Inkarnationen 05 - Sing ein Lied fuer Satan - V3
dort gut ankommen, erhalten wir sicher von allen möglichen Orten
Einladungen«, dachte Orb laut.
»Ja, super«, sagte der Organist und machte eine bekümmerte Miene. »Aber wir haben erst ein
einziges Lied. Eine tolle Show, die wir damit bieten können.«
»Kein Problem, wir üben eben noch ein paar andere Stücke ein«, strahlte Orb.
Der Organist sah sich hilfesuchend nach dem Schlagzeuger um, doch der stand schon wieder wie
hypnotisiert vor Lou-Mae.
»Was soll die ganze Nerverei!« rief der Gitarrist. »Immerhin haben wir unser erstes
Engagement!«
»Ja, in ein paar Wochen«, erwiderte der Organist. »Das Medien-Center ist weit im voraus
ausgebucht, und bis es für uns so weit ist, müssen wir irgendwo unterkommen.«
»Ich frage Luna«, erklärte Orb.
Ihr Vertrauen wurde nicht enttäuscht. Luna brachte sie alle unter. Die nächsten Tage und Wochen
vergingen mit Proben. Orbs Magie brachte die Band noch enger zusammen und verlieh den Liedern ein
wunderbares Klangvolumen. Während der langen Proben konnte es nicht ausbleiben, daß sie alle sich
besser kennen- und schätzenlernten.
Der Drummer und Lou-Mae stellten fest, daß sie sich wirklich mochten und daß ihre Zuneigung nicht
nur von der Magie hervorgerufen worden war.
Dann kam der Tag des ersten öffentlichen Auftritts. Als die Band sich hinter der Bühne
vorbereitete, kam der Direktor und erklärte, daß die Halle nur schwach besucht sei. »So ist das
heutzutage nun einmal. Newcomer-Bands füllen selten größere Säle.«
Der Drummer warf einen Blick durch den Vorhang.
»Sind immer noch mehr Leutchen, als wir je zuvor hatten.«
Sie liefen auf die Bühne und begannen zu spielen.
Das Publikum wirkte nicht sonderlich begeistert.
Doch das änderte sich rasch, als die Magie der Musik auf sie übergriff. Alle Zuhörer blickten
gebannt zur Bühne und lauschten verwundert.
Als Livin' Sludge nach der Pause auf die Bühne zurückkehrte, war die Halle zur Hälfte
gefüllt.
»Das hat es ja noch nie gegeben!« wunderte sich der Direktor.
Beim Frühstück am nächsten Morgen machten sich alle über die Kritiken her. Es hatte den Anschein,
als seien etliche Kritiker von Bekannten und Freunden während des Konzerts angerufen worden und
hätten sich sofort auf den Weg gemacht, um wenigstens noch den zweiten Teil mitverfolgen zu
können.
»Ich kann es nicht glauben, daß sie uns meinen«, entfuhr es Orb.
»Mit soviel Lob ist hier selten eine Band bedacht worden«, erklärte Luna. »Das verdankt ihr alles
eurer Magie.«
Am Nachmittag trafen die ersten Anfragen von Konzertagenturen ein. Städte aus dem ganzen Land
wollten Livin' Sludge verpflichten und boten schwindelerregende Honorare. Ihr erster
Auftritt hatte eingeschlagen wie eine Bombe.
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8. Kapitel
Jonas, der Wal
Luna kümmerte sich um alles: Sie stellte die notwendigen Kontakte her, buchte
Auftrittsmöglichkeiten und stellte Mrs. Glotch ein, die sich um Rechnungen, Einnahmen und anderen
Papierkram kümmerte. Mrs. Glotch fühlte sich schon zu alt, um noch mit der Gruppe auf Reisen zu
gehen. Sie wollte lieber am Telefon erreichbar bleiben und die Band regelmäßig über alle für sie
wichtigen Belange informieren. Luna gab Orb einen magischen Stein, der als eine Art Peilsender
diente, so daß Mrs. Glotch sie im Notfall sofort aufspüren konnte.
So weit war alles geklärt, doch wie sollten sie zu ihren Auftrittsorten kommen? Die Jungs
schlugen vor, man solle einen Bus leasen und ihn mit Betten und einer Küche ausstatten; sie
wollten im Bus leben und reisen.
»Niemals steige ich in einen solchen Bus«, erklärte Lou-Mae. »Ich reise doch nicht mit einer
Gruppe Männer in einem Bus durchs Land.«
Orb, die sich wegen ihres Amuletts kaum Sorgen um ihre Moral machen mußte, verstand jedoch sofort
die Bedenken der Sechzehnjährigen.
»Warum können wir nicht mit dem Flugzeug oder der Eisenbahn fahren und unterwegs in Hotels
absteigen?«
»Hast du eine Ahnung, was da an Kosten auf uns zukäme?« antwortete der Drummer.
»Außerdem wird mir ganz komisch bei dem Gedanken, meine Orgel immer wieder als Frachtgut
befördern zu lassen«, meinte der Organist säuerlich. »Wie ich Flugzeug und Bahn kenne, kommt sie
beschädigt und in der falschen Stadt an.«
Der Gitarrist schlug vor, sich einen Eisenbahnwaggon zu mieten oder gar einen zu kaufen. Doch die
ausrangierten Waggons, die zum Kauf angeboten wurden, befanden sich in einem jämmerlichen
Zustand. Der Drummer wies außerdem darauf hin, daß sie per
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