Inmitten der Unendlichkeit
Vergnügen. Kämpfen bereitet uns Freude. Sehr viel Freude. Gewinnen ist das Allergrößte.«
»Ist es wie ein Orgasmus?«
»Ich weiß nicht. Ich habe keine Ahnung, wie ein Orgasmus sich anfühlt. Ich bin nicht sicher, ob ich einen richtigen Vergleich anstellen kann.«
Bach sank in sich zusammen. Sie wirkte betäubt und niedergeschlagen. Ungläubig schüttelte sie den Kopf. »Das wußte ich nicht. Es tut mir leid.«
»Bevor der Krieg ausgebrochen ist«, fuhr Brik fort, »hätte ich Sie umbringen müssen, wenn Sie diese Informationen erhalten hätten. Und anschließend mich selbst. Aber jetzt macht es wohl nicht mehr besonders viel aus. So viele von uns haben mit der Solidarität gebrochen, nachdem sie damit angefangen hat…«
»Womit angefangen hat?«
»Als sie zu Blutsäufern wurden. Ich würde lieber nicht über diese Dinge reden. Nicht jetzt.«
»Ich weiß, daß Sie sich dabei unwohl fühlen. Es tut mir leid. Aber Sie haben mir versprochen, aufrichtig zu sein. Wollen Sie etwa sagen, daß die Solidarität das Blut ihrer Opfer trinkt?«
»Nein«, erwiderte Brik. »Noch schlimmer. Sie trinken in Verbrüderungszeremonien gegenseitig ihr Blut. Es wurde zu einem Brauch, der vielen von uns pervers erscheint. Es ist sehr wie Sex.«
»Sex hat damit nichts zu tun«, widersprach Bach.
»Meine Väter sahen das anders. Und ich stimme ihnen zu. Ist denn nicht jeder Akt sexuell, bei dem Körperflüssigkeiten zum Zweck der Verbrüderung und aus reiner Freude ausgetauscht werden?«
»Wenn Sie es unbedingt so sehen wollen…« Bach lächelte schwach. »Es klingt so klinisch, wie Sie das Wort aussprechen. Aber in Wirklichkeit macht es eine Menge Freude. Ich wünschte, ich könnte es Ihnen zeigen.«
»Bitte…« Brik hatte eine Hand gehoben und fiel ihr ins Wort. »Bitte reden Sie nicht so.«
»Entschuldigung«, entgegnete Bach. »Es tut mir leid. Erzählen Sie mir von Ihren… Genitalien. Sind Sie so geboren worden?«
»Sie meinen das offensichtliche Fehlen von Testikeln und Penis?« fragte Brik ohne eine Spur von Verlegenheit. »Ja. So werden alle Morthaner geboren. Ohne die Notwendigkeit der Paarung ist dieses Organ überflüssig. Die vergrößerten Genitalien der Menschen sind in unseren Augen bizarr. Kein Wunder, daß ihr so oft an Sex denkt. Sagen Sie mir – finden Sie diese… Dinger eigentlich anziehend?«
Bach errötete. »Am richtigen Mann… ja.«
»Sehr seltsam«, sagte Brik. »Der Penis eines Morthaners hat eine viel angemessenere Größe. Strecken Sie Ihre Hand vor. Spreizen Sie die Finger. Ihren kleinen Finger. Ja, ungefähr so groß. Nur nicht so lang. Etwa bis zum zweiten Glied. Sie können ihn nicht sehen, weil er normalerweise tief in einer Hautfalte verborgen liegt. Dies bietet viel mehr Schutz gegen Verletzungen. Menschliche Männer sind in dieser Region sehr empfindlich, oder nicht?«
Bach grinste. »Menschliche Männer sind noch verletzlicher, was ihre Egos angeht. Die Größe seines Penis ist für einen Mann sehr wichtig. Fühlen Sie sich nicht manchmal alleine durch den Augenschein benachteiligt?«
»Benachteiligt? Wegen der Größe meines Penis? Was ist das denn für eine dumme Idee? Ich bin doch nicht mein Penis!«
Ohne offensichtlichen Grund begann Bach zu kichern. »Sie sind wirklich ein außergewöhnlicher Mann.«
Brik blickte sie fragend an. »Ich verstehe nicht?«
»Kein menschlicher Mann würde je so etwas sagen. Zumindest kein Mann, den ich kenne.« Ein Gedanke kam ihr. »Sie hatten recht, sich zurückzuhalten, Brik. Sie sollten die Natur Ihrer Genitalien weiterhin vor den anderen verbergen.«
»Warum das?«
»Weil… es ist schwer zu erklären, aber einige Leute an Bord der LS-1187, die Sie nicht leiden können, würden sich vielleicht über Sie lustig machen. Man würde die Größe Ihres Penis als Maß Ihrer… Fähigkeiten einschätzen.«
»Fähigkeiten?«
»Fähigkeiten. Ein Zeichen Ihrer Männlichkeit.«
»Männlichkeit?« Brik runzelte erneut fragend die Stirn. »Aber… alle Morthaner sind männlich. Es ist ohne jede Bedeutung. Außerdem habe ich meine Fähigkeiten mehr als einmal im Kampf bewiesen.«
»Sicher, Ihre Fähigkeiten als Kämpfer haben Sie in der Schlacht bewiesen. Aber was ist mit Ihren Fähigkeiten als Liebhaber? Das ist für Menschen noch viel wichtiger. Und ganz ehrlich… die meisten Menschen würden Ihre Lebensweise zumindest als… eigenartig empfinden. Ich meine, so ganz ohne Frauen – woher wollen Sie dann überhaupt wissen, daß Sie männlich
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