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Inkarnationen 05 - Sing ein Lied fuer Satan - V3

Titel: Inkarnationen 05 - Sing ein Lied fuer Satan - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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einer Gemeinschaft zu gehören.
Tinka blieb noch lange bei Orb, die auch für ihren Unterhalt aufkam. Das machte Orb nicht viel
aus.
Sie hätte zwar nie damit gerechnet, in eine solche Situation zu geraten, doch dafür spürte sie
nun eine nie gekannte Erfüllung, wenn sie mit dem Mädchen übte und seine Fortschritte
beobachtete.
Die Suche nach dem Llano konnte da gern noch ein Weilchen warten.
Eines Tages stand der junge Bursche wieder vor der Tür. »Nicolai sagt, Sie sollen zum Tanz
kommen.«
»Was denn für ein Tanz?«
Doch Tinka wirkte wie ausgewechselt. »Wir müssen gehen«, sagte sie in Calo. »Ich weiß, wo der Ort
ist.«
Nun tauschten die beiden die Rollen. Tinka unterwies Orb und zeigte ihr, wie sie sich anzuziehen
hatte, was sich als recht schwierig herausstellte. Tinka war blind und konnte nicht sehen. Orb
hingegen besaß keine Garderobe bis auf den magischen Umhang, der sich nach Belieben verändern
ließ. So mußte Orb lang und oft fragen, bis sie endlich Tinkas Erwartung entsprach. Sie sah sich
im Spiegel als Zigeunerin und mußte sich eingestehen, daß ihr das wirklich gut stand.
Als es dunkel wurde, verließen sie das Haus. Tinka führte sie, auch wenn Orb immer wieder auf
Steine, Löcher und Unebenheiten hinweisen mußte.
Über hundert Menschen hatten sich bereits auf dem Dorfplatz versammelt. Einige Paare tanzten,
während die anderen im Takt zur Musik mit den Fingern schnippten. Die Melodie war so
eindringlich, daß Orb vermutete, auch die Zigeuner müßten es verstehen, ihre Klänge zu
verzaubern.
Alle hier Anwesenden waren Zigeuner. Orb begriff, daß sie als Tinkas Lehrerin angesehen wurde,
und sie brauchte sich ihrer nicht zu schämen. Tinka war gesund und wohlgekleidet. Kein junger
Mann würde sich jetzt noch schämen müssen, sich mit Tinka in der Öffentlichkeit zu zeigen.
Die beiden brauchten nicht lange zu warten, da näherte sich auch schon ein Mann Tinka, um sie zum
Tanz aufzufordern. Orb wußte nicht recht, wie sie dazu stehen sollte. Aber Tinka ließ sich nicht
lange bitten und erwies sich sogar als gute Tänzerin, solange sie entsprechend geführt
wurde.
Orb ließ den Blick über die Menge schweifen und entdeckte schließlich Nicolai. Er spielte
inmitten von anderen Zigeunermusikanten auf seiner Geige. Die Melodien waren wunderbar, aber Orb
bemerkte, daß Nicolai nicht so recht bei der Sache war. Einmal blickte er auf, entdeckte Orb und
nickte ihr unmerklich zu. Sie wußte jetzt, wie glücklich er über die Entwicklung seiner Tochter
war. Tinka besaß sicher gehöriges Talent, aber vor Orb war es nie geweckt und herausgebildet
worden. Und heute nacht machte sie auf der Tanzfläche eine beeindruckende Figur.
Ein junger Mann kam und bat Orb um den nächsten Tanz. »Es tut mir sehr leid, aber ich kenne
diesen Tanz nicht. Ich würde lieber noch eine Weile zusehen.«
Der junge Mann verabschiedete sich artig und ließ sie in Ruhe. Bald kam ein zweiter, und auch dem
sagte Orb höflich ab.
Endlich kam Nicolai persönlich. Auch wenn er schon recht betagt war, besaß er immer noch eine
ungewöhnliche Ausstrahlung. »Wenn Sie eine Zigeunerin werden wollen, müssen Sie auch lernen, sich
wie eine Zigeunerin zu benehmen«, sagte er nur und hielt ihr seine Hand entgegen.
Orb konnte ihn nicht abweisen. Sie bemerkte an der gespannten Erwartung der anderen Zigeuner, daß
ihr eine hohe Ehre zuteil wurde. Also folgte sie ihm auf die Tanzfläche. Nicolai erwies sich als
erfahrener Tänzer, der es seiner Partnerin so leicht wie möglich machte.
»In dieser Nacht gibt es nur eine, die lieblicher ist als meine Tochter«, murmelte er ihr ins
Ohr. Orb errötete und lächelte. Auch ihr kam es so vor, als käme keine der anderen Frauen Tinka
gleich.
Nach ein paar Tänzen verabschiedete sich Nicolai und begab sich wieder zu seiner Geige. Nicht
lange darauf gesellte sich eine atemlose, aber strahlende Tinka zu Orb. Sie hatte wild und viel
getanzt, aber ihre kranken Füße begannen nun zu schmerzen. »Mein Vater hat mit dir getanzt«,
sagte sie, und ein Funkeln der Freude trat in ihre Augen. »Er hat seit Jahren keine Tanzfläche
mehr betreten. Er hat überhaupt nur mit mir geübt, aber dabei durfte niemand zusehen.«
»Ich habe bemerkt, wie hocherfreut dein Vater über dich ist«, sagte Orb.
»Er ist ganz begeistert von dir«, entgegnete Tinka. »Denn du hast mich wirklich weitergebracht.
Daher hat er dir auch die hohe Ehre erwiesen.«
»Du hast mir auch viel geholfen. Durch

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