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Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3

Titel: Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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»Und die der Natur. Ich frage
mich, was die hier zu suchen haben?« Doch erhielt sie natürlich keine Antwort. Sie war auf sich
allein gestellt.
Der Wald wurde dunkler und der Pfad immer enger, bis er nur noch ein undeutliches Band war, das
durch die Düsternis führte. Die Bäume wurden furchterregend groß und kamen immer näher, als
wollten sie den Pfad und alles, was sich darauf befand, erdrücken. Sie erkannte die Baumarten
nicht; es waren einfach nur Mauern aus grober Rinde, die hoch emporragten, um oben in einem
dichten Laubdach zu enden, welches das Licht abhielt. Doch ihre Augen paßten sich an, und sie
konnte immer noch sehen.
Nervös warf sie einen Blick zurück. Hinter ihr leuchtete ihr Faden, der den Weg markierte, den
sie genommen hatte. Zu ihrer Überraschung bemerkte sie, daß er sich in einer Kurve außer
Sichtweite wand. Sie hatte geglaubt, gerade zu gehen. Plötzlich endete der Pfad vor ihr.
Erschrocken blieb sie stehen, bis sie erkannte, daß zwar ein düsterer Baum ihr den Weg
versperrte, daß sie diesen aber einfach umgehen konnte. Sie tat es, drückte sich an ihm vorbei
und stand plötzlich vor einem weiteren Baum, der sie blockierte. So ging es eine Weile weiter,
und es war ein mühsames Vorankommen.
Dann ließ die Baumdichte offensichtlich nach. Die Bäume wurden immer unförmiger, mit aufgeblähten
oder auch verkümmerten Stämmen, und ihr Laubwerk...
Sie blieb stehen, blinzelte und starrte die Bäume an. Das Laubwerk stimmte nicht! Es war nicht
mehr grün, sondern purpurn, und die einzelnen Blätter hatten die Gestalt von Sternen, Quadraten
oder Dreiecken. Wie konnte das sein?
Offensichtlich konnte es sein, denn es war nun einmal so. Sie bewegte sich weiter. Der Wald wich
vom Pfad zurück, und die Bäume wurden immer seltsamer. Nun waren es bunte Flecken aus Holz und
Blattwerk, und einige von ihnen schwebten sogar. Offensichtlich wurden hier die Gesetze der
Realität immer schwächer.
Der Pfad führte sie zu einer Steigung, die immer steiler wurde. Endlich wurde sie sogar geradezu
senkrecht, und der Pfad war nur noch eine in die Steigung gehauene Aushöhlung. Ein falscher
Schritt, und sie würde in die Tiefe stürzen!
Niobe hatte noch nie Höhenangst gekannt, doch dies hier war ihr unheimlich. Dennoch blieb ihr
nichts anderes übrig, als weiterzugehen. Die über dem Pfad emporragenden Felsmauern rundeten
sich, bis sie plötzlich unterhalb des Pfades waren, während der untere Teil sich emporzudrehen
schien. Offensichtlich bewegte sie sich in der Nabe eines Rads! Eine solche Geographie war doch
unglaublich!
Endlich kam sie aus der seltsamen Landschaft wieder hervor. Vor ihr befand sich ein Fluß nein, es
war der Pfad, aber...
Sie blieb stehen und blickte zurück. Hinter ihr befand sich das senkrechte Rad, dessen Wände sich
spiralförmig aus der Mitte, die der Pfad bildetete, nach außen zogen, bis sie sie aus den Augen
verlor. Seitlich davon befand sich der offene Weltraum, in dem einige Sterne blinzelten. Vor ihr
war etwas, das wie ein Pfad begann, jedoch wie ein Strom fortlief. Immer wieder versuchte sie,
sich darauf zu konzentrieren, und immer wieder scheiterte sie.
Es gab aber auch eine andere Möglichkeit, die Sache zu überprüfen. Sie setzte sich wieder in
Bewegung und der Pfad wurde immer weicher. Schon bald watete sie durch Schlamm. Also nahm sie
ihren gelben Umhang ab - es waren zwar keine Farben vorgeschrieben, doch schien es üblich zu
sein, daß Clotho Gelb trug, Lachesis Braun und Atropos Grau und legte ihn auf den Pfad. Dann trat
sie darauf. Sie setzte sich mit gekreuzten Beinen nieder und fühlte sich in ihrer Unterwäsche ein
wenig exponiert, obwohl ja eigentlich niemand da war, der sie hätte sehen können. Nun legte sie
den Spinnrocken in den Schoß, streckte die Arme zu beiden Seiten aus und legte die Finger auf den
Schlamm, der eher wie weiches Plastik war, schleimig und nachgiebig, aber zusammenhängend. Sie
stemmte sich ab und der Umhang bewegte sich ein Stück nach vorn. Noch einmal stemmte sie sich ab,
und er glitt weiter. Nach mehreren Schüben glitt er einigermaßen voran.
Dann wurde sie von der Strömung ergriffen und trieb den Fluß hinab. Ihr Umhang nahm die Gestalt
einer Untertasse an; es war ein brauchbares, wenngleich vielleicht auch etwas primitives Boot.
Mit dem Rocken ließ sie ihren Leitfaden abspulen. Der Strom trieb sie an einem schwebenden Baum
vorbei, der eher wie eine Insel wirkte, und weiter durch den

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