Inkarnationen 04 - Das Schwert in meiner Hand - V3
erschaffen wurde.«
»Typisch Mann!« erwiderte sie. »Lila ist nicht teuflisch. Sie ist nur eine selbstbewußte Frau und
außerdem sehr gebildet und welterfahren.«
»Was hat sie dann in der Hölle zu schaffen?«
»Sie sagt, da hätte man die Falsche am Arsch gekriegt.«
»Wo gekriegt?«
»Am Arsch gekriegt. Man hat sie verwechselt. Ein Mißverständnis. Bevor sie überhaupt wußte, wie
ihr geschah, saß sie schon im Loch. Und jetzt versucht sie, das Beste daraus zu machen.«
»Hört sich für mich immer noch eigenartig an. Sie ist doch eine Dämonin!«
»Ach, sei doch nicht so ein sturer alter Bock.«
»Wie bitte?«
»Ein alter Langweiler, der nix kapiert.«
»Dieser abendländische Slang steht dir nicht, meine Teure. Vergiß nicht, du bist eine
Prinzessin!«
»Ich war eine Prinzessin. Jetzt bin ich eine Frau. Genau wie Lila. Wir Frauen müssen
zusammenhalten. Lila ist toll. Sie weiß so viele Dinge, die ich noch lernen muß.«
»Und was könnte das abgesehen von Gerüchtegetuschel und Gossensprache sein?«
»Das zum Beispiel«, sagte sie heiser und küßte ihn in einer Weise, die ihm das Blut zum Kochen
brachte.
»Du verwandelst dich immer mehr in eine Konkubine!« beschwerte er sich.
»Erstens heißt das Callgirl, und zweitens hast du jetzt eine Frau vor dir, die allmählich die
Zusammenhänge begreift und sich nichts mehr vormachen läßt.«
»Eine Prinzessin braucht so etwas nicht unbedingt zu wissen!«
»Eine Prinzessin vielleicht nicht, eine erwachsene Frau aber schon. Lila hat ganz recht mit dem,
was sie sagt.«
»Ich bin jetzt erst recht davon überzeugt, daß du bei Luna besser aufgehoben wärst.«
»Luna ist 'ne tolle Frau, und ich mag sie sehr. Aber da ich jetzt weiß, wie sehr sie deiner
früheren Flamme ähnelt, möchte ich mich nicht zu weit mit ihr einlassen. Und zu dir halte ich ab
jetzt auch etwas Abstand. Ich hab' den Kopf voll mit tausend Dingen. Es ist gar nicht so leicht,
sich an den neuen, richtigen Lebensstil zu gewöhnen. Tut mir leid, mein Lieber, aber da kann ich
mir nicht auch noch Gedanken darüber machen, was gerade wieder meinem kleinen Pascha über die
Leber gekrochen ist.«
Mym hatte Mühe, ihr zu folgen. Er hatte doch keinerlei romantische Gefühle für Luna. Seit er
wußte, wie sie zu Orb stand, waren allerdings eine Reihe bohrender Gedanken in seinem Kopf
aufgetaucht. Wo mochte Orb jetzt stecken? Wie war es ihr seit der Trennung ergangen? Hatte der
Ring ihr helfen können? Sie war eine Frau des Abendlandes, und er hatte sie geliebt. Liebte er
sie immer noch? Entzücken hatte einige Dinge des abendländischen Lebens aufgeschnappt, was ihm
überhaupt nicht an ihr gefiel. Sagte ihr vielleicht ihr Instinkt, daß nichts Gutes dabei
herauskommen könnte, wenn sie zu Luna zog?
»Und wenn du tagsüber bei einer anderen Sterblichen unterkommen könntest?« schlug er vor.
»Warum denn? Mir gefällt es hier sehr gut. Das Essen schmeckt, und der Park ist echt prima, und
ich kann mir keine bessere Freundin als Lila vorstellen. Sie hat mir sogar versprochen, mich bald
einmal in die Hölle mitzunehmen.«
»Du willst in die Hölle?« entfuhr es ihm. »Ich möchte nicht, daß du auch nur in die Nähe der
Hölle kommst!«
»Dir wäre es wohl lieber, wenn ich den ganzen lieben langen Tag im Palast herumhockte und
Taschentücher sticke, was?«
Mym seufzte. Sie hatte ja recht damit. Hier gab es wirklich nicht viel Zerstreuung für sie.
»Vielleicht könntest du im Reich der Sterblichen eine Beschäftigung finden, die dich ausfüllt.
Ich bin mir sicher, Luna könnte dir da...«
»Sie schon wieder. Diese Luna scheint deine Gedanken zu beherrschen.«
Auch damit hatte sie recht, wenn auch nicht in dem Sinn, den sie meinte.
Nach seiner Unterhaltung mit Schicksal hatte er sich gesagt, daß er den Verwandten Orbs durchaus
trauen durfte. Und er wollte mit deren Hilfe Entzücken aus dem Einflußbereich Satans bringen.
»Ich habe leider das unangenehme Gefühl, daß der Teufel dir Unheil zufügen möchte. Und es würde
mich um den Verstand bringen, wenn dir etwas zustieße.«
»So spricht kein Prinz«, sagte sie sanft. »Warum stellst du dich nicht einfach hin und befiehlst
mir, was ich tun und lassen soll?«
»Weil ich dich liebe und ehre.«
»So denken die Männer im Westen«, stichelte sie, doch konnte sie nicht verbergen, wie sehr sie
über sein Geständnis erfreut war. »Ich will mich nach einer Beschäftigung im Reich der
Sterblichen umsehen.«
»Damit machst du mir eine
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