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Inkarnationen 05 - Sing ein Lied fuer Satan - V3

Titel: Inkarnationen 05 - Sing ein Lied fuer Satan - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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ehrlich zu sein; andererseits würde ein
gesuchter Verbrecher alles tun, um seine wahre Identität geheimzuhalten. Orb wußte sich in ihrer
Not nicht anders zu helfen, als zu einem magischen Hilfsmittel zu greifen. Wenn dieser Mann
ehrlich war, könnte er ohne Schwierigkeiten ihre Harfe berühren. Denn dieses Instrument duldete
die Berührung eines Lügners oder Betrügers nicht. Sie stellte die Harfe vor ihn hin und hieß ihn,
sie anzufassen. Ohne Zögern streckte der Mann eine Hand aus und berührte das Instrument. Nichts
geschah. Sie konnte ihm vertrauen.
Orb lächelte erleichtert. »Es ist wohl an der Zeit, uns miteinander bekanntzumachen« sagte sie.
»Ich heiße Orb Kaftan und bin Sängerin, wie Ihr vermutlich gehört habt.«
»Da-a-arf ni-i-icht sa-a-age-e-en, we-e-er i-i-ich bi-i-in«, stammelte der Fremde. »Mu-u-uß Ge-e-
esi-i-icht ve-e-erbe-e-er-ge-e-en...«
»So, dann seid Ihr also ein politischer Flüchtling?«
»Be-e-e-i-i-i-na-a-ahe-e-e.«
Wieder gab er keine klare Antwort. Aber die Harfeprobe hatte ihn als ehrlichen Mann ausgewiesen.
»Dürfte ich vielleicht Euer Gesicht sehen?«
Er band sich die Tücher ab. Darunter kam ein schöner Inder mit einem klaren, fast
aristokratischen Gesicht zum Vorschein. Jetzt spürte Orb schon wieder dieses dejá vu. Andererseits war sie sicher, diesen Mann noch nie gesehen zu haben. Der Fremde erklärte, daß er
nur ihr sein Gesicht zeige und es am liebsten gleich wieder verdecken würde.
Orb dachte nach. Im Zirkus gab es Arbeit genug.
Sie fragte ihn, ob er bereit sei, als Tierpfleger zu arbeiten.
Er erklärte sich sofort einverstanden.
Sie besorgte ihm eine Clown-Maske, damit er sich nicht mehr mit den Tüchern bedecken mußte, und
erklärte ihm, daß die meisten Artisten auch bei den tagtäglichen Arbeiten mithalfen. Daher würde
es niemand für ungewöhnlich halten, wenn ein Clown einen Stall ausmistete. Und diejenigen, die
den Drachenkäfig säuberten, taten das ohnehin nur im Clowns-Aufzug, denn das Untier liebte es,
ein wenig unterhalten zu werden. Der Prinzipal hatte nichts dagegen, einen zusätzlichen Arbeiter
einzustellen; schließlich erhielten solche Kräfte als Lohn nicht mehr als Kost und Logis. Von da
an war der geheimnisvolle Fremde Mitglied der Truppe, und Orb freute sich, daß sie wieder einmal
jemandem hatte helfen können.
Nach ein paar Tagen näherte er sich ihr wieder und erklärte ihr in seiner umständlichen Art, daß
er gern in der Manege auftreten würde. Er könne zwar nicht sprechen, habe aber einige Kunststücke
auf Lager.
Sie führte ihn zum Prinzipal, der als strenger und gerechter Mann bekannt war und der es gar
nicht schätzte, wenn jemand ihm die Zeit stahl. »Zeigt, was Ihr könnt, aber beeilt Euch«, brummte
er mißmutig.
Der Fremde machte eine Rolle vorwärts, eine Rolle rückwärts und landete dann wieder auf den
Füßen.
Der Prinzipal sagte ihm, er solle die Nummer auf einem hohen Ast wiederholen. Der Mann tat, wie
ihm geheißen.
»Könnt Ihr sonst noch etwas?« fragte der Prinzipal, sichtlich um Gleichgültigkeit bemüht, wie Orb
feststellte. Sie freute sich insgeheim, denn das war ein gutes Zeichen. Wäre der Prinzipal
gelangweilt gewesen, hätte er keine Gleichgültigkeit vortäuschen müssen.
Der Fremde jonglierte mit fünf Messern.
»Ist das alles?« brummte der Prinzipal.
Der Fremde zeigte nun einen Pantomimen-Akt und spielte einen Krieger, dem ständig die
Schwertscheide in den Weg kam. Er trug immer noch das Clowns-Kostüm, aber seine Darbietung war so
geschickt, daß man ihm den Krieger durchaus abnahm. Als der Krieger sich aus Ungeschicklichkeit
in den eigenen Fuß stach, gestattete sich der Prinzipal ein Lächeln. Als der Fremde sein
imaginäres Schwert wütend in die Scheide schieben wollte, sich statt dessen dabei aber an den
Weichteilen verletzte, lachte der Prinzipal laut.
»Ihr seid engagiert, Mime!« rief er. »Arbeitet eine ganze Nummer aus, und dann setze ich Euch ins
Programm. Wir brauchen nur noch einen Namen für Euch... Hm, Der Mime? Nein... Nein, Mym, Mym der
Mime! Ihr seid wirklich talentiert, junger Mann. Schade, daß Ihr mir nicht schon früher über den
Weg gelaufen seid.«
Orb war von den Darbietungen gleichfalls tief beeindruckt. Wer war dieser Mann, der sich als
Angehöriger der niedersten Kaste zeigte, dabei aber über ein solches Talent verfügte? Sie ging
wieder an die Arbeit, doch von nun an hielt sie immer ein Auge auf ihren neuen Kollegen.
Als der Zirkus in

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