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Inkubus

Inkubus

Titel: Inkubus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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fressen‹?«, unterbrach ihn Amaldi gleich.
    »Er hat eine Prostituierte misshandelt …«, fuhr Palermo fort. »Eine von denen, die nicht ausgesagt haben. Er hat ihr wieder Schnittwunden zugefügt, mitten in die alten Narben … und dann hat er ihr beinahe die Lippen abgebissen …«
    »Pfui Teufel …«, war Freses Kommentar.
    »Warum stand davon nichts in den Akten, die du mir zukommen ließest?«, fragte Amaldi.
    »Ich hatte das Protokoll noch nicht geschrieben. Dafür erzähle ich es dir doch jetzt persönlich, kommt das nicht auf das Gleiche hinaus?«
    Amaldi nickte. Er wusste, dass gegen Palermo vor Jahren eine interne Untersuchung wegen des Verdachts auf Korruption gelaufen war. Um Anklage zu erheben, hatten die Beweise nicht ausgereicht, aber allein diese Beschuldigung wog schwer. Denn entgegen der landläufigen Meinung der Polizisten ermittelte der Disziplinarausschuss nur dann, wenn man sich ziemlich sicher war. Niemandem bereitete es Vergnügen, einen korrupten Polizisten zu erwischen. Der Disziplinarausschuss griff daher nur ein, wenn er unbedingt musste.
    »Und dann habe ich das hier bekommen …« Palermo zog einen Briefumschlag aus der Innentasche seiner Jacke und warf ihn mit einer heftigen Bewegung auf den Tisch. Der Umschlag, er lag in einer durchsichtigen Aktenhülle, war stark zerknittert. »Das hier ist eine Kopie der Nachricht. Sie wurde mit einer Schablone geschrieben …«, setzte er hinzu und hielt Amaldi ein Blatt hin.
    Amaldi nahm es und las laut: » Der Erste ist gefallen. Und so werden meine Feinde einer nach dem anderen fallen … bis ich immer heller strahlen werde … und der Letzte wird deinen Namen tragen und dein Gesicht haben und deine blutenden Wunden. Du wirst fallen, fallen, fallen, fallen …«, dann reichte er es an Frese weiter. »Und was bedeutet das?«, fragte er Palermo.
    Der Chefinspektor von der Sitte lehnte sich nach hinten. »Das hat mir Primo Ramondi geschickt«, sagte er. »Ins Präsidium.«
    »Woher weißt du, dass er es war?«, fragte Frese.
    »Ich weiß es eben«, antwortete Palermo und ließ seinen Blick weiterhin auf Amaldi ruhen. »Na ja, zur Sicherheit habe ich den Umschlag und den Brief untersuchen lassen. Auf dem Brief sind keine Fingerabdrücke. Aber auf dem Umschlag. Und zwar die von Primo Ramondi.«
    Amaldi beugte sich über die Klarsichthülle mit dem Umschlag. Er nahm sie in die Hand. Der Umschlag war nicht nur so zerknittert, als hätte ihn jemand schon einmal zusammengeknüllt, sondern er trug auch ganz oben links die Aufschrift der Elektrizitätswerke und auf der Vorderseite weiter unten rechts hatte er ein kleines foliengeschütztes Fenster. Der Umschlag war am oberen Rand geöffnet worden, wahrscheinlich mit einem Brieföffner. Die Rechnung, die er enthalten hatte, war herausgenommen worden und dann hatte jemand den Umschlag wieder mit einem langen Streifen Klebeband verschlossen.
    »Wo hat man die Fingerabdrücke gefunden?«, fragte Amaldi Palermo und reichte die Klarsichthülle an Frese weiter.
    »Überall.«
    »Wo überall?«
    »Auf Vorder- und Rückseite. Drei vollständige Fingerabdrücke, fünf Teilabdrücke und sieben verwischte«, antwortete Palermo.
    »Wie vom Öffnen des Umschlags?«, hakte nun auch Frese nach.
    »Keine Abdrücke auf dem Klebeband?«, drängte Amaldi Palermo.
    »Nein, keine Abdrücke. Worauf willst du hinaus?« Palermo war auf einmal angespannt.
    »Warum ist der Umschlag so zerknittert?«, fragte Amaldi.
    »Keine Ahnung.«
    »Was soll das? Wiederverwertung von Umschlägen?«, meinte Frese.
    »Woher zum Teufel soll ich das denn wissen? Es sind seine Fingerabdrücke.«
    »Ergibt es irgendeinen Sinn, dass er zwar darauf achtet, auf der Nachricht und dem Klebeband keine Fingerabdrücke zu hinterlassen, aber der Umschlag ist ihm egal?«, überlegte Amaldi.
    »Liegt irgendein Sinn darin, Huren zu zerbeißen und aufzuschlitzen?«, polterte Palermo los.
    »Nicht so laut bitte …«, meinte Amaldi.
    »Oder auf so bestialische Weise einen Lehrer zu ermorden?«, fuhr Palermo fort und wurde immer erregter.
    »Er hat dir doch gesagt, du sollst nicht so brüllen«, knurrte Frese.
    »Ach, leck mich doch!«, brüllte Palermo und schlug mit der Hand auf den Tisch. »Ihr könnt mich alle beide mal am Arsch lecken!«
    »Ganz ruhig, Palermo«, sagte Amaldi. Seine Stimme klang kontrolliert. Und eiskalt.
    Palermo verschränkte die Arme vor der Brust, er kochte vor Zorn. »Kann ich mal sehen, was ihr gegen ihn in der Hand habt?«, fragte

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