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Inkarnationen 04 - Das Schwert in meiner Hand - V3

Titel: Inkarnationen 04 - Das Schwert in meiner Hand - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Manna
nichts weiter als eine Laune des Klimas gewesen.
Entzücken von Malachit war weiterhin liebenswert und ihm treu ergeben, und Mym verstand es immer
besser, mit der Erweiterung seiner Erfahrungen und Kenntnisse, die Zügel des Regierungsgeschäftes
fester und sicherer in die Hand zu nehmen. Der Radschah schickte ihn auf Mission ins Ausland,
damit sich zum Wohle des Königsreiches sein Horizont noch mehr erweiterte.
Es erwies sich, daß er auf solchen Reisen erstaunlich erfolgreich war. Er nahm Entzücken mit,
damit sie - im wahrsten Sinne des Wortes - für ihn sprechen konnte. Sie war so wunderschön, daß
keiner der Fürsten und Herrscher in den anderen Ländern etwas gegen ihre Anwesenheit einwenden
konnte. Entzücken war zu großer Höflichkeit und Zurückhaltung erzogen, so daß die Ehefrauen der
Herrscher sie nicht mit Mißgunst betrachteten. Am wichtigsten war jedoch, daß sie Mym wie kein
anderer Mensch verstand. Er brauchte nur wenige Gesten zu machen und ein paar Worte zu summen,
und schon war Entzücken in der Lage, auch kompliziertere Sachverhalte vorzutragen. Da man sich
bei internationalen Konferenzen oft eines Dolmetschers bedienen mußte, fand auch niemand etwas
dabei, daß dieser junge Prinz aus Indien seine eigene Dolmetscherin mit auf Reisen nahm; und es
kam ihm wiederum zugute, daß Entzücken mehrere Sprachen beherrschte. So konnte Mym sein Stottern
fast immer verborgen halten.
Gudscherats größte Sorge war seine Rückständigkeit. Das Land bedurfte dringend einer
Modernisierung, und dafür waren Kredite unabdingbar. Also mußte man sich bei Onkel Zucker im
Westen um ein Darlehen kümmern.
Mym dachte lange darüber nach. Es war ihm klar, daß selbst Onkel Zucker nicht aus purer
Menschenfreundlichkeit Kredite gewähren würde, sondern dafür das eine oder andere Entgegenkommen
erwartete. Doch was hatte ein rückständiges und armes Land wie Gudscherat im Gegenzug zu
bieten?
Nach einer Weile glaubte Mym, die Lösung gefunden zu haben. Er begab sich mit Entzücken vor den
Radschah. »Mein Geliebter glaubt, er könne vom Westen einen Kredit über eine Milliarde Dollar
erhalten«, verkündete sie dem König.
Der Radschah geriet fast ein wenig außer sich. Er hätte es offenbar nicht für möglich gehalten,
wie gut sein Sohn und seine Braut zusammenarbeiteten. Und normalerweise hatten Frauen bei
Regierungsgeschäften den Mund zu halten; ganz abgesehen davon, daß der König Frauen in solchen
Fragen für inkompetent hielt.
Aber nach all den Mühen, die er auf sich genommen hatte, um Mym endlich zu der Verlobung zu
bewegen, wollte er sein persönliches Vorurteil in diesem Fall hintenanstellen und hören, was
Entzücken weiterhin zu sagen hatte. »Wie soll dieses Wunder denn bewirkt werden?« fragte er
neugierig.
Entzücken warf einen Blick auf Mym, der nur leise »Basis« summte.
»Wir könnten uns bereit erklären, in unserem Königreich eine Militärbasis...«, begann sie.
»Das kommt überhaupt nicht in Frage!« schimpfte der Radschah. »Wir haben noch nie fremdes Militär
auf unserem Staatsgebiet geduldet.«
Doch Mym gab Entzücken bereits weitere Zeichen.
»Teurer und über alles geliebter Schwiegervater in spe«, flötete Entzücken und setzte ihr
gewinnendstes Lächeln auf. »Mein Geliebter ist sich der damit verbundenen Problematik durchaus
bewußt. Doch wir leben in der Moderne, und die Entwicklungen der modernen Welt kann ein Land wie
Gudscherat nicht einfach ignorieren. Es wäre besser für uns, die Einrichtung einer Militärbasis
zu akzeptieren. Man heuert dann gewiß Einheimische an, womit wir auch etwas gegen das Problem der
Arbeitslosigkeit getan hätten. Und wir könnten unsere Spione dort einschleusen, damit sie uns
über die militärische Entwicklung auf dem laufenden halten. Sagt selbst, erhabenster Radschah,
gibt es einen einfacheren Weg, an militärische Geheimnisse zu gelangen?«
Der König sagte nichts und dachte nach. Mym wußte, daß sein Vater sich nicht so sehr von der
Logik der Argumente beeindrucken ließ. Der Radschah freute sich vielmehr darüber, wie es Mym im
Verein mit Entzücken gelungen war, sich zu einem so geschickten Diplomaten zu entwickeln.
Natürlich waren die Worte von ihrer Zunge gekommen, doch die beiden hatten sich vorher lange über
dieses Thema unterhalten, und so steckte in Entzückens Rede auch die Logik Myms. Seine
Sprachbehinderung war dem Radschah stets wie ein Wermutstropfen erschienen; jetzt, da er

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