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Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3

Titel: Inkarnationen 03 - Des Schicksals duenner Faden - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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schön, Bergkönig! Ich werde ihn immer verwenden! Es ist der
beste Pinsel, den ich mir hätte erträumen können!«
Nun war Orb an der Reihe. Sie öffnete die andere Vitrine und holte die goldene Harfe hervor. Die
war sehr klein, aber von vorzüglicher Handarbeit, mit Sicherheit das beste Instrument seiner Art.
Mit gekreuzten Beinen setzte sie sich auf den Boden, stellte die Harfe in den Kreis, den ihre
Beine bildeten, damit sie gut festhalten konnte, und fuhr mit den Fingern über den Saiten. Ein
feiner Akkord erklang.
»Oooh, das ist ja wirklich Magie!« rief sie. »Ich kann dieses Instrument richtig spielen!«
Orb hielt einen Augenblick inne, ein Lied aussuchend. Dann begann sie zu singen und begleitete
sich selbst auf der Harfe.
»Ich will Walzer tanzen im Feuchtland...«
    Niobe war erstaunt. Sie hatte gar nicht gewußt, daß Orb dieses Lied kannte; sie mußte es auf
der Schule gelernt haben. Ihr Spiel war sehr gut, und die magische Harfe verstärkte sowohl den
Klang als auch ihre natürliche Magie, die ihr eignete, so daß das Hintergrundorchester laut und
klar zu hören war. Zwölf Jahre war sie erst alt! Wie gut würde Orb erst singen und spielen, wenn
sie ihre Fähigkeiten voll entwickelt hatte? Höchstwahrscheinlich gut genug, um Berufsmusikerin zu
werden, falls sie dies wollte.
Orb beendete ihr Lied und neigte den Kopf. Tränen perlten auf ihren Wangen, ebenso auf Lunas und
Niobes; es war wahrhaft schön gewesen.
Da erklang das Lied aufs neue, doch diesmal war es nicht Orb, die sang und spielte. Die Vitrine
tat es. Das Lied war aufgenommen worden, komplett mit magischem Orchester und allem!
Die Wiedergabe endete, und die Türen der Vitrine schlossen sich. Auch diese Vorführung war
akzeptiert worden. Orb hatte ihre Harfe gewonnen.
»Es ist geschafft«, sagte Niobe erleichtert. »Nun können wir nach Hause.«
Sie machten sich auf den Rückweg. Die Fledermaushöhle erwies sich nun als konkaver Felsboden, nur
achtzehn Zoll unterhalb der Schwebebrücke. Die Fledermaus war nur eine durchsichtige
Lichtprojektion. Der Stab, den Luna hatte fallenlassen, lag auf dem Felsboden; sein langer Sturz
war bloße Illusion gewesen. Es hatte tatsächlich keine Gefahr für sie bestanden.
»Wenn ich mir vorstelle, daß ich auf Händen und Knien zur anderen Seite gekrabbelt bin!« sagte
Luna reumütig.
»Im Rahmen der Herausforderung war das durchaus richtig«, meinte Niobe, nahm den Stab auf und
stellte ihn wieder in den Wandhalter. »Selbst Illusionen können uns weh tun, zum Beispiel, wenn
wir verblendet sind. Das Leben ist genauso. Das Unwirkliche kann ebenso wichtig sein wie das
Wirkliche, und manchmal wird es auch zur Wirklichkeit.«
Ganz bewußt belehrte sie die Mädchen, weil sie wußte, daß sie allzu bald schon in die Phase
gesellschaftlichen und sexuellen Erwachens treten würden, wo die Schwierigkeiten tatsächlich eine
Frage der Wahrnehmung waren.
Sie machten sich nicht mehr, die Mühe, über die Brücke zu gehen, sondern schritten einfach durch
die Höhle und nahmen den Tunnel zur nächsten Kammer. Die war unverändert; hier gab es tatsächlich
einen Fluß und ein Hindernis.
»Da bin ich aber erleichtert«, sagte Luna. »Wenn ich mir vorstelle, daß ich nackt durch Wasser
geschwommen sein soll, das gar nicht existierte!«
»Aber jetzt ist es nur ganz gewöhnliches Wasser«, sagte Orb, nahm eine Handvoll auf und trank
davon. »Und es gibt hier auch kein Blubbermonster.«
Sie wateten hinein, und die Mädchen hielten ihre Instrumente so lange es ging über Wasser.
Plötzlich flackerte Licht auf. Dann tauchte Orb unter dem Zaun her und stieß auf der anderen
Seite wieder an die Oberfläche. Als sie auftauchte, atmete sie ein und stieß einen Schrei
aus.
Niobe hielt an dem Hindernis an. »Was ist denn los, Liebes?« fragte sie beunruhigt.
»Ich kann nichts mehr sehen!« rief Orb; »Ich bin blind! Ich bin blind!« Sie ließ ihre Arme wie
Windmühlenflügel umherpeitschen und die Harfe fiel ihr aus der Hand und versank im Wasser.
»Warte, Liebes!« rief Niobe. »Immer mit der Ruhe! Das kann doch nicht...«
»Wo bin ich?« fragte Orb, immer noch wild um sich schlagend. »Wie bin ich hierhergekommen? Warum
kann ich nichts mehr sehen?«
Niobe und Luna wechselten Blicke, dann flüsterte das Mädchen: »Der Fluß Lethe! Er ist wieder
aktiv!«
»Und diesmal ist er echt!« rief Niobe. »Hier stimmt irgend etwas nicht!«
Das tödliche Ungeheuer erschien und bewegte sich langsam auf Orb zu.
»Raus

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