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Inkarnationen 05 - Sing ein Lied fuer Satan - V3

Titel: Inkarnationen 05 - Sing ein Lied fuer Satan - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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»Mir fällt gerade etwas ein. Ich habe
gehört, daß... Mym, könnt Ihr singen?«
»Wa-a-as?« stammelte er.
»So wie ich es verstanden habe, wird Gesang von einem anderen Teil des Gehirns kontrolliert.
Manche Stotterer, die mit dem Sprechen die größte Mühe haben, können dennoch wunderbar singen.
Kommt, singt mit mir.« Sie stimmte ein altes irisches Volkslied an: »O Danny Boy, the pipes, the
pipes are calling, From glen to glen, and down the mountain side.«
Zögernd fiel er ein:
»And from the trees, the leaves, the leaves are falling, 'Tis you. 'tis you must go and I must
bide.«
Beide hielten verwundert inne. Mym hatte nicht ein einziges Mal gestottert.
»Ihr könntet als Sänger auftreten!« begeisterte sich Orb.
»I-i-ich kö-ö-önnte-e-e e-e-es ta-a-atsä-ä-ächli-i- ich!«
»Nein, Ihr müßt singen, wenn Ihr etwas sagen wollt!« drängte sie ihn. »Ach was, es muß noch nicht
einmal eine Melodie sein. Ein einzelner Ton reicht schon, Ihr müßt ihn nur halten!«
»Ja, so geht's!« summte er.
»Nun könnt Ihr mir alles sagen, was Ihr mir sagen wolltet!« rief sie. In ihrer Freude sprang sie
auf und küßte ihn: »Ach, Mym, ich bin ja so glücklich!« Sie warf ihm die Arme um den Hals und
küßte ihn noch einmal.
Er küßte sie auch, doch im nächsten Moment zog er sich von ihr zurück.
»Was ist denn?« wollte Orb wissen und fühlte sich zurückgewiesen.
Mym antwortete in seinem neugefundenen Singsang: »Ich bin nicht der, für den ich mich ausgebe.
Ich bin in Wahrheit ein Prinz!« Er erzählte ihr, daß sein Name Stolz des Reiches sei und daß er
der zweite Sohn des Radschah von Gudscherat wäre. Der Vater habe ihn in einem Palast
eingeschlossen, damit seine Sprachbehinderung nicht dem Volke bekannt würde. Dennoch sei er wie
ein Prinz erzogen worden, denn es war ja nicht auszuschließen, daß seinem älteren Bruder ein
Unglück widerfuhr.
Eines Tages hatte er es im Palast nicht mehr ausgehalten und war geflohen. Seitdem hielt er sich
vor den Soldaten seines Vaters verborgen.
Seine einzige Hilfe war ein magischer Ring. Und schließlich hatte er eine Vorstellung des Zirkus
besucht und Orb singen gehört...
Er senkte den Blick. Auf seine etwas unbeholfene Weise hatte er ihr gestanden, wie sehr sie ihm
gefiel. Ihr Herz machte einen freudigen Satz, und fast hätte sie ihn wieder umarmt, doch erst
mußte er eine andere Frage beantworten: »Wie war das denn nun mit den Thugs?«
Auch mit dieser Wahrheit hielt er jetzt nicht mehr hinter dem Berg. Als Prinz waren ihm Thugs ein
besonderer Dorn im Auge, erklärte er. Die fünf Strauchdiebe hätten sie, Orb und ihn, die ganze
Zeit argwöhnisch beobachtet. Als sie die beiden umzingelt hatten, hatte der Prinz rot gesehen und
sie mit seinen besonderen Kampftechniken niedergemacht. »Dann habe ich Euch die Augen verbunden«,
schloß er. »Ich wollte nicht, daß Ihr die Leichen und das viele Blut sehen müßtet.«
Orb fühlte sich so, als hätte man ihr einen Hieb in den Magen versetzt. All ihre bösen
Erwartungen waren noch übertroffen worden. Mym war ein Totschläger. Wie konnte eine Frau sich mit
einem solchen Mann zusammentun?
Als der Tränenschleier vor ihren Augen sich gelichtet hatte und sie wieder sehen konnte, war der
Prinz verschwunden. Er war eben ein Gentleman und hatte gewußt, wie sein Geständnis auf sie
wirken mußte. Jetzt begriff Orb auch, warum die Meerjungfrau der Harpyie immer wieder ins Wort
gefallen war. Die Nixe hatte mindestens geahnt, was sich in der Gasse in Wahrheit zugetragen
hatte. Und die Meerjungfrau besaß soviel Menschenkenntnis, um die Unerfahrenheit und Unschuld
ihrer Lehrerin zu erkennen. Orb warf sich auf ihr Bett und schluchzte hemmungslos.
Am nächsten Morgen setzte der Regen aus. Der Zirkus konnte zum nächsten Auftritt
weiterziehen.
Orb saß mit der Nixe und den anderen Schülern zusammen. Die Meerjungfrau wußte sofort, was mit
der Lehrerin los war. Sie erklärte Orb, sie solle sich doch einmal vor Augen führen, was
geschehen wäre, wenn Mym nicht gegen die Thugs eingeschritten wäre. »Und wer könnte einen
Berserker schon schlecht heißen, der nur gewalttätig wird, um seiner Liebsten aus der Not zu
helfen?« schloß sie, und die ganze Klasse stimmte zu. Sogar die Harpyie war derselben Meinung:
»Ach, wenn doch ein Mann einmal für mich Schurken niedermachen würde!« seufzte sie.
Und von einem Moment auf den anderen verwandelte sich Orbs Entsetzen in ein wenig Scham und viel

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