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Inkarnationen 05 - Sing ein Lied fuer Satan - V3

Titel: Inkarnationen 05 - Sing ein Lied fuer Satan - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Welt je gesehen hatte.
Jonas, der immer noch in ihr trieb, war jetzt kaum größer als ein kleiner Finger. Orbs Beine
stießen durch die Erdkugel, während ihr Kopf in den Himmel ragte. Das Wachstum schien sich zu
beschleunigen. Pro Sekunde verdoppelte sich ihre Größe.
Jetzt war sie so groß, daß sie die Erde umarmen konnte.
Nun fiel ihr ein, daß sie nach einem Lied suchte.
Von wo war es an ihr Ohr gedrungen? Sie bückte sich über die Welt und suchte die Kontinente
ab.
Irgendwo aus dem Pazifik. Sie hielt ein Ohr über das große Wasser und machte unweit ihrer rechten
Hand eine winzige Insel aus. Sie legte einen Finger auf diesen Fleck und sagte nur: »Hier.«
Im selben Moment setzte bei ihr der Schrumpfprozeß ein. Ihr Körper zog sich rings um den Finger,
der noch auf der Insel ruhte, zusammen. Die Welt dehnte sich in aberwitzigem Tempo aus.
Dann befand sie sich plötzlich auf der Insel. Sie stand auf einem winzigen Eiland, genauer vor
einer kleinen Bucht. In der Bucht lag ein Schwamm, der ein Stück aus dem Wasser ragte.
Und von diesem Schwamm kam die wunderbare, betörende Musik.
Orb rieb sich die Augen: Ein musikalischer Schwamm?
Dann fiel der Nebel von ihren Gedanken. Was tat sie eigentlich hier? Sie stand ganz allein auf
einer kleinen Insel im riesigen Pazifik. Wieviel hundert oder tausend Kilometer mochte die
Zivilisation entfernt sein? Ihre Verwandlungen hätten ein Produkt eines Traums oder einer
überhitzten Phantasie sein können. Aber die Szenerie um sie war real. Sie befand sich wirklich
auf der Insel.
Sie spazierte über das Eiland und entdeckte nichts als Sand und Felsen. Die Sonne brannte heiß
vom Himmel, und eine leichte Brise fuhr sanft durch ihr Haar. Orb hob einen Stein auf und warf
ihn ins Meer. Wasser spritzte auf. Kein Zweifel, sie träumte nicht.
Nun ja, sie hatte allein sein wollen. Die Musik war von einem Ort gekommen, an dem sich weit und
breit keine Menschenseele aufhielt. Sie hatte also gefunden, was sie suchte. Aber wie ging es
jetzt weiter?
Warum hatte sie die Einsamkeit gesucht? Wegen Mym, wegen des Bildes von ihm und seiner Verlobten
in der Zeitung. Er hatte ein neues Glück gefunden, in dem für Orb kein Platz mehr war. Der
Zauberring hatte recht behalten: Sie würde Mym wiedersehen, aber nicht so, wie sie es sich
vorgestellt hatte.
Orb horchte in sich hinein und stellte überrascht fest, wie gefaßt sie diese Tatsache nun
akzeptieren konnte. Sie fühlte sich frei. Frei genug, um eine neue Liebe zu finden.
Vielleicht die ominöse Beziehung mit Satan? In plötzlich erwachtem Zorn trat sie mit der
Fußspitze in den Sand. Niemals! Diese Prophezeiung würde sich nie und nimmer erfüllen. Sie würde
schon einen anderen Mann finden, den es zu lieben lohnte. Zur Hölle mit Satan!
Soviel stand also fest. Aber wie sollte sie nun zu Jonas zurückgelangen?
Sie kehrte zu der Bucht zurück. Dort lag der Schwamm halb im Wasser und spielte immer noch seine
Musik.
»Diese Melodie hat mich hierhergeführt«, sagte sie. »Sie gehört sicher zum Llano.«
Sie versuchte, sich daran zu erinnern, wie es begonnen hatte. Aber sie kam nicht mehr
drauf.
Sie hatte sich einfach so ausgedehnt und hier wieder zusammengezogen. In wenigen Sekunden hatte
sie einige tausend Kilometer zurückgelegt.
Nun saß sie hier fest, und ihr Bedürfnis nach Einsamkeit war längst vergangen. Der Wind frischte
auf, und die Wellen wurden größer.
Wolken ballten sich zusammen, sammelten sich zu einem Sturm. Auf der Insel würde Orb hilflos den
Naturgewalten ausgeliefert sein. Sie hatte ja nicht einmal einen Schirm mitgebracht. Hier würde
sie keine Nahrung finden und wäre länger allein, als ihr lieb war. Nur der Schwamm leistete ihr
Gesellschaft.
Sie betrachtete ihn etwas genauer. Der Wind peitschte über die Wellen.
»Wie schützt du dich davor, von der Gischt überspült zu werden?« fragte Orb den Schwamm.
Die Musik wurde lauter, und der Schwamm begann zu wachsen.
»Was?« entfuhr es Orb. »Das Wachsen und Schrumpfen habe ich von dir gelernt?«
Der Schwamm wurde immer größer. Bald war er groß wie ein Haus und fast durchsichtig. Wenig später
schon war er nur noch eine dünne Nebelwand, die sich von Horizont zu Horizont erstreckte.
»Warte auf mich!« rief Orb. Sie konzentrierte sich auf die Musik, wurde ein Teil von ihr.
Orb wuchs, und diesmal ging der Prozeß noch rascher voran. Nach einem Moment ragte sie turmhoch
über der Insel auf, dann sah sie den Pazifik in seiner ganzen Größe

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