Inkarnationen 05 - Sing ein Lied fuer Satan - V3
Luft war das ideale Klima für solche
Pflanzenformen.
Endlich kehrte Orb zum Wal zurück. Er befand sich nicht mehr im Wasser, sondern schwamm
unterirdisch durch Felsgestein.
»Wo wollt ihr denn hin?« fragte Orb die Freunde, die mittlerweile erwacht und aufgestanden
waren.
»Gut, daß du kommst!« rief Lou-Mae. »Ich wollte mich doch noch von dir verabschieden. Miami ist
untergegangen, und meine Familie... Ich will zu ihr.«
»Und ich gehe mit ihr«, erklärte der Drummer.
Orb wollte ihnen noch soviel sagen, beschränkte sich dann aber auf die Mahnung: »Bring deine
Familie so rasch wie möglich ins Hochland. Am besten in die Berge!« Dann fiel ihr ein, daß
Florida über wenig Hochland verfügte. Der ganze Staat würde über kurz oder lang untergehen. Damit
würde Orb auch Lou-Mae und den Drummer verlieren.
Wenn sie doch nur etwas tun könnte. So viele Fähigkeiten hatte sie bereits verloren, was
vermochte sie eigentlich noch zu tun?
Nun, sie war die Inkarnation der Natur. Also mußten ihr noch ein paar Möglichkeiten
offenstehen.
Sie kehrte ins Fegefeuer zurück und traf in ihrer Residenz auf Eros. »Sagt mir eines«, bestürmte
sie ihn gleich. »Welche Kräfte kann ich als Gäa heraufbeschwören?«
»Alle Kräfte, die mit der Natur verbunden sind«, antwortete er. »Doch Ihr müßt lernen, wie man
mit ihnen umgeht, und darüber kann eine Menge Zeit vergehen. Ich kann Euch da leider nicht
helfen, denn ich verstehe nur etwas von der Liebe.«
»Wo wart Ihr eigentlich, als Satan mich hinterging?« fragte sie ihn grimmig.
»Da durfte ich mich nicht einmischen. Eine niedere Inkarnation hat sich hübsch herauszuhalten,
wenn die Großen etwas unternehmen. Ihr habt Euch aus eigenem Vermögen in ihn verliebt. Da blieb
mir nichts mehr zu tun übrig.«
»Wo erhalte ich Informationen über die Möglichkeiten meines Amtes?« wollte sie von ihm
wissen.
»Na ja, ein Lehrbuch oder so steht leider nicht zur Verfügung. Ihr müßt schon selbst
herausfinden, welche Möglichkeiten Euch offenstehen.«
»Dazu bleibt mir jetzt keine Zeit. Wer oder was kann mir sofort weiterhelfen?«
Eros zuckte die Achseln. »Vielleicht Eure Vorgängerin.«
»Aber die ist doch im Himmel!«
»Nein, sie weilt noch unter den Sterblichen. Ihr stand noch etwas normale Lebenszeit zu, und die
hat sie sich genommen.«
Also war die vormalige Gäa noch erreichbar. Orb machte sich auf die Suche nach ihr und fand
sie.
»Oh, hallo, Gäa!« grüßte ihre Vorgängerin sie.
»Warum habt Ihr Euer Amt aufgegeben?«
»Ach, man sollte wissen, wenn es genug ist«, antwortete die frühere Inkarnation. »Mir ist die
Arbeit langsam über den Kopf gewachsen. Es ist furchtbar anstrengend, überall auf der Welt die
natürliche Ordnung aufrechtzuerhalten. Jeder kleine Fehler bringt gleich die schlimmsten
Konsequenzen mit sich. Anfangs war es ja sehr schön, aber mit den Jahren war es nur noch Streß.
Als ich dann Euch entdeckte und erkannte, daß Ihr das Potential in Euch tragt, eine würdige
Nachfolgerin für mich zu werden, habe ich den Amtswechsel vorbereitet.«
»Vorbereitet? Ihr meint, Ihr hättet auch noch weiter im Amt bleiben können?«
»Aber selbstverständlich. Nicht immer verlassen Inkarnationen ihr Amt unfreiwillig. Als Eure
Fähigkeiten immer stärker wurden, habe ich Euch geholfen und mich selbst gleichzeitig immer
weiter zurückgezogen. Es war sozusagen ein fließender Übergang. Nun genieße ich die mir
verbliebenen Jahre, während Ihr in Amt und Würden seid. Allerdings weiß ich nicht, ob meine Jahre
so angenehm werden, nachdem Ihr das Chaos heraufbeschworen habt.«
»Ich habe töricht gehandelt«, stöhnte Orb. »Jetzt herrscht das Chaos, und nichts und niemand
vermag es aufzuhalten.«
»Wir alle machen am Anfang Fehler«, antwortete die Vorgängerin. »Wenn ich an die schwarze Pest
zurückdenke... Ich konnte nicht mehr tun, als dafür zu sorgen, daß nicht die gesamte Menschheit
ausgelöscht wird. Na ja, danach wußte ich wesentlich besser mit den Möglichkeiten meines Amtes
umzugehen.«
»Aber ich habe das Chaos ausgelöst!«
»Ich hätte nicht gedacht, daß Ihr dazu schon in der Lage wäret. Doch wenn es Euch gelingen
sollte, das Chaos zu bezwingen, werdet Ihr mächtiger als alle anderen Inkarnationen sein.«
»Deshalb bin ich doch zu Euch gekommen. Ich brauche Hilfe, denn ich weiß mir keinen Rat, wie ich
die Welt vor der völligen Vernichtung bewahren kann. Wißt Ihr denn nichts...«
»Ich könnte Euch helfen und kann es
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