Inkarnationen 04 - Das Schwert in meiner Hand - V3
Moment durch den Kopf, denn sie
ist eine starke Frau. Orb hatte ihn mit ihrer Liebe gesegnet, weil eine Frau wie sie sich den
Mann aussuchen konnte. Die Sängerin hatte mehr für ihn getan als jede andere Frau vor ihr.
Und dennoch bedurfte sie seiner nicht unbedingt.
Entzücken hingegen konnte, zumindest im Moment, nicht ohne ihn überleben.
Erst recht ein Grund für mich, mir das Leben zu nehmen! rief sie in seine
Gedanken.
Die Prinzessin liebte ihn so sehr, daß sie sich das Leben nehmen wollte, um ihrem Geliebten keine
Schwierigkeiten zu bereiten. Die selbstsüchtige Art anderer Frauen, die Entzücken zumindest das
Lob ihres strengen Vaters eingebracht hätte, war dieser Prinzessin fremd. Entzücken hatte nie
versucht, ihn zu verführen, ihn verrückt nach ihr zu machen, ganz gleich, wie groß ihre Gefühle
und ihre Liebe für ihn waren.
Mym dachte über sie nach, während ihre Körper im Kuß gefangen waren und ihrer beider Gefühle wie
ein monströses Gebilde über ihnen wirbelten.
Entzücken war eine großartige Frau, die nur eine einzige Schwäche aufwies: ihre übergroße
Abhängigkeit von ihm. Sie hatte große Angst davor, allein gelassen zu werden. Und dennoch besaß
sie die Beherztheit, ihr eigenes Leben hinzugeben, um den Prinzen aus seiner Not zu befreien.
Darin lag keine Schauspielerei, damit versuchte sie nicht auf subtile weibliche Weise, ihn doch
noch für sich zu gewinnen. Nein, Entzücken meinte es ehrlich. Sie war zu einem bestimmten
Entschluß gelangt und trachtete nun danach, ihn in die Tat umzusetzen. Er wußte, wie ehrlich sie
es meinte, denn an einem Ort wie diesem konnte man keine Gefühle vortäuschen. Der Mut, den sie
für ihr eigenes Leben nicht aufbringen konnte, war in ihr erwacht, um ihren Liebsten zu
retten.
Die ganze Angelegenheit ist ohnehin schon zu weit gediehen, begriff er jetzt.
Ich könnte schon tot sein, wenn du mich nicht daran gehindert hättest. Du wärest nun
frei von aller Versuchung und frei für deine Geliebte.
Ich habe deinen Tod verhindert, weil ich schon längst nicht mehr frei bin, antwortete er und lachte in Gedanken.
Du könntest mich auch jetzt noch mich selbst überlassen, um deine Freiheit zu
gewinnen! wandte sie ein.
Wie kann ich frei sein, wenn ich dich deinem Schicksal überlasse...da ich dich doch
liebe!
Wie ein aufgescheuchter Vogelschwarm wirbelten ihre Gedanken und Gefühle durcheinander und
suchten nach einem Punkt, an dem sie sich festhalten konnten. Aber ich bin doch schwach,
wo sie so stark ist.
Daher bedarfst du meiner auch mehr, als sie es tut. Vor dir hat mich nie eine Frau
wirklich gebraucht.
Aber das ist doch unsinnig! widersprach sie. Wer könnte schon einen anderen
wegen dessen Schwäche lieben?
Keine Frau könnte das, stimmte er zu, aber bei einem Mann ist das so. Ein Mann
wünscht sich eine Frau, die ihn braucht und von ihm beschützt werden will. Mochte er vorher auch noch anders gedacht haben, jetzt fiel es ihm wie Schuppen von den Augen:
Ein Mann wollte eine Frau ganz für sich allein haben. Das mochte vielleicht nicht sehr nett und
großmütig sein, aber es entsprach genau seinen Wünschen. Dies wurde Mym immer klarer, jetzt, da
er alle Illusionen und Konventionen abgelegt hatte. Ja, er wollte eine liebliche, feingeistige
und von ihm abhängige Frau.
Und während ihre Gefühlsverwirrung wie ein Wirbel über ihnen durch die Luft fuhr, drängte er sich
mehr an sie heran, traf auf keinerlei Widerstand und liebte sie in der Weise, die sie beide
begehrten. Der Sturm wurde stärker, überlagerte alles andere und trug sie beide in den Höhepunkt
ihrer Leidenschaft, in den höchsten und schönsten körperlichen Beweis ihrer Liebe.
Dann gelangten sie ins Zentrum des Sturms, und darin war es völlig still, als wären sie ins
Nirwana gelangt. Tausend Jahre lang trieben sie durch dieses Land, während sie zärtlich ihre
grenzenlose Liebe miteinander teilten. Aus der gewaltigen Ekstase ihrer Leidenschaft entwickelte
sich die endlose Freude einer vollkommenen Nähe, einer sowohl körperlichen wie geistigen und
seelischen Verbindung. Und diese wunderbare Nähe war für beide schöner als die heftigste
Leidenschaft.
Sie verbrachten den Rest des Monats wie wirkliche Flitterwöchner. Am Tag gingen sie nur Hand in
Hand, und in der Nacht teilten sie das Bett. Sie öffneten sich einander und erfuhren so alles,
was sie je erlebt, gedacht und gehofft hatten. Sie kamen überein, so bald wie möglich den Ehebund
zu
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