Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Inkarnationen 05 - Sing ein Lied fuer Satan - V3

Titel: Inkarnationen 05 - Sing ein Lied fuer Satan - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
Vom Netzwerk:
hört sich wie eine Schmähung an!«
Nun riß die Meerjungfrau die Augen weit auf. »Ihr sprecht die alte Sprache!« rief sie auf
Calo.
Orb war zutiefst überrascht. »Aber ich dachte, Ihr könntet nicht...«
»Doch, ich kann sprechen, aber ich mache davon nur Gebrauch, wenn mir der Sinn danach steht«,
antwortete die Nixe. »Und nur wenige sind es wert, daß man ein Wort an sie richtet.«
»Aber wie ist das möglich... Ich dachte, Ihr wärt ein Geschöpf der See...«
»Mein Vater war ein Mensch«, erklärte die Meerjungfrau. »Er verärgerte einen Zauberer, indem er
dessen Frau betörte und mit ihr floh. Aber er war ja Zigeuner, und die Männer dieses Volkes
denken sich nichts dabei. Der Zauberer belegte ihn mit einem Fluch. Von da an erschienen ihm alle
Menschenfrauen als Fischwesen und alle Fischfrauen als Menschenfrauen. So konnte er sein Glück
nur noch bei Wasserbewohnern finden. Meine Mutter konnte sich kaum um mich kümmern, denn ich
ertrage den Wasserdruck in großen Tiefen nicht. Also versorgte mich mein Vater an Land, so gut es
ihm eben möglich war. Vor einiger Zeit hat er mich an diesen Zirkus hier verkauft. Man trifft
immer wieder interessante Wesen.« Die letzten Tropfen waren aus den Kiemen gelaufen. Die Schlitze
verschlossen sich nun und waren bald nur noch als feine Linien in der Haut auszumachen. Jetzt
wirkte die Körperhälfte, die aus dem Wasser ragte, absolut menschlich.
»Aber, verzeiht, man stellt Euch doch hier als... als Mißgeburt aus. Ihr müßt Männer, die dafür
bezahlt haben, einen Kuß schenken!«
»Ich küsse gern Männer«, antwortete die Nixe. »Und wenn ein besonders hübscher Kerl kommt, erhält
er auch mehr. Sie sind so warm, so trocken, so voller Begierde.«
»Mehr?« Orb hoffte, daß ihre Ahnung sie trog.
»Die Schuppen trage ich nur außen. Darunter bin ich wie ein Säugetier gebaut. Wenn es einem Mann
im Wasser gefällt, können wir dort intim werden. Einige von den Mahuts sind wahre Meister in
dieser Spielart.«
Die Ahnung hatte Orb nicht getrogen. »Aber... aber warum tut Ihr das?«
»Warum denn nicht? Oft ist mir furchtbar langweilig, und manchmal bin ich sehr einsam.«
Orb schluckte, nickte aber tapfer. Sie wußte, daß sie noch viel zu lernen hatte, und am besten
nahm sie einstweilen alles so hin, wie es ihr präsentiert wurde. Außerdem mußte es wirklich
langweilig sein, tagein, tagaus in einem Wassertank zu hocken.
»Ich... Ihr... Hättet Ihr gern, wenn ich Euch etwas vorlese? Oder lest Ihr lieber allein?«
»Bislang hat es niemand der Mühe für wert befunden, mir das Lesen beizubringen«, erklärte die
Meerjungfrau. Sie wackelte kurz mit dem Oberkörper, um damit anzudeuten, was man bei ihr viel
eher für wert gehalten hatte.
»Ich... nun, ich könnte Euch das Lesen beibringen, wenn es Euch nichts ausmacht... nur, meine
Bücher sind in Englisch.«
»Ich verstehe ein wenig Englisch«, sagte die Nixe. »Aber ich spreche es nie, weil alle immer
sagen, ich hörte mich so an, als hätte ich gerade einen Schluck Wasser im Mund.«
»Wie gemein!« empörte sich Orb.
Die Meerjungfrau zuckte nur die Achseln.
»Mißgeburten gewöhnen sich an solche Gemeinheiten.«
»Ihr seid aber keine Mißgeburt, sondern eine Person mit Würde und Charakter!« rief Orb.
»Laßt das bloß niemanden hören«, lächelte die Nixe, »sonst bin ich meine Haupteinnahmequelle
los!«
Orb fiel etwas anderes ein. »Wie steht es denn mit der Harpyie? Ist sie... treibt sie
auch...«
»Ganz ähnlich wie bei mir«, brummte die Meerjungfrau. »Wenn sie die Zuschauer nicht mehr
beschimpfen und beleidigen würde, käme niemand mehr, um sie anzusehen.«
»Nein, ich meinte, liegt auch auf ihr ein Fluch?«
»Keine Ahnung. Ich könnte es mir aber gut vorstellen. Wütende Zauberer verwandeln Frauen, über
die sie sich geärgert haben, vorzugsweise in eine Harpyie; und sie machen sich keine Gedanken
darüber, was später für Wesen entstehen, wenn eine solche verwünschte Frau einmal Nachwuchs
bekommt.«
»Das kann ich mir gut vorstellen. Hm, ich frage mich, ob auch die Harpyie Interesse daran hätte,
das Lesen zu lernen? Bücher können einem soviel schenken und geben. Ich meine, nun, Ihr müßtet
Euch dann nicht aus Langeweile mit einem Mann abgeben, sondern nur noch, wenn Euch wirklich der
Sinn danach stünde...«
»Tja, fragt sie doch. Vielleicht kriegen wir ja noch eine richtige Klasse zusammen.«
Orb kletterte hinaus und wartete, bis der Wagen der Harpyie vorbeikam.
»Was wollt

Weitere Kostenlose Bücher