe spürte, wie Cedric zusammenzuckte, als der Wein
über den Kopf der Gestalt gegossen wurde.
»Das meinen Sie also mit völlig grundlos«, murmelte der Professor und warf den Jungen
einen Blick zu. Auf dem Höhepunkt des Kampfes trat Cedric ins Bild. Nun, da sie ihn als
Unbeteiligte beobachten konnte, war Niobe von seinem Verhalten noch viel beeindruckter.
Er schien um einige Zentimeter größer zu sein als am Hochzeitstag und war nun schon ein junger
Riese von einem Mann. In seinem rechtschaffenen Zorn war er so anziehend, daß es schon fast den
Anschein hatte, als sei er von einem Heiligenschein umgeben. Oder war das nur der
Weindunst?
Niobe sah nun, daß Cedric die

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