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Inkubus

Inkubus

Titel: Inkubus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Di Fulvio
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er.
    »Nein«, erklärte Amaldi.
    Palermo sprang auf. Er ging zur Brüstung der Terrasse und starrte über die Rebstöcke, die Schaukel und die Rutsche hinweg. Als er sich umdrehte und sich dann wieder setzte, hatte er sich beruhigt. »Ich habe ebenfalls meine Ermittlungen angestellt. Es gibt viele Indizien, die auf Primo Ramondi hinweisen«, sagte er zu Amaldi. »Das musst du doch zugeben?«
    »Ja.«
    »Und was hindert dich dann daran, ihn zu verhaften?«
    »Vor allem die Tatsache, dass wir keine stichhaltigen Beweise haben.«
    » Vor allem … das bedeutet wohl, du würdest ihn nicht einmal dann verhaften, wenn es sie gäbe. Richtig?«
    »Nein. Wenn es stichhaltige Beweise gäbe, würde ich ihn verhaften. Aber ich bin nicht überzeugt, dass wir welche finden können.«
    »Hast du begriffen, welche psychopathischen Abgründe sich in Primo Ramondi auftun, Commissario, du mit deinem Psychologiestudium?«
    »Ich glaube schon, Chefinspektor«, antwortete Amaldi. »Aber du fragst mich ja nicht, ob ich Primo Ramondi für gefährlich halte, für fähig, jemanden vorsätzlich zu töten. Und du fragst mich auch nicht, ob ich glaube, er könnte Vergnügen daran finden, so etwas zu tun und einen Menschen derart zu quälen. In diesem Fall fiele die Antwort sicher positiv aus. Du willst nur von mir hören, dass ich ihn für schuldig am Tod von Ernst Garcovich halte. Also gut, meiner Ansicht nach gibt es noch keine ausreichenden Beweise, die deinen Verdacht bestätigen.«
    Frese spielte mit einem Notizzettel herum, den er aus der rechten Tasche seiner hellen, mit Flecken übersäten Jacke gezogen hatte.
    Palermo sah Amaldi verärgert an. »Ist Primo Ramondi ein Sadist?«, fragte er dann.
    »Ganz bestimmt.«
    »Ist in seinem Modus Operandi Folter nicht ganz besonders wichtig? Ist sie nicht sogar der vordringliche und charakteristische Aspekt seiner Persönlichkeit?«
    »Das wissen wir nicht«, erwiderte Amaldi lächelnd.
    »Wie?«
    »Es ist ganz bestimmt so, wie du sagst … allerdings reden wir dabei über Frauen, die sich berufsmäßig prostituieren, und selbst die hat er, soweit es uns bekannt ist, noch nie getötet. Diese Taten beinhalteten auf jeden Fall eine starke sexuelle Komponente. Aber nichts deutet darauf hin, dass er auch an Männern interessiert ist.«
    »Das Opfer war nackt«, entgegnete Palermo. »Willst du mir etwa erzählen, dass dies keine › sexuelle Komponente ‹ ist?«
    »Nein. Aber es deutet eher auf eine homosexuelle oder homophobe Haltung hin … die nicht sehr vereinbar mit Primo Ramondis Neigungen sind … der sich selbst in seiner krankhaften psychischen Störung in einen entfernt heterosexuellen Kontext einordnen lässt – oder besser in einen präsexuellen.«
    »Und was ist deine Meinung zu Ramondis körperlicher Missbildung?«
    »Du meinst seine genitale Hypotrophie?«
    »Ja, genau …« Palermos Stimme klang jetzt beinahe schrill. »Glaubst du etwa nicht … dass dieser grüne Apfel für seinen winzigen Pimmel steht?«
    »Doch, das klingt einleuchtend …«, wandte Frese ein.
    Amaldi drehte sich um und sah ihn verblüfft an. Frese hielt immer noch den Zettel mit den Notizen in Händen.
    »Für diesen Apfel könnte es mehrere triftige Erklärungen geben …«, meinte Amaldi. »Für den Fall, dass es sich um Ramondi handelt, könnte er tatsächlich ein Hinweis auf seine sexuelle Unreife sein. Aber er könnte auch grün und unreif sein, weil man dann nicht so einfach reinbeißen kann …«
    Palermo schnaubte gereizt.
    »Er könnte auch einfach nur die Frucht der Sünde sein …«, fuhr Amaldi fort, ohne auf ihn zu achten. »Er könnte auch ein Hinweis auf Kinder sein … oder … Ich weiß auch nicht …« Er sah Frese an. »Unreife Äpfel verfüttert man gern an Schweine, also könnte es auch eine moralische Botschaft, ein Ausdruck von Verachtung sein … Beim derzeitigen Stand der Dinge … ist eine These so gut wie die andere.«
    »Also, ich glaube, auch wenn du behauptest, dass eine These so gut wie die andere ist, schließt du trotzdem alle aus, die auf Primo Ramondi hinweisen«, ereiferte sich Palermo.
    »Das stimmt nicht, Palermo«, antwortete Amaldi ruhig. »Allerdings bist du völlig fixiert auf …«
    Palermo sprang so unvermittelt von seinem Stuhl auf, dass der krachend umfiel, und rannte zur Tür. Dort wandte er sich noch einmal um. »Man hatte mir ja gesagt, dass du zu nichts mehr zu gebrauchen bist«, erklärte er und ließ die beiden allein auf der Terrasse zurück.
    Amaldi senkte den

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