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Inkarnationen 04 - Das Schwert in meiner Hand - V3

Titel: Inkarnationen 04 - Das Schwert in meiner Hand - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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auf. »Ich bin Hungersnot.«
»Hungersnot!« entfuhr es Mym. »Was soll das denn für ein Name sein?«
»Der Name meines Amtes.«
»Amt?« wiederholte der Prinz ungläubig und wandte sich dann an den Minister. »Was wißt Ihr von
einem Amt für Hungersnot?«
Der Minister wirkte unglücklicher als je zuvor.
»Erhabener Thronprinz, ganz unübersehbar herrscht hier Hungersnot. Um sich über deren Ausmaße ins
Bild zu setzen, dürfte ich Euch auf dieser Reise begleiten. Doch ich muß gestehen, ich habe noch
nie etwas von einem Amt für Hungersnot gehört.«
»Ich sprach von dem Amt, in dessen Auftrag der Mann hier, der sich Hungersnot nennt, unterwegs
ist«, sang Mym wütend.
Der Minister wand sich, als säße er gefesselt in einem Ameisenhaufen. »Erhabener, habt Erbarmen,
ich sehe keinen solchen Mann!«
»Di-i-ie-e-ese-e-er hi-i-ie-e-er!« stammelte der Prinz, der vor Erregung seinen Singsang
vergessen hatte. Er streckte seinen Finger aus, um die hagere Gestalt zu berühren; es war ihm in
diesem Moment gleichgültig, daß dieser Bursche wahrscheinlich zu den Unberührbaren gehörte.
Doch seine ganze Hand fuhr durch den Fremden hindurch, ohne auf den geringsten Widerstand zu
stoßen.
Mym blieb ganz ruhig und nahm die Gestalt in Augenschein. »Seid Ihr eine Erscheinung?« fragte
er.
»Ich bin die Inkarnation der Hungersnot, der Verbündete des Krieges und im Augenblick auf einer
Sondermission für den Tod«, erklärte der Mann.
»Und niemand sonst vermag Euch zu sehen?«
»Mir ist unklar, warum Ihr mich sehen könnt«, gestand Hungersnot. »Normalerweise kann ein
Sterblicher niemals eine Inkarnation wahrnehmen, außer er steht in enger Verbindung mit dieser
Inkarnation.«
»Nun, ich bin sehr besorgt über das Ausmaß des Hungertodes in dieser Gegend«, sang Mym. »Ich will
mich über alle Seiten dieser Katastrophe informieren und dann einen Weg finden, sie zu
beseitigen. Könnt Ihr mich dabei beraten?«
»Gebt den Leuten zu essen«, sagte Hungersnot mit einem gräßlichen Grinsen.
»Wie könnte ich das? Unsere Nahrungsvorräte reichen nicht aus, und uns stehen nicht genug Helfer
zur Verfügung, das wenige herbeizuschaffen und zu verteilen.«
»Ich gebe ja auch keinen Rat. Ich beschwöre lediglich die Folgen herauf.«
»Dann will ich mit Eurem Vorgesetzten sprechen«, sang Mym zornig. Der Minister zog sich
vorsichtig ein paar Schritte zurück, denn er glaubte, der Prinz habe nun den Verstand
verloren.
Hungersnot machte eine magische Handbewegung. »Ich habe Thanatos, den Tod, verständigt«, erklärte
er und verging, bis nichts mehr von ihm zu sehen war.
Mym sah sich nach allen Seiten um und entdeckte dabei den Minister, der sich schon ein gutes
Stück von ihm entfernt hatte. »Stehenbleiben!« rief er barsch, und der Mann hielt in seiner
Bewegung inne. »Ich habe gerade mit der Inkarnation der Hungersnot gesprochen. Jetzt erwarte ich
die Inkarnation des Todes. Ihr bleibt an meiner Seite.«
»Ganz wie der Erhabene es wünscht«, erklärte der Minister nervös. Es war an seiner Miene deutlich
abzulesen, daß er jeden anderen Ort auf dieser Welt diesem hier vorgezogen hätte.
In der Luft entstand ein Wirbel, aus der sich eine Gestalt formte. Rasch näherte sie sich dem
Boden: ein wunderschöner Schimmel, der ohne die Hilfe von Schwingen durch die Luft ritt. Auf
seinem Rücken saß eine Gestalt, deren Gesicht wie schon bei Hungersnot unter einer Kapuze
verborgen war.
Das Pferd kam vor Mym zum Stehen, schnaubte, und der Reiter stieg ab.
Wenn Hungersnot ausgemergelt war, so bestand dieses Wesen nur noch aus einem Gerippe. Eine
Knochenhand streckte sich dem Prinzen entgegen.
»Seid mir gegrüßt, mein Prinz«, ertönte es von dem Totenschädel.
Mym schüttelte die Hand. Sie bestand nur aus Knochen, aber ihr Griff war fest. »Seid mir gegrüßt,
Thanatos. Wäre es von Euch zuviel verlangt, Euch meinem Minister zu erkennen zu geben? Er glaubt
schon, ich hätte Halluzinationen.«
Der Tod wandte sich an den Mann und zeigte sich ihm. »Seid mir gegrüßt, Minister«, sagte
er.
Der Mann konnte seinen Mund nicht mehr schließen und stammelte: »S-s-s-...«
»Versuch es mit Singen«, riet der Prinz gutgelaunt.
Thanatos wandte sich wieder an den Prinzen: »Mein Mitarbeiter teilte mir mit, Ihr wünschtet mich
zu sprechen.«
»Ich bin sehr besorgt über das große Leiden in dieser Gegend«, sang Mym. »Ich will die Not
lindern, aber die Umstände, die ich nicht kontrollieren kann, binden mir die Hände. So

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