Inkarnationen 05 - Sing ein Lied fuer Satan - V3
schrecklich. Mal
nachdenken...«
Er wandte sich an Lila. »Gibt es irgend etwas, das Satan niemals tun könnte?«
»Nun, er könnte niemals etwas wirklich Gutes tun. Der Böse muß stets Böses bewirken, auch wenn
dieses Böse auf den ersten Blick wie etwas Gutes wirkt.«
»Können wir ihn einer weiteren Prüfung unterziehen?« wollte Mym wissen.
»Ich weiß nicht, wie ich ihn sonst noch auf die Probe stellen sollte!« rief Orb mit weinerlicher
Stimme.
»Ich bin die Inkarnation des Krieges«, erinnerte er sie. »Wenn Satan wirklich versucht, dich zu
überlisten und für sich zu gewinnen, muß ich herausfinden, ob er damit nicht wieder eine
Verschwörung gegen die Welt bewirken will. Dann nämlich werde ich einschreiten. Du siehst,
liebste Orb, wir haben ein gemeinsames Interesse, die wahre Natur dieses Herrn
kennenzulernen.«
»Aber ich weiß ja nicht einmal, wo er sich gerade aufhält«, antwortete Orb. »Und mir ist
schleierhaft, wie ich an diesen Ort gelangt bin. Wenn ich jetzt noch einmal das Llano singe,
gerate ich Gott weiß wohin.«
»Das Llano ist eine gefährliche Waffe, es ist das Werkzeug der Magie schlechthin«, sagte Lila.
»Wenn man es nur ein wenig falsch singt, steckt man in den größten Schwierigkeiten. Am besten
versucht Ihr jetzt, in Eure gewohnte Welt zurückzukehren.«
»Ihr wißt aber eine Menge über das Lied!« entfuhr es Orb.
»Na ja, nicht mehr als das, was ich gerade gesagt habe. Mir selbst ist es als Dämonin unmöglich,
das Llano zu singen. Doch vor vielen Jahrhunderten hatte ich einen Liebhaber, der mir einiges
über das Llano beigebracht hat. Ich habe dabei auch ein Konterthema erlernt, mit dem sich alles,
was in Unordnung geraten ist, wieder in den ursprünglichen Zustand zurückversetzen läßt.«
Natürlich wollte Orb dieses Lied hören, und Lila schrieb es ihr auf. Das Lied besaß nur wenige
Zeilen, und Orb war etwas verblüfft, als sie sah, wie kurz es war.
»Dieses Thema benutzt übrigens auch unser Fegefeuer-Computer, um seine eigenen Fehler
auszubügeln«, erklärte die Dämonin.
Orb sah sich die Noten und den Text an. Dann sang sie das Lied. Sie spürte Magie um sich herum,
und allerlei Dinge kehrten an ihren gewohnten Platz zurück.
»Ich fühle es auch!« rief Ligeia. »Nun könnt Ihr beruhigt reisen, wohin Ihr wollt!«
»Da bin ich aber froh«, gestand Orb. »Ich weiß nicht, wie lange ich diese gräßliche Reise hätte
fortsetzen müssen, wenn der Zufall mich nicht hierher verschlagen hätte.«
»Halb so wild«, bemerkte Lila. »Ihr seid lediglich wie ein Gummiball rund um den Globus gehüpft.
Irgendwann wärt Ihr schon an einen Ort gelangt, den Ihr wiedererkannt hättet.«
»Aber überall haben Gefahren auf mich gelauert.«
»Das hängt damit zusammen, daß Ihr das Llano so falsch gesungen habt. Selbst hier, im Fegefeuer,
gibt es Gefahren.«
Orb fiel etwas ein, das sie schon vor einer Weile hatte fragen wollen. »Könnt Ihr... nun, ich muß
in diesem Pelz unmöglich aussehen...«
»Aber selbstverständlich«, lächelte Ligeia. »Ich besitze mehrere Schränke voller Kleider,
Gewänder und so weiter. Nur halten sie lediglich im Fegefeuer...«
»Ich kümmere mich darum«, rief Lila. »Ich verstehe mich nämlich darauf, aus dem Pelz, den sie
trägt, etwas Adrettes zu machen.«
»Aber ich kann mich doch hier nicht entblößen!« protestierte Orb und warf einen beziehungsreichen
Blick auf Mym.
»Darüber braucht Ihr Euch keine Sorgen zu machen«, lächelte die Dämonin. Sie stellte sich vor Orb
hin, betrachtete sie prüfend und bewegte dann ihre Hände in rascher Folge über den Pelz.
Im nächsten Moment steckte Orb in einem hübschen Kostüm.
»So«, lächelte Mym, »wir haben noch etwas Wichtiges zu erledigen. Ich werde mir diesen Herrn
Natasha unter die Lupe nehmen.« Er marschierte in die Burg.
»Er ist ein guter Mann«, sagte Ligeia und sah ihm nach.
»Ich weiß«, stimmte Orb leise zu.
»Und Ihr habt ein Kind von ihm empfangen?«
»Ja, woher wißt Ihr das?« Orb war überrascht.
»Ich habe mir natürlich Eure Unterlagen angesehen. Wenn man mit einem Mann zusammen ist, sollte
man als Frau in Erfahrung bringen, was er früher so getrieben hat. Es tut mir so leid, was Ihnen
damals widerfahren ist.«
»Da meine Mutter die Inkarnation des Schicksals ist, muß ich mich wohl an solche Überraschungen
gewöhnen.«
»Eure Mutter hat wenig damit zu tun. Satan hat dahintergesteckt. Er wollte Euch beide
auseinanderbringen.«
»Oh, das habe ich nicht
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