Inkarnationen 04 - Das Schwert in meiner Hand - V3
mag, ich weiß nur, daß diese Kinder gerettet
werden müssen.«
Mym dachte ähnlich. Er hatte zwar selbst keine Kinder, aber er wußte, daß ein Land ohne Kinder
keine Zukunft mehr hatte. »Ich stimme Euch zu, daß diese Jungen für den Krieg nicht
verantwortlich sind«, sang er. »Mir wäre es lieber, diejenigen würden an der Front stehen, die
diesen Konflikt vom Zaun gebrochen haben.«
Lachesis lachte, und Mym glaubte wieder, die Schicksalsgöttin von irgendwoher zu kennen.
»Wenn die Führer einander gegenübertreten müßten, wären alle Kriege der Welt rasch beendet!« rief
Lachesis.
»Sagt mir bitte, seid Ihr vielleicht aus Irland?« fragte Mym.
Sie starrte ihn an, als hätte er den Verstand verloren. »Ja, dieser Aspekt unserer Dreiheit
stammt aus Irland. Warum?«
»Ich habe einmal eine junge Frau aus Irland kennengelernt, die Euch sehr ähnlich sah. Ich denke,
in Eurer Jugend hättet Ihr ihre Zwillingsschwester sein können.«
»Ich habe in den langen Jahren meines Amtes gelernt, Zufällen zu mißtrauen«, sagte sie
vorsichtig. »Doch nun beantwortet Ihr mir eine Frage: Hatte Satan bei Eurer Amtseinsetzung die
Hand im Spiel?«
»Er hat daran mitgewirkt, meinen Vorgänger zu beseitigen. Doch soweit mir bekannt ist, hatte er
mit meiner Einsetzung nichts zu tun.«
»Seid Ihr Euch da ganz sicher? Warum ward Ihr zum rechten Moment bereit für das Amt?«
»Aufgrund gewisser politischer Umstände wurde mir meine Verlobte genommen, und da regte sich in
mir...« Er unterbrach sich. »Mischt sich Satan denn auch in die Politik ein?«
»Frißt ein Löwe nur Lamm, oder interessiert er sich auch für andere Tiere?« Sie sah ihn streng
an. »Diese junge Frau, die Ihr einmal kennengelernt habt, sie hat nicht zufällig gesungen,
oder?«
»Oh, sie hatte die schönste Stimme, die ich je vernommen habe. Und sie begleitete sich selbst auf
der Harfe...«
»Orb!«
»Ja, das war ihr Name. Kennt Ihr sie?«
»Ich bin ihre Mutter.«
Mym verschlug es die Sprache. Natürlich, die Haare, der Akzent, das Lachen, alles ergab jetzt
einen Sinn. »Ihr sagtet doch, Ihr würdet dem Zufall mißtrauen. Vermutlich weil vieles von dem,
was Ihr tut, den Menschen wie ein Zufall vorkommt. Gibt es unter den Inkarnationen noch andere,
die dem Zufall nachhelfen?«
»Das dürfen Sie nicht, doch einer hält sich nicht daran.«
»Satan?«
»Ja, und ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß er schon wieder etwas plant. Welches
Motiv könnte ihn bewogen haben, Euch zu Eurem Amt zu verhelfen?«
»Ich kann mir nur vorstellen, daß ihm meine Unerfahrenheit einige Vorteile verschaffen
könnte.«
»Aber Ihr habt meine Tochter kennengelernt.«
»Mehr noch, ich habe sie geliebt. Durch gewisse Umstände mußten wir uns trennen, und heute liebe
ich Entzücken. Dahinter steckte kein Plan von meiner Seite, und auch Orb trifft daran keine
Schuld.« Er zuckte die Achseln. »Es ist halt einfach so gekommen.«
»Und glaubt ihr, Orb hat Euch auch geliebt?«
»Ja, dessen bin ich mir gewiß. Sie hat damals eingesehen, warum ich sie verlassen mußte. Sie war
und ist ein wunderbarer Mensch.«
»Es könnte sein, daß der Teufel auf Euch eifersüchtig ist.«
Mym lachte schallend. »Aus was für einem Grund sollte er eifersüchtig sein?«
»Weil meine Tochter Euch geliebt hat.«
»Wollt Ihr damit sagen, daß Satan sich für Orb ernstlich interessiert hätte?«
Lachesis schürzte die Lippen. »Nun ja, wenn man seine verwinkelte Denkart kennt, könnte man das
annehmen. Der Teufel hatte einmal großes Interesse an mir, damals, als ich noch jung war. Damals
sagte man mir, ich sei eines der hübschesten Mädchen der Welt. Viele Männer haben mir den Hof
gemacht. Orb ähnelt mir sehr, und das musikalische Talent hat sie von ihrem Vater geerbt. Satan
wollte es damals verhindern, daß sie in den Besitz der Harfe gelangte, und bei ihrer Nichte Luna
paßte es ihm nicht...«
»Luna?«
»Ja, meine Enkelin.«
»Eure... aber...«
Lachesis lächelte. »Ich habe Lunas Vater als junges Mädchen zur Welt gebracht. Orb kam erst viel
später. Wir haben die beiden Mädchen zusammen großgezogen, sie waren wie Schwestern...«
»Aber Luna hat keine Ähnlichkeit mit Orb. Beide sind sehr attraktive Frauen, sie unterscheiden
sich allerdings in so vielen Dingen...« Während er sprach, erkannte Mym, wie sehr sich die beiden
in ihrem Wesen glichen.
»Luna hat ihr Äußeres verändert, doch die Gründe dafür lassen sich jetzt nicht auf die schnelle
erklären. Luna
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